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Grün­der­por­trait #75: Plaxxt – das Tor zum Internet of places

„Wollen wir zusammen das nächste große Ding machen?“ Damit und mit seiner Idee für die Plattform für stand­ort­ba­sierte Infor­ma­tionen hat Barth Zalewski Sascha Weber für das gemeinsame Unter­nehmen gewonnen. Zusammen mit Stefan Vogt, sind sie die Köpfe hinter Plaxxt: Barth, der 2011 aus Polen kam, um an der TU Dresden Mecha­tronik zu stu­dieren; Sascha, der 10 Jahre ein Software-Unter­nehmen mit auf­gebaut hat und für seine Pro­motion zurück an die Uni kam und Stefan, der lei­den­schaft­liche iOS-Ent­wickler. Über ihr Startup und ihre Ideen auf dem Weg zum “Internet of places” haben sie mit uns gesprochen.

 

Die Köpfe hinter Plaxxt (v.l.n.r.): Barth Zalewski, Sascha Weber und Stefan Vogt
Die Köpfe hinter Plaxxt (v.l.n.r.): Barth Zalewski, Sascha Weber und Stefan Vogt (Foto: Marco Rösler)

Worum geht es bei eurer Geschäftsidee und wie ist sie entstanden?

Barth: Die Idee zu Plaxxt kam mir beim Ein­kaufen, als ich in einem großen Super­markt ver­zweifelt nach einem Päckchen Hefe gesucht habe. Da habe ich mich gefragt, warum mein Smart­phone so viele Dinge kann, ich aber diese Hefe nicht finde. Später ent­stand daraus die Idee für eine Plattform, über die Men­schen – egal wo sie sind – stand­ort­ba­siert und kon­text­be­zogen Infor­ma­tionen bekommen.

Sascha: Plaxxt steht für places extended, also die Erwei­terung von Orten. Unsere Plattform soll die Plattform für das Internet of places werden. Das heißt, ich bekomme auf meinem Telefon Infor­ma­tionen ange­zeigt, die nur an einem bestimmten Ort relevant sind. Und das, ohne dass ich danach suchen muss – zu Hause, in Geschäften oder im Fußballverein.

Was unter­scheidet eure App von anderen Standortdiensten?

Sascha: Wir sind offen für alle Arten der orts­ba­sierten Infor­ma­tionen. Wett­be­werber kon­zen­trieren sich auf eine spe­zielle Branche oder Ziel­gruppe. Unsere Plattform soll für jeden begreifbar und nutzbar sein. Mit einer ein­fachen Plug-and-Play-Lösung kann sich jeder an unser Angebot andocken und eigene Inhalte zu Orten veröffentlichen.

Wann kam der Punkt, an dem ihr gesagt habt, das pro­bieren wir einfach?

Barth: Das war etwa ein Jahr vor meinem Abschluss. Ich wusste bereits, dass ich selb­ständig sein will – das ist wahr­scheinlich in meiner DNA. Des­wegen habe ich Sascha vor­ge­schlagen, dass wir zusammen das nächste große Ding machen. Und ich konnte ihn überzeugen.

Sascha: Wir wussten, dass wir es zu zweit schwer haben würden. Da habe ich Stefan gefragt, den ich als Kol­legen kannte, ob er nicht Interesse hat. Zu dem Zeit­punkt waren wir aber alle noch mit Pro­motion und Studium beschäftigt, was wir abschließen wollten. Und das der Lebens­un­terhalt zunächst abge­si­chert ist, war uns auch wichtig. Da ich dresden|exists schon von meiner ersten Gründung kannte, war es leicht den Kontakt wie­der­her­zu­stellen. Als klar war, dass unsere Idee Aus­sicht auf eine För­derung durch ein EXIST-Grün­der­sti­pendium hat, ging es los.

Ihr habt die Vision vom Internet of places. Ihr habt aber fest­ge­stellt, dass man diese nicht direkt umsetzen kann. Wie sieht eure Lösung dafür aus?

Sascha: Da wir den Markt nicht wirklich kannten, haben wir eine Umfrage im Ein­zel­handel und der Gas­tro­nomie gestartet. Dabei haben wir fest­ge­stellt, dass die Digi­ta­li­sierung im Ein­zel­handel noch nicht ange­kommen ist. Die Idee sei zwar gut, aber man sei nicht bereit, Geld dafür zu bezahlen.

Uns ist aller­dings auch auf­ge­fallen, dass bei Gas­tro­nomen ein Modul auf offene Ohren stieß. Orts­be­zogene Infor­mation sind auf viel­fältige Weise nutzbar. Ich kann mir vor einer Piz­zeria anzeigen lassen, was es als Tages­an­gebot gibt oder im Lokal Feedback geben, wie es mir gefallen hat. Der Gedanke, der auf beson­deres Interesse stieß, ist die Treue der Gäste fürs wie­der­kehren zu belohnen. Da kleinere Anbieter oft nicht die Mög­lichkeit haben, so etwas App-basiert zu lösen, haben wir die Funktion für den Markt­ein­stieg als Funback ausgekoppelt.

Barth: Funback funk­tio­niert so, dass man für jeden Euro den man ausgibt, 10 Prozent Cashback in Form von Punkten bekommt. Diese kann man wie­derum bei jedem anderen Partner einlösen.

Stefan: Wir haben quasi ein Treuebeloh­nungs­system für Gas­tro­nomie und Handel geschaffen, was im Verbund agiert. So kocht nicht mehr jeder sein eigenes Süppchen, sondern alle sind in einer App gebündelt.

 

Flyer Funback
Mit Funback startete das Team im Sommer auf dem Markt. (Foto: Marco Rösler)

Wo steht ihr im Moment und wie wollt ihr Funback weiterentwickeln?

Sascha: Wir haben im Februar gegründet. Ende Juli haben wir mit dem Rollout von Funback begonnen und konnten im August erste Umsätze gene­rieren. Unser Ziel ist es zunächst in Dresden Zahlen zu gene­rieren, an denen man erkennen kann, dass Funback ska­lierbar ist. Wenn wir Dresden gemeistert haben, haben wir schon Pläne um in anderen Städten ein­zu­steigen. Aber dazu brauchen wir ein Investment und dafür ist die Ska­lier­barkeit wichtig.

Barth, hat schon erwähnt, dass er das Unter­neh­mertum in der DNA hat. Was macht das Gründen für euch so wertvoll und spannend?

Barth: Ich denke der größte Antrieb ist, die Mög­lichkeit die Welt mit­zu­ge­stalten. Man kann eine Idee haben und alles dafür tun, um diese zu rea­li­sieren. Dazu kommt noch die per­sön­liche Freiheit, die zwar auch mit großer Ver­ant­wortung und vielen Pflichten ein­hergeht, aber dennoch überwiegt.

Stefan: Wir haben einen viel grö­ßeren Spielraum zur Umsetzung unserer eigenen Ideen, als in einer Anstellung. Dank Grün­der­sti­pendium können wir so ver­rückt sein und uns auf eine Sache kom­plett kon­zen­trieren, ohne ander­weitig gebunden zu sein. Ein wei­terer Grund ist das Team. Man wächst auf eine Art zusammen, die man in Unter­nehmen als nor­maler Ange­stellter meist nicht findet. Auch wenn es manchmal knallt, ver­folgen alle das gleiche Ziel. Dass es gemeinsam weiter nach oben geht.

Sascha: Die Mög­lichkeit Ideen zu ent­wi­ckeln, mit­zu­ge­stalten und nie­manden fragen zu müssen, das ist schon wichtig. Was kei­nes­falls zutrifft ist, dass ein Unter­nehmer keinen Chef hat. Das habe ich früher geglaubt. Letzt­endlich ist der Kunde der Chef vom Unter­nehmer. Man ist also immer jemandem verpflichtet.

Wie sieht bei euch ein üblicher Arbeitstag aus?

Barth: Manchmal sehr chao­tisch. Wie in den meisten Startups machen eigentlich alle alles. Wir wechseln zwi­schen morgens Buch­haltung und Ver­trieb, nach­mittags pro­gram­mieren wir und abends gehen wir mit einem T‑Shirt Flyer ver­teilen. Das hat aber einen gewissen Reiz, weil man in viele Rollen schlüpft, neue Per­spek­tiven bekommt und es nie lang­weilig wird.

Sascha: Um uns selbst für die vielen orga­ni­sa­to­ri­schen Auf­gaben zu moti­vieren, haben wir ein internes Dash­board mit Sta­tis­tiken ent­wi­ckelt, wo wir unsere Erfolge tag­täglich ein­sehen können. Wir können die Nutzung unseres Pro­duktes live mit­ver­folgen und solange die Kurve nach oben zeigt – und das tut sie – moti­viert uns das extrem.

Was waren die drei größten Her­aus­for­de­rungen auf dem Weg in die Selbst­stän­digkeit und wie habt ihr sie bewältigt?

Barth: Der Ver­trieb! Es ist sehr schwierig einen guten Ver­triebler zu finden. Das ist ein Job bei dem man vom Produkt über­zeugt und selbst über­zeugend sein muss. Das ist wirklich nicht leicht. Aber unab­hängig von den finan­zi­ellen Mög­lich­keiten, ist gut, wenn die Gründer den Ver­trieb am Anfang selber machen. So ver­stehen sie wirklich, wie der Kunde tickt und können den rich­tigen Market-Fit finden.

Stefan: Auf jeden Fall müssen die Gründer früh­zeitig raus aus dem Büro raus. Sonst pro­gram­miert man einen Monat auf ein Feature hin, was nicht den gewünschten Effekt erzielt. Wenn von zehn Funk­tionen nur zwei gebraucht werden, ist es schade um die Zeit. Denn das ist eine Her­aus­for­derung: Zeit für alles zu finden, was man machen muss.

Sascha: Was ich als Her­aus­for­derung sehe, ist fle­xibel zu sein und neue Wege zu gehen. Wir mussten das Lernen, als wir fest­stellten, dass der Platt­form­ge­danke noch nicht umsetzbar ist. Wir mussten einen Weg finden, wie das Ganze funk­tio­nieren kann. Das Ergebnis ist Funback.

Was macht euch besonders stolz?

Sascha: Der erste Erfolg war bereits das Grün­der­sti­pendium zu erhalten. Wir haben damit die Bestä­tigung bekommen, dass das was wir uns überlegt haben, eine gewisse Sub­stanz hat. Dann kommt das natürlich das Rollout von Funback und die Fir­men­gründung als solche. Man geht als Pri­vat­person rein und kommt als Unter­nehmer wieder raus. Das ist ein tolles Gefühl.

Barth: Darüber hinaus sind es die kleinen Mei­len­steine. Man schaut ins Dash­board und sieht neue Nutzer, posi­tives Feedback auf Facebook oder eine neue App-Instal­lation – das sum­miert sich zu einem guten Gefühl.

 

funback App
So funk­tio­niert Funback: Funback-Punkte sammelt man klas­sisch über eine Treue-Karte oder ganz einfach über die App. (Abbildung: Miperium GmbH)

Welche Unter­stützung hat euch in der Grün­dungs­phase besonders geholfen?

Sascha: Das EXIST-Grün­der­sti­pendium hatte für uns eine riesige Bedeutung. Wenn du weißt, du bekommst dein Geld, dann kannst du dich voll auf deine Idee kon­zen­trieren. Wir hätten wahr­scheinlich auch ohne Sti­pendium gegründet, aber es hätte alles sehr viel länger gedauert und wäre müh­samer gewesen.

Stefan: Ein ganz wich­tiger Punkt war in diesem Rahmen die Unter­stützung der Pro­fessur für Inge­nieur­psy­cho­logie und ange­wandte Kogni­ti­ons­for­schung. Hier haben wir unser zu Hause gefunden und wir sind dankbar für die Zeit des Sti­pen­diums ein Büro bekommen zu haben. Außerdem haben wir viel vom Rat und der Expertise der Mit­ar­beiter profitiert.

Sascha: Unsere ersten Usa­bility-Tests der App wurden von Mit­ar­beitern mit begut­achtet oder auch wenn es ums Design unserer Flyer ging, kamen wichtige Rück­mel­dungen. Wir haben manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Da eine andere Meinung zu haben ist super.

Barth: Auch das Netzwerk von dresden|exists und futureSAX, die Seminare, Inves­to­rentage und das Grün­der­foyer – das bringt unglaublich viel! Man darf nicht unter­schätzen, was man abge­sehen vom Finan­zi­ellen noch für wert­volle Unter­stützung bekommt. Aus dem externen Umfeld war unser Business Angel auch extrem wichtig. Wir haben ihn zufällig auf einem Event getroffen. Ich kannte seinen Hin­ter­grund, habe ihn ange­sprochen und so kam eine inten­sivere Beziehung zustande, wodurch wir noch schneller gewachsen sind.

Welche Fak­toren sind aus eurer Sicht für den Erfolg einer Exis­tenz­gründung wichtig?

Barth: Dis­ziplin und Geduld. Man muss lange aus­halten, sehr viele Wände ein­reißen und sich nicht ent­mu­tigen lassen. Man muss beharrlich bleiben und die rich­tigen Kon­takte knüpfen. Darüber hinaus muss man dafür offen sein Neues zu Lernen. Damit steigen die Chancen auf Erfolg dramatisch.

Stefan: Man sollte zuhören können. Nur weil man eine Idee hat, heißt das nicht auto­ma­tisch, dass sie gut ist. Das ist der Lern­prozess, den man durch­laufen muss. Jedes Feedback muss man auf­nehmen – je kri­ti­scher desto besser.

Ihr habt ja bereits einige Tipps gegeben, was möchtet ihr anderen Gründern noch mit auf den Weg geben?

Stefan: In dem Zusam­menhang viel­leicht auch noch etwas, was das Team betrifft. Man sollte so früh wie möglich die Unter­stützung von dresden|exists in Anspruch nehmen. Da wird man gut in die richtige Richtung geleitet und merkt dabei, ob man als Team wirklich die gleiche Vision teilt.

Sascha: Woraus wir gelernt haben, ist früh mit poten­ti­ellen Kunden zu reden und zu son­dieren ob der Markt wirklich so tickt, wie man denkt. Viel­leicht können sie die Idee sogar noch in eine ganze andere Richtung lenken, wofür sie den Bedarf haben.

Barth: Was das Finan­zielle angeht sollte man schon früh­zeitig auf poten­tielle Inves­toren zugehen. Das dauert meistens viel länger, als man sich das vor­stellt. Wir waren bei­spiels­weise bei der Inves­to­ren­roadshow von futureSAX und beim Inves­to­rentag von dresden|exists. Das war ein guter Einstieg.

Stefan: Mit dem Netz­werk­aufbau kann man nie früh genug beginnen. Geld ist zunächst nicht alles. Hier kann man sich mit anderen Gründern aus­tau­schen und dann kommen auch schnell Kon­takte zu Business Angels dazu.

Wo seht Ihr Euer Unter­nehmen in den fünf Jahren?

Barth: Wir wün­schen uns, dass wir in fünf Jahren aus der Startup-Phase raus­wachsen, zu einem KMU oder noch weiter. Aber auch per­sönlich noch weiter zu wachsen, sich ent­wi­ckeln und lernen. Der Alltag ist manchmal so unvor­her­sehbar, dass ich auch nicht mal sagen kann, was in einem Monat ist. Aber das ist auch das Schöne daran, man muss sich über­ra­schen lassen.

Sascha: In fünf Jahren wollen wir inter­na­tional, zumindest in Europa ver­treten sein. Da sind wir ganz zuver­sichtlich. Ich glaube nicht, dass wir uns zurück­lehnen können und wollen. Wir haben noch so viele Ideen, die wir mit Plaxxt umsetzen wollen. Wir hoffen natürlich, dass wir dann auch mehr Zuspruch aus dem Ein­zel­handel bekommen.

Stefan: Wir wollen auch als Team wachsen. Mehr Mit­ar­beiter haben, ein eigenes kleines Büro­ge­bäude wäre nicht schlecht. Mehr Expertise und Per­sön­lich­keiten im Team haben und uns daran als Füh­rungs­person wei­ter­ent­wi­ckeln und unser Wissen weitergeben.

Sascha: Viel­leicht sind wir dann ja selbst Business Angels, die neue Gründer unterstützen.

 

Mehr über die Plattform erfahrt ihr unter https://plaxxt.com bzw. https://www.funback.de. Und natürlich gibt’s Neu­ig­keiten zu Funback auch bei Facebook.

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