Im Juni 2015 gründeten Karsten Einwich, Thomas Hartung, Thomas Arndt und Dominic Scharfe die COSEDA Technologies GmbH. Alle vier sind Wissenschaftler aus dem Dresdner Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen Institutsteil für Entwurfsautomatisierung, die sich entschieden haben langjährige Forschungsarbeit als Spin-off in die Praxis zu bringen. Mit ihrem Unternehmen bieten sie nun eine Software an, mit der die Halbleiterindustrie komplexe Elektronikprodukte sicherer, schneller und damit kostengünstiger entwickeln kann. Wir haben sie zu ihrer Geschäftsidee befragt und wie sie den Gründungsprozess erlebt haben.
Worum geht es bei Eurer Geschäftsidee?
Wir entwickeln und vertreiben eine Simulationssoftware für den Bereich der Mikroelektronik. Unsere Software ermöglicht es Herstellern von elektronischen Systemen, neuentwickelte komplexe Schaltkreise noch im Entwurfsprozess frühzeitig in einem Gesamtsystem abzubilden. Dadurch ist es möglich, erste Referenzmodelle der Schaltkreise als virtuelle Prototypen zu testen und mögliche grundlegende Fehler in einem frühzeitigen Stadium zu identifizieren. Die Hersteller können dadurch hohe Kosten sparen, da gravierende Fehler bereits vor der Fertigung eines physischen Prototypen ausgemerzt werden können.
Unsere Hauptkunden sehen wir zunächst primär in der europäischen und mittelfristig auch in der weltweiten Halbleiterindustrie. Perspektivisch ergeben sich aber auch Anwendungsmöglichkeiten für die Software bei Zulieferern der Automobilindustrie sowie im Medizinbereich und in der Luft- und Raumfahrttechnik. Neben der Lizenzierung der Software, die unser Hauptgeschäft sein wird, bieten wir unseren Kunden auch umfangreiche Dienstleistungen rund um die Software an wie z.B. Support, Schulungen oder die Entwicklung individueller Modellbibliotheken.
Wie entstand die Idee und wann habt Ihr Euch entschieden sie auch umzusetzen?
Ende der 90er Jahre kamen Unternehmen der europäischen Halbleiterindustrie auf unser Mutterinstitut das Fraunhofer IIS/EAS zu, weil sie erkannt haben, dass perspektivisch komplexe Schaltungen mit den vorhanden Softwaretools nicht mehr abgebildet werden können. Gemeinsam mit Partnern aus der Halbleiterindustrie hat unser Institut dann zwischen 2000 und 2010 eine neue Simulationssprache entwickelt, die den künftigen Bedürfnissen gerecht werden kann. Diese Sprache wurde anschließend Open Source zur Verfügung gestellt, in der Hoffnung, dass große Softwareunternehmen auf dessen Basis ein Simulationstool entwickeln. Das geschah aber leider nicht. Dennoch kam die Industrie immer wieder mit Entwicklungsaufträgen auf das Fraunhofer IIS/EAS zu. Aus diesen Projekten entstanden in den Folgejahren immer mehr Toolfragmente, die schließlich die Basis für unsere Software bilden.
Die Nachfrage aus der Industrie hat uns gezeigt, dass ein Potenzial für die Software definitiv vorhanden ist, was allerdings im Rahmen von Fraunhofer nur bedingt bedient werden kann. So fiel im Jahr 2012 in der Arbeitsgruppe um Karsten Einwich die Entscheidung, die Software über eine Ausgründung zu vermarkten.
Was waren die größten Herausforderungen seit der Gründung und wie habt Ihr sie bewältigt?
Unsere größte Herausforderung war es sicherlich, die bestehenden Kontakte aus Fraunhoferzeiten weiter auszubauen und die früheren Entwicklungspartner schließlich auch als Kunden zu gewinnen. Unsere künftigen Herausforderungen sehen wir vor allem darin, unseren technischen Know-how-Vorsprung zu halten oder weiter auszubauen und neue Kunden zu gewinnen.
Was macht Euch besonders stolz bzw. was waren Eure bisher größten Erfolge?
Besonders stolz sind wir darauf, dass wir im ersten Vierteljahr nach unserer Gründung bereits erste wichtige Referenzkunden gewinnen konnten.
Auch die Einwerbung der Gründungsförderung EXIST-Forschungstransfer, sowohl der Phase 1 als auch der Phase 2, war ein riesen Erfolg für uns. Ohne diese Förderung stünden wir mit unserer Software nicht da, wo wir heute sind.
Welche Faktoren sind aus Eurer Sicht für den Erfolg einer Existenzgründung wichtig?
Aus unserer Sicht ist es sehr wichtig, dass das Team harmoniert und an einem Strang zieht. Jeder muss sich in seiner Rolle und seiner Funktion im Unternehmen wohl fühlen. Auch sollten Punkte, bei denen man vielleicht anderer Meinung ist, offen im Team angesprochen werden, damit Konflikte erst gar nicht entstehen.
Neben dem Team ist es genauso wichtig, ein marktfähiges Produkt zu haben, was auch durch Kunden nachgefragt wird. Man sollte daher frühzeitig mit möglichen Anwendern in Kontakt treten und deren Bedürfnisse genauestens ergründen. Wenn man potenzielle Kunden so früh wie möglich in die Entwicklung seines Produktes einbezieht, reduziert man die Gefahr, dass man später ein Produkt entwickelt hat, das der Kunde so nicht braucht. Gleichzeitig macht man sein Produkt zeitig bei möglichen Kunden bekannt, was den Markteinstieg deutlich erleichtert.
Auch die Unterstützung durch die EXIST-Forschungstransferförderung und die stete Begleitung von dresden|exists waren sehr wichtig für uns. Insbesondere bei Fragen zur Unternehmensfinanzierung oder bei strategischen Themen rund um den Businessplan hatten wir immer einen guten Ansprechpartner. Aber nicht zuletzt war auch der Blick von außen auf unsere Idee sehr hilfreich.
Welche Bedeutung hatte für Euch die EXIST-Forschungstransferförderung?
Die Förderung war sehr essentiell für uns. Die erste Förderphase hat uns im Fraunhofer-Institut zunächst die Freiräume geschaffen, damit wir uns voll und ganz auf die Weiterentwicklung der Software konzentrieren und diese zur Marktreife führen konnten. Mit Gründung unseres Unternehmens konnten wir dann auch noch erfolgreich die zweite Förderphase einwerben, die uns neben einem sanfteren Start in die Vertriebsaktivitäten auch die Weiterentwicklung unseres Produktes ermöglicht.
Neben der finanziellen Förderung an sich, waren aber auch die vielen Coachingmöglichkeiten für uns sehr wichtig, durch die wir unsere unternehmerischen Kompetenzen individuell weiter ausbauen konnten.
Welche Tipps möchtet Ihr anderen Gründern mit auf den Weg geben?
Wenn man den Schritt einer Ausgründung gehen möchte, sollte man frühzeitig wichtige gründungsrelevante Themen klären. Dazu zählt unserer Meinung nach auch, dass man zeitnah mit allen beteiligten Akteuren wie den Teammitgliedern, Vertretern der Muttereinrichtung, in unserem Fall Fraunhofer, und gegebenenfalls auch mit potenziellen Partnern spricht, um deren Vorstellungen und Intentionen herauszubekommen. Es sollte nichts was unter den Nägeln brennt aufgeschoben werden, d.h. auch heikle Themen sollten frühzeitig auf den Tisch kommen.
Daneben ist es sehr hilfreich, wenn man sich neben der Produktentwicklung bereits frühzeitig Gedanken zu Prozessen und Strukturen im künftigen Unternehmen macht. Man sollte, wenn man bereits mit ersten potenziellen Kunden spricht, nach und nach ein System zum Kundenmanagement einführen und weiterentwickeln. So hat man dann, wenn man als Unternehmen den Markt betritt, bereits ein erstes funktionierendes Kundenmanagementsystem, das einem das unternehmerische Handeln sehr erleichtert.
Was ist Eure Zukunftsvision bzw. was möchtet Ihr in den nächsten 5 Jahren erreichen?
In den kommenden fünf Jahren wollen wir uns mit unserem bestehenden Produkt weiter auf dem deutschen und europäischen Halbleitermarkt etablieren und eine weitere Internationalisierung anstreben. Neben den USA, die nach dem europäischen Markt für uns der wichtigste Anwendermarkt sind, wollen wir auch Kunden in Asien, allen voran Japan, akquirieren. Daneben wollen wir uns auch branchenseitig weiter aufstellen und Anwender im Bereich der Automobilindustrie und der Medizintechnik adressieren. Dabei werden wir aber unseren Fokus, der primär auf der Halbleiterindustrie liegt, nicht aus den Augen verlieren. Unser Ziel ist ein gesundes aber stetiges Unternehmenswachstum.