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TRUMPF: Mit Nach­hal­tigkeit und gelebten Werten zum Erfolg

Wie das Wall Street Journal erst kürzlich fest­stellte, ist Deutschland Welt­meister der „Hidden Cham­pions“. Doch was sind eigentlich Hidden Cham­pions? Es sind Mit­tel­stän­dische Unter­nehmen, die durch Kon­ti­nuität und stetige Ver­bes­serung auf ihrem Markt an der Spitze agieren. Eines dieser Unter­nehmen ist TRUMPF. Nur um Ver­wechs­lungen vor­zu­beugen: TRUMPF stellt keine Scho­kolade her, sondern ist ein weltweit tätiges Hoch­tech­no­lo­gie­un­ter­nehmen für Werk­zeug­ma­schinen und Laser­technik. Am 15. Mai machte sich ein Schwabe auf den Weg nach Dresden, um den mehr als 400 Besu­chern des 42. Grün­der­foyers einen Ein­blick in die Erfolgs­ge­schichte des Fami­li­en­un­ter­nehmens aus Dit­zingen zu geben. Dr. E.h. Peter Leib­inger, stell­ver­tre­tender Vor­sit­zender der Geschäfts­führung, erklärte hier, welche Rolle Werte bei TRUMPF spielen und wie diese zum Unter­neh­mens­erfolg beitragen.

Ein voller Hörsaal zum 42. Gründerfoyer (Foto: Robert Gebler)
Ein voller Hörsaal zum 42. Grün­der­foyer
(Foto: Robert Gebler)

Doch der Reihe nach: Nach der Begrüßung durch Dr. Frank Pan­kotsch, Geschäfts­führer von dresden|exists, kam mit der IHK Dresden ein lang­jäh­riger Partner von dresden|exists zu Wort. In seinem Grußwort betonte Dr. Detlef Hamann, Haut­ge­schäfts­führer der IHK Dresden, dass es nicht immer eine neue Idee sei, die zum eigenen Unter­nehmen führt. Eine weitere Option sei die Unter­neh­mens­nach­folge. In Sachsen stehen in den nächsten Jahren mehr als 5.000 Unter­nehmen vor der Her­aus­for­derung einen Nach­folger zu finden! Auch wenn sie sich nicht sofort dafür ent­scheiden und erst als Ange­stellte Erfah­rungen sammeln, sollten die Besucher das doch in Erin­nerung behalten, so Hamann.

Der Countdown läuft…

In den anschlie­ßenden Ele­vator Pitches brachten fünf Start-ups in jeweils zwei Minuten ihre Geschäfts­ideen auf den Punkt – denn die Zeit ist knapp, wenn es darum geht Inves­toren von der eigenen Idee zu über­zeugen. Bei Peter Leib­inger scheint es ihnen gelungen zu sein, denn er stellte zu Beginn seines Vor­trages fest: „Eigentlich sind Gründer viel inter­es­santer als Nachfolger.“

  • Green City Solu­tions sen­si­bi­li­sierte die Zuhörer dafür, mit Hilfe ihres Smart­phones Umwelt­pro­bleme lösen zu können. Denn ihr „City Tree“ ist nach­haltig und vereint hybride Pflan­zen­technik mit inno­va­tiver Kommunikation.
  • Nordwerk Recy­cling Design nutzt Abfall­werk­stoffe für nach­hal­tiges Design. Dabei stehen die Lei­den­schaft und die Freude am Arbeiten und am Material im Vor­der­grund, egal ob Löwen, Lampen oder Möbel z.B. aus recy­celter Well­pappe entstehen.
  • Mit einem Glas Piña Colada in der Hand erklärte fodjan, dass wir pro Tag circa einen Liter Milch zu uns nehmen. Damit Bauer Karl diese günstig und mit einer gesunden Kuh pro­du­zieren kann, gibt es die Software smart­feeding von fodjan.
  • Wat­chOu­r­Ideas ist der Meinung, dass jede Idee wert ist gelesen oder gehört zu werden. An der Uni ent­stehen so viele Ideen. Doch letzt­endlich landen sie auf dem PC oder im Bücher­regal. Auf WatchOurIdeas.com können diese Ideen digital bewegt werden.
  • Pro Tag werden online circa vier Mil­li­arden Mei­nungen in sozialen Netz­werken mit­ge­teilt. WHISP ver­leiht den Mei­nungen im Internet Aus­druck, denn Mei­nungen sind mächtig und vielseitig.

Der Weg eines Hidden Cham­pions zum Erfolg

Der Erfolg der Firma TRUMPF ist eng mit der Familie Leib­inger ver­bunden. Doch wie kam TRUMPF eigentlich in Besitz der Familie Leib­inger? Nach einer Lehre in der Firma und einem Maschi­nen­bau­studium ent­wi­ckelte Berthold Leib­inger in seiner Diplom­arbeit eine neu­artige Maschine für TRUMPF. Der Fir­men­gründer Christian Trumpf hielt aller­dings nichts von Patenten und so meldete der junge Inge­nieur es selbst an. Irgendwann war es güns­tiger Fir­men­an­teile an Berthold Leib­inger zu über­geben, als Lizenz­ge­bühren zu zahlen. Nach und nach kaufte die Familie weitere Anteile hinzu und ver­schuldete sich hierfür hoch. Die Krux an der Geschichte – je erfolg­reicher Berthold Leib­inger später als Geschäfts­führer von TRUMPF wurde, desto teurer wurden auch die Anteile. Dieser Management-Buy-Out dauerte fast 40 Jahre (!), bis die Firma 2003 kom­plett in Fami­li­enhand war. Heute ist das Unter­nehmen weltweit führend auf seinem Gebiet und stellt Maschinen zur Fer­tigung von Autos, Wasch­ma­schinen oder Herz­schritt­ma­chern her sowie hoch­präzise Industrielaser.

Dr. E.h. Peter Leibinger zum 42. Gründerfoyer (Foto: Robert Gebler)
Dr. E.h. Peter Leib­inger zum 42. Grün­der­foyer
(Foto: Robert Gebler)

Nach über 50 Jahren zog sich Berthold Leib­inger 2005 aus der Geschäfts­führung zurück und übergab den Vorsitz an seine Tochter Dr. Nicola Leib­inger-Kam­müller und den stell­ver­tre­tenden Vorsitz an seinen Sohn Dr. E.h. Peter Leib­inger. In seinem Vortrag stellte Peter Leib­inger fest, dass Erfolg im Fami­li­en­un­ter­nehmen nur möglich sei, wenn wie bei ihnen, die Fami­li­en­mit­glieder har­mo­nisch zusam­men­ar­beiten und das Unter­nehmen immer an erster Stelle kommt.

Als wei­teren Erfolgs­faktor  sieht Leib­inger ein gelebtes Wer­te­system, denn Werte lassen ein Unter­nehmen zu einem Orga­nismus wachsen. Bei diesem Prozess werden intuitiv die Werte abge­stoßen, die nicht zum Unter­nehmen passen. Werte, die die Unter­neh­mens­kultur von TRUMPF prägen, sind bei­spiels­weise „Kon­ti­nuität“ und „Inno­vation“. Für Leib­inger ist dies kein Kon­flikt. So bedeute Kon­ti­nuität für TRUMPF, Ver­ant­wortung zu über­nehmen und den Mit­ar­beitern Kon­ti­nuität zu bieten, die dem Unter­nehmen ihr wirt­schaft­liches Schicksal anver­trauen. Vor­aus­setzung für inno­va­tives Handeln ist jedoch Risi­ko­be­reit­schaft. Etwas Exis­tie­rendes muss zer­stört werden damit etwas Neues ent­stehen kann. Leib­inger bezieht den Wert „Inno­vation“ auf Pro­dukte und Pro­zesse, nicht auf Menschen.

Vier Thesen…

Abge­leitet von Max Webers Unter­neh­mer­ethos, stellt Leib­inger vier Thesen für eine nach­haltige Unter­neh­mens­führung auf:

1) Ein gelebtes und intaktes Wer­te­system führt zu Nachhaltigkeit.

2) Ein Wer­te­system muss orga­nisch sein. Und kann weder durch Per­sonen noch durch Geschichte ver­ordnet werden

Als Bei­spiel führt er seinen Vater als prä­gende Per­sön­lichkeit für das Unter­nehmen TRUMPF an, der die Werte geprägt hat und deren Fort­führung nun die Aufgabe der 2. Gene­ration ist. Der Grundsatz ist dabei stets: das Unter­nehmen kommt vor der Familie und steht über per­sön­lichen Interessen.

3) Ein Wer­te­system muss sich ver­ändern und gepflegt werden.

Für TRUMPF bedeutet dies unter anderem die Mit­ar­beiter über regel­mäßige Befra­gungen in die Ent­wicklung des Unter­nehmens ein­zu­be­ziehen und die Ergeb­nisse über Füh­rungs­kräf­te­se­minare wie­derum ein­zu­bringen.  Diese Ein­stellung spiegeln auch die Fir­men­ge­bäude am Stammhaus in Dit­zingen wieder. Nicht die Vor­stands­etage sondern die Kantine ist laut Leib­inger das schönste und teu­erste Gebäude auf dem Gelände und ein Ort des Austauschs.

4) Nach­hal­tigkeit in der Unter­neh­mens­führung führt zum Erfolg.

Laut Leib­inger gibt es zahl­reiche Unter­nehmen, wie Bosch, BMW oder Zeiss, die das Weber‘sche Unter­nehmer-Ethos ver­einen. Die Quint­essenz ist jedoch, dass ein intaktes Wer­te­system nicht alleine zum Erfolg führt. Phan­tasie, Glück und Freude am Tun gehören ebenso dazu und so ver­ab­schiedet sich Dr. E.h. Leib­inger mit dem Aufruf an die Zuhörer: Sie sollten es machen!

Peter Leibinger im Gespräch mit Gründern (Foto: Robert Gebler)
Peter Leib­inger im Gespräch mit Gründern
(Foto: Robert Gebler)
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