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Gründerportrait polychip

„Teamwork makes the dream work.“

Ein Satz, der mir sofort nach dem Interview mit den Jungs von polychip auf den Lippen lag. Aber nicht nur ein starkes Team mit viel Know-How, sondern ebenso eine innovative Idee machen ein erfolgreiches Startup aus – auch daran sollte es bei Paul, Ingo und Christoph nicht scheitern.

Aber lest nun selbst, wie die Geschichte von polychip begann, was sie in den letzten Jahren gelernt haben und welche Tipps sie Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben.

v.l. Die drei Gründer Christoph, Paul & Ingo (Foto: Sarah Haaß)

Worum geht es bei eurer Geschäftsidee?

Paul:

„Das Oberthema über dem unsere Idee schwebt, ist die Digitalisierung von Bestandsanlagen. Bestandsanlagen finden wir unter anderem in der fertigenden Industrie, in der Energiewirtschaft (Heizungsanlagen für Mehrfamilienhäuser, Quartiere oder Fabriken) oder in der Halbleitertechnik. Unser Konfigurator ist ein Tool, was dabei unterstützen soll, die Digitalisierung von Bestandsanlagen vorzunehmen.“

Christoph:

„Wir wollten eine Lösung finden, wie man verschiedene IoT-Projekte erfolgreich umsetzen kann.“

Nehmen wir also an ich bin eine Kundin, die ihre Bestandsanlage strukturiert digitalisieren möchte. Wie kann euer Produkt mir helfen?

Paul:

„Unsere Software „confioty“ ist ein Tool, was dabei hilft, drei ganz fundamentale Fragen zu beantworten:

  1. Welche Hardware brauche ich?
  2. Welche Software brauche ich?
  3. Welche Dienstleister brauche ich?“
Ingo erklärt den Konfigurator (Foto: Sarah Haaß)

Christoph:

„Vor allem für ungelernte oder nicht erfahrene Leute ist die Beantwortung dieser Fragen ziemlich kompliziert und genau da kommt der Konfigurator ins Spiel. Um mit einfachen Fragen und Schritten jemanden dort einzuführen.“

Wie sieht euer Traumkunde aus?

Ingo:

„Unser Traumkunde ist einer, der eine Bestandsanlage hat, die aus möglichst vielen verschiedenen Komponenten und Schnittstellen besteht. Wir wollen die schwierigen Fälle.“

Wie entstand die Idee und wann habt ihr entschieden, sie auch umzusetzen?

Paul:

„Im Prinzip bringt jeder von uns konkretes Know-How mit, welches wir für unsere Idee gebraucht haben. Christoph aus dem Bereich der Embedded Programmierung (Programmierung auf kleinen Geräten) und Prozessoptimierung. Ingo aus dem Bereich Anlagenüberwachung, wozu er auch seine Diplomarbeit über das Thema „Predictive Maintenance bei Bestandsanlagen“ geschrieben hat. Mein Hintergrund ist die Energiewirtschaft. Deswegen ist das auch unser Einstiegsbereich. Wir sehen, dass dort gerade ein immenser Druck dahinter ist – hohe Energiepreise, Fachkräftemangel… und und und.

Wir sind nicht genau mit dieser Idee zusammengekommen. Die Idee für das EXIST-Gründungsstipendium war zu sagen: Wir müssen es schaffen, eine Art Baukastenprinzip zu finden, welches man möglichst schnell an verschiedene Maschinen andocken kann.“

Wie habt ihr als Gründungsteam zusammengefunden?

Paul:

„Wir kennen uns schon sehr lange. Ingo und ich haben zusammen die 11./12. Klasse absolviert und dann auch zusammen studiert. Christoph und ich haben uns dann übers Projekt kennengelernt.“

Christoph:

„Ingo hat dann nochmal an der TUD studiert und dann haben wir uns kennengelernt.“

Was waren die drei größten Herausforderungen auf dem Weg zum Startup und wie habt ihr sie bewältigt?

Ingo:

„Ideenmanagement – weil du als Gründer:in meistens nicht nur eine konkrete Idee hast, sondern viele. In den jetzigen dynamischen Zeiten mit verschiedenen globalen Herausforderungen wie Corona oder dem Ukraine-Krieg usw., ändern sich viele Anforderungen sehr schnell. Man trifft innerhalb von kurzer Zeit sehr viele Entscheidungen. Zum Beispiel ist das Thema Ressourcenüberwachung mittlerweile eine viel größere Problematik als noch vor 3 Jahren. Man muss schnell auf diese Veränderungen eingehen, flexibel und dynamisch bleiben.“

Paul:

„Bei vielen Sachen braucht man einfach einen langen Atem und muss sich durch unzählige bürokratische Fragen durchkämpfen. Bleib einfach dran: Wenn ein Antrag beim 1. Mal vielleicht nicht bewilligt wird, dann reicht ihn eben noch ein 2. oder 3. Mal ein.“

Ingo:

„Diese Startup-Mentalität mit 50/60 Stunden pro Woche, das wird man langfristig nicht durchhalten. Eine Unternehmensgründung ist eher ein Marathon, als ein Sprint. Es geht darum über einen langen Zeitraum qualitativ hochwertige Arbeit zu liefern und nicht sich ein halbes Jahr auszupowern.“

Was macht euch besonders stolz bzw. was waren eure größten Erfolge?

Paul:

„Mich macht besonders stolz, dass wir coole Werkstudent:innen, Praktikant:innen, Bachelorand:innen gefunden haben und diese auch halten konnten, z.B. haben wir kürzlich eine Bachelorarbeit betreut, wo gute Ergebnisse rausgekommen sind.“

Ingo:

„Dass wir mit den ganzen stressigen Situationen gut umgehen. Gerade in der Anfangsphase neben dem Job oder Studium sich da so reinzuhängen, darauf bin ich stolz und, dass wir letztes Jahr ein kleines Plus gemacht haben. Dass wir es schaffen nicht verbittert zu sein. Es läuft nicht immer alles rund, aber wir versuchen trotzdem immer das Beste daraus zu machen. Wir sind enorm dankbar für das Privileg das EXIST Programm durchlaufen zu haben.“

Das Team von polychip (Foto: Sarah Haaß)

Christoph:

„Dass wir extrem gut trennen können, was hier passiert und was bei uns freundschaftlich passiert. Logischerweise wird im Büro auch hitzig diskutiert, aber eine halbe Stunde später wird eben der Schalter umgelegt und zusammen gequatscht, getrunken und gegessen.“

Welche Unterstützung hat euch in der Gründungsphase geholfen?

Paul:

„Das Startup Bootcamp, bei welchem wir 2021 teilgenommen haben und auch die ganzen kritischen Fragen. Auch mal einen ausführlichen Businessplan zu schreiben ist gut, weil man dadurch effizient Lücken aufdecken kann. Außerdem hat uns die Vernetzung durch dresden|exists sowie im gesamten sächsischen Startup Ökosystem sehr geholfen.“

Welche Faktoren sind aus eurer Sicht für den Erfolg eines Startups relevant?

Ingo:

„Dass man versucht in der Gründungsphase nicht nur ein Produkt zu erfinden, sondern auch ein Projektgeschäft aufzubauen. Wenn man aus einer Forschung heraus etwas umsetzt, sind die Themen meistens sehr komplex, sodass ein Jahr zu kurz ist, um auch über Projektgeschäfte nachzudenken. Versucht trotzdem schon einmal in diese Richtung zu denken.“

Paul:

„Was auf jeden Fall hilft, ist Leute aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzubringen, mit unterschiedlichen Werdegängen und Arbeitsweisen. Wir haben schon sehr früh angefangen zusammen zu arbeiten, um das ganze Teamgefüge zu testen. Damals haben wir es gar nicht als Testlauf wahrgenommen, aber im Nachhinein konnten wir damit feststellen, dass wir als Team gut zusammenarbeiten.“

Christoph:

„Langfristiges Interesse an der Idee.“

Wo seht ihr euer Unternehmen in fünf Jahren?

Ingo:

„Aus der technischen Sicht hätte ich Lust, dass man mehr Entscheidungsgrundlagen für den Konfigurator liefern kann, was sich wie abnutzt. Dass diese Daten eine Grundlage liefern, wo man einsparen muss.“

Christoph:

„Für mich ist dieser Zeithorizont einfach viel zu weit entfernt. Du könntest mich fragen, wo ich mich in 3 Monaten sehe, aber da schließe ich mich Ingo an.“

Paul:

„Gute Produkte zu entwickeln, über die wir nachhaltig und regelmäßig Geld verdienen, sodass wir uns weiterhin auf interessante Projekte stürzen können.“

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