Die Eröffnung eines Geschäftskontos stellt einen wichtigen Meilenstein im Gründungsprozess dar. Gerade in der Anfangsphase bewahrt es den jungen Existenzgründer vor einer fehlenden buchhalterischen Transparenz, also der strikten Trennung zwischen privaten und geschäftlichen Transaktionen und einer Fehleinschätzung der unternehmerischen Liquidität. Daneben ist die Bank als Betreuer, Kreditgeber und Vermittler zu Kunden, Lieferanten und anderen Unternehmen ein wesentlicher Baustein eines reibungslosen Betriebsablaufs.
Frau Dr. Ute Drieselmann von der Commerzbank AG gab bei unserem Gründertreff im Mai Antworten auf die zahlreichen Fragen, die sich vor einer Geschäftskontoeröffnung bzw. einer Kreditanfrage ergeben:
Welche Bank ist die richtige?
Die Wahl der Bank ist von verschiedenen Entscheidungsfaktoren abhängig, die jeder einzelne Gründer für sich bewerten muss. Besonderen Wert sollte neben günstigen Konditionen oder der Servicequalität auf das Marktwissen und die Professionalität des Betreuers gelegt werden. Schon ein Blick auf das Unternehmensumfeld kann bei der Suche nach einer passenden Bank zu einem Erkenntnisgewinn führen.
Was ist bei der Wahl des Kontomodells zu beachten?
Je nach den Ansprüchen und Funktionen, die das Konto erfüllen sollen, ist die Wahl des Kontomodells auszurichten. Meist kann der Existenzgründer aus einer Vielzahl von Optionen wählen. Ein Vergleich der zahlreichen Angebote ist daher unabdingbar. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die anfallenden Kontokosten gelegt werden. Grundsätzlich ist mit einer Pauschale und einem Freikontingent an Transaktionen zu rechnen und einer zusätzlichen Gebühr für jede weitere Transaktion. Welche Variante am Ende die richtige Lösung darstellt muss individuell entschieden werden. So bietet sich bspw. ein kostenloses Kontomodell mit einem geringen Transaktionsvolumen und hohen Zusatzkosten für weitere Buchungen für den Kleinunternehmer besser an als für die Unternehmung mit einem deutlich größeren Volumina.
Weitere wichtige Fragen sind u.a.:
- Ist Bargeld immer notwendig?
- Wie soll der weitere Zahlungsverkehr ablaufen (Checks, Lasteinzug, Überweisung)?
- Muss ich bspw. Außendienstmitarbeiter mit Geldkarten ausstatten?
- Benötige ich zusätzliche Fremdwährungskonten?
Wie kann ich mich auf das erste Bankgespräch vorbereiten?
Da Banken nicht jedes Gründungsprojekt durch die Bereitstellung eines Geschäftskontos unterstützen, ist eine gezielte Vorbereitung umso wichtiger. Dazu ist eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Gründungsidee unumgänglich, besonders, wenn sich an die Kontoeröffnung eine Finanzierung anschließt. In diesem Fall ist zu aller erst der Kapital- und Finanzierungsbedarf aufzuschlüsseln, zu dem u.a. die Gründungskosten, Start- und Anlaufkosten sowie auch die Kosten für das private Leben zählen. Dazu muss die Absatz- und Kostenplanung sowie Kundenstruktur offengelegt, die Wettbewerber analysiert und die Marktposition bestimmt werden. Aus dem Businessplan sollten weiterhin Rechtsform und haftende Gesellschafter hervorgehen. Mit Blick auf die Zukunft sind Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung von zentraler Bedeutung. Ebenso wie zukünftliche Zinsen oder Tilgungszahlungen, laufende Verträge und eine Darlegung der Sicherheiten. Neben all diesen Daten und Prognosen ist ein überzeugender freier Vortragsstil von zentraler Bedeutung. Es ist nicht nötig alle Einzelheiten des Unternehmenskonzepts aufzuzeigen, vielmehr sollte der Wert auf einer einfachen und verständlichen Vorstellung der Idee liegen.
Die Argumentation wird am besten durch einen guten persönlichen Eindruck abgerundet, welcher durch einen Lebenslauf, Zeugnisse, Zertifikate etc. untermauert werden kann.
Welche Unterlagen brauche ich zur Geschäftskontoeröffnung?
- Aktueller Registerauszug (Handelsregister, Vereinsregister u.a.)
- Gewerbeanmeldung
- Nachweis wirtschaftlich Berechtigter (Gesellschafterliste, Gesellschaftervertrag)
- Personalausweis
Wie schätzt die Bank die Kreditwürdigkeit meines Unternehmens ein?
Ein gutes Rating ist Voraussetzung für die Vergabe eines Kredites. Es setzt sich aus einer Einschätzung des Unternehmers (SCHUFA), des Unternehmens (Planbilanz, GuV) wie auch aus einer Analyse des „Kontoverhaltens“ (Lastschriftrückgaben etc.) zusammen.
Was ist ein Kontokorrentkredit?
Der Kontokorrentkredit ist eine stetige, frei verfügbare, aber in ihrer Höhe festgelegte Überziehungsmöglichkeit eines Kontos, die dazu dient, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überwinden. Auf lange Sicht ist der Kontokorrentkredit aufgrund seiner hohen Zinsen von bis zu 15% viel zu kostenintensiv.
Am Ende ihres Vortrages gab Frau Dr. Ute Drieselmann noch zwei letzte wichtige Tipps:
- Die Beziehung zwischen dem Existenzgründer und der Bank beruht im Idealfall auf Wechselseitigkeit und kann nur durch Offenheit und Ehrlichkeit in allen Belangen funktionieren.
- Daher sollten nur realistische Ziele auf der Agenda stehen!