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Grün­der­por­trait #27: Antje Schöne – Inha­berin des schubLaden

Indi­vi­duelle Möbel­stücke sind die Lei­den­schaft von Antje Schöne – seit vielen Jahren sammelt Sie man­nig­fache Mate­rialien um diese zu kleinen Schätzen umzu­ge­stalten. Von einem eigenen Laden hat sie immer geträumt und vor rund einem Monat wurde dieser Traum war – und das an dem wohl besten Standort Dresdens für ihr Angebot – der Kunst­hof­passage. Lest in dem fol­genden Interview welche Erfah­rungen Antje während Ihrer Gründung gemacht hat.

1. Was ist Inhalt Deiner Selbstständigkeit? 

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Ich bin Ein­zel­un­ter­neh­merin und habe mein eigenes Laden­ge­schäft in der Kunst­hof­passage eröffnet. Der so genannte schub­Laden ist Ver­kaufs­fläche und Werk­statt zugleich. Hier kann ich pro­du­zieren und kreativ sein. Die Kunden können stöbern und gleich­zeitig sehen wie Sachen ent­stehen und sich davon über­zeugen, dass es hand­ge­machte Unikate sind. Natürlich kann dann auch nach Wunsch bestellt werden. Momentan biete ich Vogel­häuser und Brief­kästen an, die ich gern indi­vi­duell streiche und beschrifte. Ich mache viel mit Treibholz aus der Elbe, etwa Haken­leisten, Bil­der­rahmen oder kleine Skulp­turen. Außerdem arbeite ich alte Klein­möbel auf und bin großer Fan des neuen Trends “upcy­cling”. So wird aus einem alten Fens­ter­rahmen ein Spiegel oder aus einer häss­lichen Stoff­lampe mit braunen Zotteln ein Designerstück.

Außerdem möchte ich in meinem Laden auch anderen Krea­tiven die Plattform geben ihre Pro­dukte zu prä­sen­tieren. Erste Koope­ra­tionen sind schon ent­standen und Pro­dukte in meinem Laden zu sehen.

2. Wie und wann kam die Idee dazu? 

Kreativ war ich schon immer. Das liegt wohl auch in der Familie. Mein Vati ist Tischler, meine Mutti zwar Beamtin, aber vor allem auch wegen ihr sieht das selbst gebaute Haus meiner Eltern aus wie in einer Wohn­zeit­schrift. Meine Schwester leitet in einem Bau­markt die Pflanzen- und Deko­ra­ti­ons­ab­teilung. Unser Vati hat sich eben mit zwei Töchtern nicht nehmen lassen uns etwas von seinem Können bei­zu­bringen. Und dann geht das los wie bei vielen: Man hat eine Idee, setzt sie um und ver­schenkt sie. Dann bestellen Freunde, Kol­legen, man fertigt mehr, fährt in seiner Freizeit auf einen ersten Markt. Wird dort auf einen wei­teren ein­ge­laden usw. Man lernt dazu, wo lohnt es sich hin­zu­fahren, wo passt man hin. Das ist wun­derbar, wenn Leute sich an den Pro­dukten erfreuen. Und dann kam immer wieder die Frage: Haben Sie auch einen Laden?

3. Wann hast DU die Ent­scheidung zur Gründung getroffen? 

Der Traum war schon länger da, sicherlich schon als der erste Kunde die oben genannte Frage gestellt hat, hat man in Gedanken gesponnen, wie schön es doch wäre, hätte man einen Laden… Wie würde der aus­sehen? Während des Stu­diums hatte ich zu wenig Zeit für kon­krete Pläne. Aber danach, ich habe zunächst selbst­ständig gear­beitet, habe ich gedacht: Wann, wenn nicht jetzt? Ich bin unge­bunden, jung und expe­ri­men­tier­freudig. Ganz ins Unge­wisse wollte ich aber nicht rennen und da kam das Grün­derCamp von Dresden exists gerade richtig. Ich wollte erst mal schauen, ob mein Plan über­haupt rea­lis­tisch ist und was ich alles beachten und bedenken muss.

4. Was waren die drei größten Her­aus­for­de­rungen auf dem Weg in die
Selbst­stän­digkeit und wie hast Du sie bewältigt? 

Drei große Her­aus­for­de­rungen fallen mir gar nicht ein. Das Schwie­rigste war nach dem Camp kon­kreter zu werden und ein Laden­ge­schäft zu finden. Denn davon hing meine unge­fähre finan­zielle Planung ab. Etwas Bezahl­bares finden, was auch noch eine gute Lage hat – in der Neu­stadt nicht so einfach! Für dieses Jahr hatte ich eigentlich schon auf­ge­geben und des­wegen mehr Markt­termine geplant als je zuvor. Durch einen ganz glück­lichen Zufall hat es dann aber mit einem Geschäft in der Kunst­hof­passage geklappt. Das war alles sehr spontan, 14 Tage vor Miet­beginn habe ich erst davon erfahren. Nun musste es schnell gehen. Ich habe den schub­Laden nun auch schon auf­ge­macht, obwohl noch nicht alles fertig ist. Das soll sich ruhig ent­wi­ckeln. Aber ich denke viele Her­aus­for­de­rungen kommen noch auf mich zu: ange­fangen bei der Logistik im Dezember mit Laden und Märkten gleich­zeitig, genügend Kunden in den Laden locken, Pro­dukt­pa­lette erweitern, Buch­haltung und Steu­er­erklärung, … Da werden sicherlich noch einige Her­aus­for­de­rungen zu bewäl­tigen sein!

 

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5. Was macht Dich besonders stolz bzw. was waren Deine bis­he­rigen Erfolge? 

Ich bin stolz da zu sein, wo ich bin und mein Studium erfolg­reich abge­schlossen zu haben. Ich musste viel dafür arbeiten gehen, da ich wenig Unter­stützung erhalten habe. Trotzdem ging es immer irgendwie, das hat mir Mut gemacht, den Laden auch ohne großes Start­ka­pital zu starten.

Jetzt bin ich jeden Tag stolz, wenn ich meine Ladentür auf­schließe. Ich bin stolz, wenn mir Men­schen Kom­pli­mente für meine Ein­richtung machen, ob zu Hause oder nun im Laden (obwohl er noch nicht fertig ist). Ich freue mich, wenn mich Kunden für die Ideen loben.

Für mich ist jedes ver­kaufte hand­ge­machte Stück ein Erfolg. Wenn Leute es zu schätzen wissen, was hand­ge­machte Stücke wert sind.

6. Gab es Tage, an denen Du nicht sicher gewesen bist, wie und ob es wei­ter­gehen soll? Wenn ja: wie hast Du diese Hürden bewältigt?

Ein rich­tiges Tief in der Hin­sicht hatte ich nie. Ich bin sehr opti­mis­tisch, aber auch rea­lis­tisch. Ich habe schon Angst, ob der Plan funk­tio­niert, ob das finan­ziell aufgeht und ich davon leben kann. Aber woher soll ich das wissen, wenn ich es nicht pro­biert habe?!

Frus­trierend emp­finde ich auch immer, wenn Men­schen sagen, dass sie es auch selbst machen können und über Preise schimpfen. Das ist aber alles ver­gessen, wenn solche Geschichten passieren:

Ein Ehepaar sieht an einem Markt­stand meine Gar­de­roben und Hakenleisten.

Frau: Oh, sind die schön. Schau mal.

Mann: Ach, das kann ich dir auch machen.

Frau: Klar, wann denn? In drei Jahren, oder was!? Nachdem ich zehnmal nach­ge­fragt habe?!

Frau händigt mir das Geld aus und klemmt die Haken­leiste glücklich unter den Arm.

7. Du hast beim ersten grün­derCAMP von dresden | exists teil­ge­nommen. Welche Erfah­rungen hast Du damit gemacht?

Das Grün­derCamp bot mir sehr hilf­reiche und pra­xisnahe Seminare. Man konnte sich intensiv und am Stück mit allen Aspekten der Exis­tenz­gründung beschäf­tigen. Das besondere für mich war aller­dings der Aus­tausch und das ständige Feedback von Gleichgesinnten.

Außerdem waren alle Refe­renten sehr gut, ich fühlte mich nie wie als Student in einer lang­wei­ligen oder tro­ckenen Vorlesung.

8. Welche Erfah­rungen möchtest Du an andere wei­ter­geben, die jetzt vor der Ent­scheidung zur Selbst­stän­digkeit stehen? 

Einfach machen! Nicht immer so viel Nach­denken. Auch mit einem kleinen Budget lassen sich Dinge ver­wirk­lichen. Und es ist immer gut, wenn man auf Freunde und Familie bauen kann.

9. Was ist Deine Zukunfts­vision bzw. was möchtest Du in den nächsten 5 Jahren erreichen?

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In 5 Jahren hätte ich gern immer noch meinen schub­Laden, der Tou­risten, aber auch Ein­hei­mische mit schönen Dingen für ihre Wohnung oder zum Ver­schenken ver­sorgt. Ich möchte mehr Leute kennen lernen, die auch Sachen selbst her­stellen und bei mir aus­stellen. Über­haupt möchte ich mehr Aus­stel­lungen und Ver­an­stal­tungen planen. Den Anfang macht eine kleine Weih­nachts­au­stellung gemeinsam mit Ulrike von der U.R. Galerie vom 1. bis 4. Advent. Und ich plane mit Freunden eine Sup­penbar vorm Laden und eine Wich­tel­werk­statt im Keller zum Niko­laus­markt in der Kunst­hof­passage, der vom 6.–9. Dezember statt­findet. So etwas möchte ich gern immer wieder mal machen.

 

*Das Copy­right aller hier gezeigten Fotos liegt bei Antje Schöne.

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