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Grün­der­por­trait #44: Semantic Product Search – Die Zukunft der Pro­dukt­suche schon heute on-site mit SEMKNOX erleben

Zwi­schen CEBIT-Stress und diversen Ter­minen auf der Berlin WebWeek mit re:publica, Semi-Finale des Telekom Inno­vators Pitch, Next! und vielen mehr haben sich unsere Gründer von SEMKNOX die Zeit für ein Interview über Ihre Erfah­rungen während des Grün­dungs­pro­zesses genommen.

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Foto: SEMKNOX

Was ist der Inhalt Eurer Selbständigkeit?

Die SEMKNOX GmbH hat in den letzten zwei Jahren eine seman­tische Pro­dukt­suche ent­wi­ckelt, die in natür­licher Sprache for­mu­lierte Such­an­fragen ver­steht. D.h., Such­an­fragen wie “Suche rote Digi­tal­kamera mit viel Speicher” oder “Ich suche einen Toaster aus Edel­stahl mit vier

Ein­schüben” können ver­standen und sehr präzise beant­wortet werden.

Bis­herige Such­funk­tionen scheitern bei Anfragen dieser Art, die nur eine Auf­listung von üblichen Pro­dukt­spe­zi­fi­ka­tionen ent­halten. Erst recht ver­sagen sie, wenn es um kom­plexere Anfragen geht. Bei­spiels­weise kann die SEMKNOX Pro­dukt­suche nume­rische Angaben ver­stehen, die in Anfragen wie “Leichtes Smart­phone mit mehr als 16GB Speicher” ver­steckt sind – hier sollen nur Smart­phones mit 32Gb oder mehr Speicher und nach Gewicht absteigend sor­tiert ange­zeigt werden. Aber auch ganz “weiche”

Such­an­fragen, die unab­hängig von Spe­zi­fi­ka­tionen sind und deren Such­aus­drücke auch nicht in den Beschrei­bungs­texten der Pro­dukte vor­kommen müssen, sind mit der seman­ti­schen Suche von SEMKNOX zu beant­worten. Sucht man nach “Handy für Senioren” kann SEMKNOX pas­sende Geräte mit beleuch­tetem Mono­chrom-LCD und großen Tasten anzeigen oder für “Digi­tal­kamera für Tauch­urlaub” ent­spre­chend was­ser­dichte Kameras mit langer Akku­laufzeit raus suchen. Spä­testens hier können die her­kömm­lichen Such­al­go­rithmen nicht mehr mit­halten. Die SEMKNOX Pro­dukt­suche steht Web­shops oder Preis­ver­gleichs­por­talen zur Ver­fügung, die diese lizen­zieren und in ihre Web­seite ein­binden wollen. 

 Wie und wann kam Euch die Idee dazu?

Die Idee ent­wi­ckelte sich bereits während des Stu­diums bzw. der wis­sen­schaft­lichen Mit­arbeit der Team­mit­glieder am Lehr­stuhl Rech­ner­netze der Fakultät Infor­matik der TU Dresden vor einigen Jahren.

Zum einen beschwerte sich jeder von uns, dass die Pro­dukt­suche in bestehenden Web­shops schlechte Resultate liefern würden und auf der anderen Seite beschäf­tigten wir uns mit Tech­no­logien, die im Bereich der natür­lichen Sprach­ver­ar­beitung und des Infor­mation Retrievals liegen.

Die ein oder andere Dis­kussion führte dann zu der Idee, eine Such­funktion zu ent­wi­ckeln, die den Men­schen wirklich ver­steht. Hierbei soll sich der Mensch eben nicht mehr der Such­ma­schine anpassen und seine Such­an­frage zer­hackt und stich­punkt­artig in das Suchfeld ein­tragen müssen, sondern soll seinen Pro­dukt­wunsch in einer Art und Weise for­mu­lieren, wie er es einem Ver­käufer im Laden­ge­schäft erzählen würde.

Das Ganze ist jetzt mehr als drei Jahre her, seit zwei Jahren ent­wi­ckeln wir die SEMKNOX Pro­dukt­suche und haben im Januar 2014 nun die SEMKNOX GmbH gegründet. Grundlage unserer Ent­wick­lungen sind die Erfah­rungen und das Wissen aus sechs Jahren For­schungs­tä­tigkeit an der TU Dresden.

Wann habt Ihr die Ent­scheidung zur Gründung getroffen?

Die Ent­scheidung, die Idee einer Pro­dukt­suche für natür­liche Sprache kom­mer­ziell als Produkt zu ent­wi­ckeln, fiel relativ schnell nachdem sich das eigent­liche Produkt klar her­aus­kris­tal­li­siert hatte. Zuerst war der Plan, die seman­tische Pro­dukt­suche auf einem eigenen Portal anzu­bieten und uns über die ange­zeigten Pro­dukte per Affi­liating zu finanzieren.

Nach einem halben Jahr Ent­wick­lungszeit und einem ersten Pro­to­typen für Smart­phones haben wir jedoch fest­ge­stellt, dass das Auf­bauen einer eigenen Plattform extrem zeit­auf­wändig und mit drei Kern­ent­wicklern nicht zu schaffen ist. Andere Platt­formen die auf Smart­phones fokus­siert sind haben ein Team von Redak­teuren von 15–30 Per­sonen und können wesentlich mehr Inhalte liefern als wir. Mit Hilfe von dresden|exists konnten wir diese Erkenntnis vali­dieren, indem wir einen wich­tigen Kontakt zu einem Insider der Branche ver­mittelt bekamen, den wir so nie ken­nen­ge­lernt hätten. Durch dresden|exists und seine Hilfe rich­teten wir uns neu aus und kon­zen­trieren uns seit dem auf unsere eigent­liche Aufgabe, die seman­tische Suche für Pro­dukte zu ent­wi­ckeln. Dadurch wan­delte sich unser Fokus von B2C zu B2B, so dass wir unsere Dienste und unser Know-how bestehenden und fest eta­blierten Unter­nehmen anbieten können.

Was waren die größten Her­aus­for­de­rungen auf dem Weg in die Selbst­stän­digkeit und wie habt Ihr sie bewältigt?

Die sicherlich größten Her­aus­for­de­rungen lagen in den viel­fäl­tigen Neben­tä­tig­keiten, die eine Gründung mit sich bringt. Da wir ein sehr homo­genes Team bestehend aus Infor­ma­tikern sind, mussten wir uns neben der vielen Projekt-bezo­genen Arbeit auch auf Auf­gaben außerhalb unseres Fach­be­reichs kon­zen­trieren. Das fing beim Schreiben des Busi­ness­plans und der Erar­beitung dessen Inhalts an, ging über die Gestal­tungs­auf­gaben bis zu den recht­lichen Fragen und Fall­stricken der Gründung.

Mitt­ler­weile müssen sämt­liche Mar­keting-Akti­vi­täten und auch Auf­gaben der betriebs­wirt­schaft­lichen Seite der Gründung von uns getragen werden. Diese Tätig­keiten ver­langen eine stetige Ein­ar­beitung in diese Themen, was natürlich Ent­wick­lungszeit raubt.

Was macht Euch besonders stolz bzw. was waren Eure bis­he­rigen Erfolge?

Besonders stolz macht uns ein Prä­sen­ta­ti­ons­termin bei einem poten­ti­ellen Kunden und die dort erfah­renen Reak­tionen auf unser Produkt. Bisher haben wir hier nur posi­tives Feedback bekommen und die Kunden sind von der Idee über­zeugt. So haben wir die Mög­lichkeit bekommen, unsere seman­tische Pro­dukt­suche auf Preisroboter.de zu schalten. Dies war das erste große Erfolgs­er­lebnis und hat uns gezeigt, dass wir mit unserer Idee genau richtig liegen. Denn für Web­shops sowie Preis­ver­gleichs­portale ist die Pro­dukt­suche auf ihren Web­seiten ein wich­tiger Faktor, um den Besucher zum Kunden zu kon­ver­tieren und so mit einer bes­seren Pro­dukt­suche die Con­version Rate zu erhöhen. Einen wei­teren großen Erfolg erlebten wir im Januar diesen Jahres, als wir als eines von knapp hundert Bewerbern aus Deutschland von der BITKOM (dem Verband der deut­schen IT-Wirt­schaft) aus­ge­wählt wurden, zusammen mit vier wei­teren Startups auf der dies­jäh­rigen CeBIT im März 2014 am Gemein­schafts­stand der BITKOM aus­stellen zu dürfen. Durch diese Mög­lichkeit haben wir neue Kon­takte geknüpft und einen riesen Schritt nach vorne machen können. Auch hier war uns dresden|exists eine große Hilfe, denn erst die regel­mäßige Ver­mittlung von Kon­takten und Hin­weisen auf diese Art von Mög­lich­keiten haben wir uns für diesen Wett­bewerb beworben. Auch wurden uns durch dresden|exists Gespräche mit poten­ti­ellen Inves­toren ermög­licht, wovon einer sogar aus den USA stammte.

Gab es Tage, an denen Ihr nicht sicher gewesen seid, wie und ob es wei­ter­gehen soll? Wenn ja: wie habt Ihr diese Hürden bewältigt?

Bisher sind wir von solchen Tagen wei­test­gehend ver­schont geblieben.

Obwohl wir viel Arbeit haben und die Auf­gaben sehr viel­fältig gestreut sind, haben wir doch immer das Gefühl Herr der Lage zu sein. Und durch das positive Feedback unserer Kunden und aus unserem Umfeld werden wir in unserer Idee immer wieder bestärkt. Und Dank dresden|exists inten­siver Unter­stützung bei der Bewerbung um das Exist-Grün­der­sti­pendium war die Finan­zierung im ersten Jahr gesi­chert, so dass mög­liche Sorgen über die Finan­zierung ausblieben.

 Welche Erfah­rungen möchtet Ihr an andere wei­ter­geben, die jetzt vor der Ent­scheidung zur Selb­stän­digkeit stehen?

Eine gute Idee braucht ein gutes Team, um sich erfolg­reich zu ent­wi­ckeln. Dazu gehört eine gute Team­arbeit und klar ver­teilte Kom­pe­tenzen, um die Team-internen Abläufe zu opti­mieren und schnell zu guten Ergeb­nissen zu kommen. Auch sollte man ver­suchen, mög­lichst schnell mit poten­ti­ellen Kunden in Kontakt zu treten. Erst dabei werden Bedürf­nisse der Kunden deutlich, die man so noch gar nicht bedacht hat.

Besonders hilf­reich kann es sein, einen Test­kunden zu gewinnen, der für das Produkt noch nicht bezahlen muss, dafür aber bei dessen Erar­beitung mit nütz­lichem Feedback helfen kann.

 Was ist Eure Zukunfts­vision bzw. was möchtet Ihr in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Mit­tel­fristig strebt SEMKNOX eine Eta­blierung der seman­ti­schen Pro­dukt­suche bei 10% der deut­schen Online­shops an. Danach möchte SEMKNOX die Pro­dukt­suche mehr­sprachig anbieten, so dass wir den Markt für eng­lisch-spra­chige Web­shops und die der anderen euro­päi­schen Länder angehen können. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass eine natürlich-spra­chige Suche auch für andere Domänen als die End­kunden-Pro­dukt­ka­te­gorien inter­essant sein kann. Daher ver­sucht SEMKNOX bestärkt durch den CeBIT Mes­se­auf­tritt, erste Kon­takte in diese Richtung zu knüpfen und die von uns ent­wi­ckelten Tech­no­logien auf diese Domänen zu adap­tieren. Ein wei­terer großer Schritt wird die Anstellung von wei­teren Mit­ar­beitern sein, um die Menge an Arbeit, die momentan ansteht, auch bewäl­tigen zu können. Ins­gesamt sind wir sehr gespannt auf die Zukunft und rechnen mit einer posi­tiven Entwicklung.

 

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