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Erste-Hilfe-Lösung fürs Labor: Der­ma­Purge schafft mehr Sicherheit bei der Arbeit mit Nanopartikeln

Kos­metik, Wasch­pulver, Rei­fen­in­dustrie oder Medi­zin­pro­dukte – Nano­par­tikel finden sich in immer mehr Dingen des täg­lichen Lebens. Tau­sende Men­schen in Laboren von Industrie und Wis­sen­schaft arbeiten bereits tag­täglich mit den win­zigen Teilchen. Doch neben ihren nütz­lichen Eigen­schaften bergen Nano­teilchen gesund­heit­liche Risiken. Weniger als 100 Nano­meter messen die win­zigen Par­tikel. Dringen sie in den Körper ein, können sie je nach Art der Par­tikel z.B. die Ver­breitung von Tumor­zellen fördern oder Ent­zün­dungen her­vor­rufen. Lang­zeit­folgen sind bisher kaum erforscht. Trotz Schutz­kleidung und wach­sendem Bewusstsein für die Gefahren, kommt es immer wieder zu Unfällen mit Nano­par­tikeln und einer Ver­schmutzung der Haut. Eine Lösung hierfür hat das Team Der­ma­Purge aus dem Leibniz-Institut für Poly­mer­for­schung Dresden e.V. (IPF) ent­wi­ckelt: ein Kit zur Dekon­ta­mi­nation von Nano­par­tikeln, das jeder Arbeit­nehmer künftig unkom­pli­ziert, schnell und ohne fremde Hilfe anwenden kann.

Derma-Purge-Team: Max Schnepf, Felix Klee und Jonas Schubert
Das Der­ma­Purge-Team, Max Schnepf, Felix Klee und Jonas Schubert (v.l.n.r.), ent­wi­ckelt ein Erste-Hilfe-Kit für die Ent­fernung von Nano­par­tikeln. (Foto: Thomas Albrecht)

Hier hilft keine Seife

Anlass, sich mit dem Thema aus­ein­an­der­zu­setzen, war ein Zwi­schenfall im Labor. „Als eine stu­den­tische Hilfs­kraft trotz Hand­schuhen und Schutz­brille Nano­par­tikel auf die Haut bekam, mussten wir fest­stellen, dass es kein spe­zi­elles Mittel zur Dekon­ta­mi­nation gibt. Selbst der Gift­notruf wusste keine Hilfe“, erklärt Jonas Schubert, einer der Ideen­geber von Der­ma­Purge. Das Team fand heraus, dass gängige Pro­dukte zur Dekon­ta­mi­nation Nano­par­tikel nur unzu­rei­chend ent­fernen. Wasser und Seife führen zu einer Erwei­terung der Haut­poren und seien daher unge­eignet, so Schubert weiter.

Das Problem ließ Max Schnepf und Jonas Schubert, die in der gleichen Arbeits­gruppe am IPF pro­mo­vieren, nicht los. Während sich Schubert in seiner Dok­tor­arbeit auf die Wirkung von Nano­par­tikeln mit Zellen und lebenden Orga­nismen kon­zen­triert, beschäftigt sich Schnepf mit der Inter­aktion von Nano­par­tikeln und Poly­meren. Sie brachten ihr Fach­wissen zusammen und machten die Inno­vation damit erst möglich. Sie ent­wi­ckelten gemeinsam ein Produkt, das die Nano­par­tikel schnell und nahezu voll­ständig ent­fernt. Fach­liche Unter­stützung fanden die Wis­sen­schaftler bei Pro­fessor Andreas Fery, Leiter des Instituts für Phy­si­ka­lische Chemie und Physik der Polymere. Da an seinem Institut mit Nano­par­tikeln gear­beitet wird, war es ihm von Beginn an wichtig die Arbeits­si­cherheit hier zu verbessern.

Raus aus dem Labor. Mit Exist-Grün­der­sti­pendium zum eigenen Startup.

Den ersten Schritt zum eigenen Startup machte das Team im LifeTechLab, ein 12-wöchigen Inku­bator-Pro­gramm spe­ziell für Ideen aus den Lebens­wis­sen­schaften. Hier feilten die Gründer weiter am Produkt, ent­wi­ckelten ein erstes Geschäfts­modell und konnten sich mit Gleich­ge­sinnten aus­tau­schen. Darüber hinaus haben sie eine wichtige Basis für ihren Antrag für das EXIST-Grün­der­sti­pendium geschaffen. Und das mit Erfolg: Seit März 2020 wird das Team im Rahmen des BMWi-Pro­gramms gefördert. Das Sti­pendium sichert den Gründern nun für ein Jahr den Lebens­un­terhalt und gibt ihnen die Mög­lichkeit Vollzeit am Produkt zuar­beiten und an der Unter­neh­mens­gründung zu arbeiten.

Zusammen mit Felix Klee, der das betriebs­wirt­schaft­liche Know-how in das Team ein­bringt, wollen sie nun zu Dritt die Gründung vor­an­treiben. Noch in diesem Jahr planen sie ihr „ready-to-use“-Kit mit Test­kunden zu opti­mieren, Ver­triebs­kanäle zu eta­blieren und die Koope­ration mit Berufs­ge­nos­sen­schaften auf­zu­bauen. Antrieb für die viel­fäl­tigen Auf­gaben, die vor dem Team stehen, bietet eine klare Vision: „Wir arbeiten darauf hin, unser Der­ma­Purge-Kit künftig als stan­dar­di­sierte Erste-Hilfe-Lösung an jedem Arbeits­platz, an dem mit Nano­par­tikeln gear­beitet oder geforscht wird, zu eta­blieren“, erklärt Schubert. „Darüber hinaus wollen wir das Pro­dukt­port­folio schritt­weise um weitere Pro­dukte für die Rei­nigung der Haut im Arbeits­umfeld erweitern.“

Ihr wollt auch eine Idee aus den Lebens­wis­sen­schaften oder der Medizin umsetzen? Unser 12-wöchiges Trainings­programm LifeTechLab zeigt euch, wie ihr eure Idee für ein Produkt oder einen Service auf den Markt bringen könnt. Die nächste Runde des LifeTechLab startet am 7. April 2020. Bewer­bungs­schluss ist der 6. März 2020. Mehr Infos zur Bewerbung, Ansprech­partner und alle Termine findet ihr auf unserer Website oder auf einen Blick im Flyer [PDF].

Dieser Beitrag wurde ursprünglich im Dresdner Uni­ver­si­täts­journal (Ausgabe 18, 12.11.2019) ver­öf­fent­licht. Aktua­li­siert im März 2020.

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