Höhere Produktivität und ökologisch angebaute Lebensmittel – diesen Forderungen stehen in der Landwirtschaft immer strengere Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und dem CO2-Austoß gegenüber. Um das zu bewältigen, werden künftig in der Bodenbearbeitung flexible Arbeitsgeräte erforderlich sein. Das Startup-Team „Kronos“ von der Professur für Agrarsystemtechnik der TU Dresden setzt mit seinem sensorgesteuerten Werkzeugsystem an diesem Punkt an. Seit September fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) das Projekt mit einem EXIST-Forschungstransfer in Höhe von 750.000 Euro. In den kommenden zwei Jahren werden die Ingenieure Tim Bögel, Matthias Marsel und Marvin Elz ihr System zur Marktreife bringen und mit Unterstützung von Betriebswirtin Antonia Rickert den Unternehmensstart vorbereiten.
Das Werkzeugsystem besteht aus einem innovativen elektrischen Bodenbearbeitungsgerät und einem Generatormodul zur Stromerzeugung. Das Gerät zur Bodenbearbeitung kombiniert passiv gezogene Zinken und aktiv rotierende Werkzeuge, und zerkleinert so den Boden wesentlich energieeffizienter als bisher übliche Verfahren. Durch seine Vielseitigkeit kann es zudem bis zu fünf andere Geräte ersetzen. Eine Sensoreinheit macht es erstmals möglich, während der Fahrt automatisch das Arbeitsergebnis zu bestimmen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
„Bisher werden Arbeitsmaschinen überwiegend mechanisch angetrieben, da es keine leistungsfähigen elektrischen Schnittstellen auf Traktoren gibt“, erklärt Tim Bögel. „Wir haben daher ein eigenes Generatormodul entwickelt, das die Energie zum Betrieb des elektrischen Arbeitsgerätes aus der mechanischen Leistung erzeugt.“ Mit diesem Maschinenkonzept kann der Landwirt künftig das Arbeitsergebnis besser steuern und zudem bis zu 50 Prozent Diesel einsparen.
Schon seit langem forschen Wissenschaftler um Prof. Thomas Herlitzius zu neuen Möglichkeiten der Bodenbearbeitung und der Elektrifizierung von Arbeitsgeräten. „Dank der Startfinanzierung über das EXIST-Programm kann das Team unsere Forschungsergebnisse nun aufs Feld bringen,“ freut sich Herlitzius, der das Projekt als wissenschaftlicher Mentor betreut.
Beratung zum Unternehmenskonzept fanden die Wissenschaftler bei dresden|exists. „Für Gründungsprojekte, die noch viel Entwicklungsarbeit vor sich haben, bietet EXIST-Forschungstransfer die nötigen Mittel, um den Weg zur Marktreife zu schaffen“, erklärt Dr. Frank Pankotsch, der den Startup-Service leitet. „Erfahrungsgemäß braucht es 3-4 Monate, um aus einer ersten Startup-Idee auch ein aussichtsreiches Konzept für eine Antragstellung im EXIST-Programm zu machen. Interessierte für die nächste Auswahlrunde sollten also schnell sein.“ Anträge können bis zum 31. Januar eingereicht werden.
Erstveröffentlicht im Dresdner Universitätsjournal, Ausgabe 16 am 15.10.2019