Just me, myself and I: Wo bleibe eigentlich ich in der Work-Life-Balance? Michaela Wachtel ist Mutter von drei Kindern. 3, 5 und 7. „Nebenbei“ ist sie Gesellschafterin und COO der watttron GmbH, einem rasant wachsenden Startup im Technologiebereich mit Sitz in Freital.
Mehr als 20 Beginnerinnen kamen am Abend des 12. Februar ins Impact Hub, um zu erfahren, welchen Weg Michaela gemeinsam mit ihrem Mann gefunden hat, um auf der wunderschönen aber auch fordernden Reise Familie und Startup nicht unter die Räder zu geraten. Sie gewährte uns sehr persönliche Einblicke und ließ uns teilhaben an wichtigen und zum Teil heftigen Meilensteinen von Hannover über Freiburg bis nach Dresden.
Dabei immer im Fokus: Einmal Business Class fliegen. Das war für Michaela zu Beginn ihrer Karriere Sinnbild für Erfolg. Antrieb waren lange die Abschiedsworte ihres Gastvaters am Ende ihres USA-Aufenthaltes: You can get whatever you want. I believe in you! Sie arbeitete hart für ihren Traum, kämpfte sich durch Assessment Center von großen Konzernen und legte einige Bauchlandungen hin. Schon sehr früh, mit jungen 22 Jahren, lernte sie NEIN zu sagen und lehnte nach unglaublichen Demütigungen im Bewerbungsgespräch den angestrebten lukrativen Job ab. Sie sah Männer, die sie eben erst einarbeitete, binnen zweier Jahre an sich vorbeiziehen, rang um Wertschätzung ihres Tuns und ackerte rund um die Uhr. Immer wieder wurde sie ausgebremst und kam an die Grenzen des Möglichen.
Learnings, die sie jetzt ins eigene Unternehmen einbringt und die sie antreiben, es anders und besser zu machen bis zum Erreichen ihres neu gesetzten Ziels. Denn Business Class war gestern. Mit der watttron GmbH räumen Michaela und das Team der TU-Ausgründung alle Preise ab, die man nur gewinnen kann. In den Bereichen Technologie und Wachstum. Für Michaela Wachtel wäre es die größte Auszeichnung, mit der watttron, wie sie das Freitaler Startup fast liebevoll bezeichnet, beste Arbeitgeberin der Region zu werden. Und dafür tut das junge Team im Unternehmen viel.
So wird es allen Mitarbeitern eingeräumt, auch in Teilzeit und partiell von zu Hause aus zu arbeiten, was ein großer Teil der 25-köpfigen Belegschaft tatsächlich in Anspruch nimmt. Dass auch Männer Elternzeit nehmen können, ist hier gesetzt. Flache Hierarchien schaffen Vertrauen und eine enge, fast familiäre Bindung an das junge Unternehmen. In regelmäßigen Meetings verpassen sich die Kolleg(inn)en untereinander Wertschätzungsduschen für das Tun und Wirken im Unternehmen und füreinander. Dabei ist es manchmal sicher gar nicht so leicht, die richtigen Worte zu finden. Mittlerweile mögen aber alle im Unternehmen dieses Ritual, denn Meckern und Kritisieren ist immer leicht.
Klingt, als wäre da kaum noch Platz für die insgesamt fünfköpfige Familie, geschweige denn das Me. Oder das Myself and I. Michaela ist überzeugt, dass sie sich bereits bei der Partnerwahl unbewusst einen Mann an die Seite holte, der moderne Familienkonzepte gemeinsam mit ihr (aus)lebt. So teilen sie sich die Woche tatsächlich 50:50 auf. Dadurch kommen Druck oder Selbstvorwürfe gar nicht erst auf und das Selbstverständnis dieser Regelung für das Elternpaar hilft ungemein, in beiden Welten unterwegs zu sein. Ja, auch hier sind die Zeitfenster bündig, aber es werden sich gegenseitig eben Zeiten eingeräumt, in denen Freunde treffen, zum Sport gehen oder mal nur mit der großen Tochter ins Kino gehen möglich sind. Michaelas Credo ist: Abendessen gibt es daheim! Ein schönes Ritual.
Nach den inspirierenden und Mut machenden Worten von Michaela ging es einmal um den großen Tisch herum. Jede der Beginnerinnen stellte sich und ihre Gründungsidee dem großen Kreis an jungen Frauen vor und schnell wurde klar, welch heterogene Gruppe hier aufeinandertrifft. Von A wie Anlagenmodularisierung bis Z wie Zyklusuni. Spannender Input für die Runde, welche Vielfalt an Ideen es doch in Dresden gibt. Aber auch hilfreicher Output durch ganz konkretes Fragen in die Crowd. So wurden Preise durchgesprochen, Namen für zu gründende Unternehmen diskutiert und Mitgründerinnen gesucht. Noch lange fanden sich im offenen Austausch dann kleine und große Gruppen zusammen, Kärtchen und Nummern wurden getauscht und am Ende des Abends gab es ein gemeinsames Fazit: das müssen wir ganz bald wieder machen. Werden wir, versprochen!