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Startups in Zeiten der Corona-Pandemie

Bleibt agil und nutz die Chance für radikale Innovationen!
Agil bleiben in der Krise – nutzt die Gelegenheit für radikale Innovationen.

Ein befreundeter Dozent erzählte mir vor einigen Tagen bei einer Runde Skat und einem Glas Wein von der Aufgabe seiner Hochschule, die Vorlesungen im Sommersemester 2020 digital anbieten zu müssen. Die erste Herausforderung bestand für ihn darin, dass das empfohlene Headset online „nicht mehr verfügbar“ war, da innerhalb einer Woche sämtliche Unternehmen wie von Zauberhand auf Homeoffice geswitcht waren. Mehrere Freunde klinkten sich in die Unterhaltung ein und berichteten von ähnlichen Experimenten in Sachen Adhoc-Digitalisierung, Kurzarbeit, Auftragsstornierungen, Kinderbetreuung, Zukunftsängste. Das Interessanteste an der Runde war jedoch, dass der Abstand zwischen den Beteiligten nicht nur 2 Meter, sondern mindestens 200 km zueinander war und sich trotzdem alles völlig normal anfühlte. Vor der Corona-Pandemie wären wir nicht im Traum auf die Idee gekommen, uns über eine App mit Livecams zu verabreden.

Das Beispiel macht im Kleinen deutlich, wie sich Kommunikation, Mobilität, Konsum, Orte, Bedürfnisse, die ganze Realität innerhalb kürzester Zeit radikal verändern – und damit die Fragen, die uns beschäftigen, wenn wir mit Startups nutzerorientierte Lösungen für die Zukunft designen. Weltweit stehen Regierungen, Krankenhäuser, Sozialsysteme und Familien gerade vor einer unüberschaubaren Masse an Problemen – so auch junge Unternehmerinnen, Gründer, Startups und Freischaffende, die vielleicht gerade auf dem besten Weg zum Durchstarten waren und nun Existenzängste überwinden und sich durchkämpfen müssen.

Akuthilfen für Unternehmen in Sachsen

Aktuelle Hilfspakete von Bund und Ländern können das Überleben sichern.
Hilfspakete von Bund und Ländern können euch jetzt das Überleben sichern. Nutzt für euch passende Angebote.

Hilfspakete können vorübergehend dazu dienen, um beispielsweise laufende Betriebskosten zu decken, wenn eine zeitlang keine Einnahmen fließen sollten. Soforthilfen leistet auch der Freistaat Sachsen und bietet umfangreiche Informationen von Krediten über Kurzarbeit bis hin zu Verdienstausfällen. Besonders interessant ist die Möglichkeit eines zinslosen Liquiditätsdarlehens von bis zu 50.000 €, das seit Montag für Solo-Selbstständige, Kleinstunternehmen und FreiberuflerInnen mit einem Jahresumsatz von max. 1 Mio. € bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) beantragt werden kann. Weiterhin gibt es Erleichterungen im Bereich Steuern, wie zinslose Steuerstundungen und angepasste Steuervorauszahlungen.

Bei futuresax, der Innovationsplattform des Freistaates, gibt es eine ständig aktualisierte Liste kurzfristiger Hilfsangebote für Unternehmen in Sachsen. Weitere Informationen rund um Corona in Sachsen hat der Freistaat zur Verfügung gestellt. Auch die IHK und die Agentur für Arbeit veröffentlichen regelmäßig wichtige Informationen für Gründungsinteressierte, Unternehmen und Freiberufler. Das Gründernest hat auch einige konkrete Tipps und Tricks im Beitrag „Liquiditätsengpässe mit staatliche Hilfen abfedern“ angelegt. Die wichtigsten Programme und Links haben wir auch noch einmal zusammengefasst. Haltet euch auf dem Laufenden und nutzt die Angebote, die zu euch passen.

Anpassungsfähigkeit und Kreativität 

Neben diesen offiziellen Maßnahmen macht es sich natürlich im Interesse einer solidarischen Gesellschaft und des eigenen Unternehmens bezahlt, nicht nur auf Überbrückungshilfen zu bauen, sondern aktuell umso mehr auf wirtschaftliche und soziale Entwicklungen zu schauen. Wie könnt ihr mit eurer Expertise Lösungen für akute Probleme in der Krise entwickeln? Projekte wie der #WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung, bei dem am vergangenen Wochenende mehr als 40.000 Menschen teilgenommen haben, bieten professionelle Infrastruktur und Vernetzung für Leute mit Skills und Ideen.

Schraubt am Geschäftsmodell und fragt euch: Was braucht mein Kunde aktuell wirklich?
Schraubt am Geschäftsmodell und fragt euch: Was braucht mein Kunde wirklich?

Für viele ist es nicht nur notwendig, die firmeninternen Prozesse anzupassen, sondern auch Stellschrauben am Geschäftsmodell zu drehen. Denn während eines „Shutdowns“ verschieben sich Marktanteile mitunter signifikant. Dem kann beispielsweise die lokale Gastronomie und Kreativwirtschaft unter den ohnehin zumeist prekären Bedingungen kaum standhalten: analoge Geschäftsmodelle, die nicht zur kritischen Infrastruktur zählen, stehen unter einem erheblich größeren Druck als digitale. Große Onlinehändler mit professionellen und automatisierten Prozessen profitieren immens, wenn lokale Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Aber auch die kleine Pizzeria, die nun auch einen eigenen Lieferservice anbietet oder der Klamottenladen um die Ecke, der nunmehr einen Onlineshop betreibt, kann mit Unterstützung, Ideenreichtum und Flexibilität schwere Zeiten überbrücken und sich zukunftsfähig machen. Manch ein Unternehmen stellt die komplette Produktion um, sei es für die Herstellung medizinischer Geräte oder Medikamente oder aber das Nähen von Atemschutzmasken. Andere stellen Ressourcen zur Verfügung, um sie in neuen Kontexten einzusetzen und stellen nun Desinfektionsmittel statt Spirituosen her. Sich vorübergehend persönlich in einem anderen Bereich zu betätigen kann eurem Startup ebenfalls über die Krise hinweghelfen: beispielsweise im Gesundheitswesen oder als Einkaufshilfe, bei landwirtschaftlichen Betrieben und in der Logistik sowie der Nahrungsmittelherstellung.

Die Rückkehr zum „Ausgangszustand“ in ein paar Wochen oder Monaten bedeutet aber nicht, dass analoge Geschäftsmodelle denselben Stellenwert wie zuvor einnehmen können – denn die Digitalisierung war ein längst überfälliger Schritt, der nun durch die Ausnahmesituation befeuert wird. Für viele Unternehmen bedeutet das Learning by Doing. Neben knallharten Existenzbedrohungen entstehen nämlich auch Chancen und Möglichkeiten, die im „Normalbetrieb“ (noch) gar nicht existiert haben. Mindestens im Online-Marketing und den firmeninternen Prozessen werden jetzt wichtige Erfahrungen gesammelt. Das Impact Hub Dresden hat hierfür einen sehr nützlichen „Remote Guide für die Corona Krise“ zur Verfügung gestellt.

Es macht sich garantiert bezahlt, durch stornierte Aufträge entstandene Lücken zu nutzen, um Ideen neu zu durchdenken und an den aktuellen Kontext anzupassen. Denn enormes Know How und Mut zur Veränderung besitzen gerade Gründerinnen und Gründer: ihr seid die Experten und Spezialistinnen in eurem Feld. Geht jetzt proaktiv auf eure Kunden und Investoren zu, indem ihr mit kreativen Ideen zeigt, dass ihr aktiv und für sie da seid. Kleine Unternehmen haben vielleicht wenig Rücklagen, aber dafür auch keine starren Strukturen, die sich mit trägen Prozessen durch die Krise schleppen müssen. Ihr könnt euer Wissen und eure Fähigkeiten mit Angeboten, die gerade jetzt gebraucht werden, am Markt einbringen.

Nutzt den Moment und das Fenster für radikale Innovationen, das sich jetzt öffnet, um euer Unternehmen nicht nur durchzubringen, sondern zukunftsfähig weiterzuentwickeln und die Welt mitzugestalten.

Um noch mal zurück zur digitalen Skatrunde zu kommen: Seid füreinander da, bleibt gesund und bleibt zuhause, wenn ihr könnt. Achtet auf euch und andere. Das Team von dresden|exists ist bei allen Fragen auch online für euch da.

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