Die Regelung der Nachfolge stellt Unternehmer vor viele Fragen: Wie mache ich mein Unternehmen bereit für die Übergabe? Wie finde ich den richtigen Nachfolger? Und wie kann ich mein Leben nach der Übergabe gestalten? Die wichtigsten Antworten gab der FOLGERICHTIG-Treff am 28. Februar 2013. Unternehmensberater Dr. Michael Kobel erläuterte zunächst die kaufmännischen Aspekte, die bei der Nachfolge zu beachten sind. Kerstin Schüler (Mediatorin und Business-Coach) sprach über die emotionalen und zwischenmenschlichen Aspekte.
Wie mache ich ein Unternehmen übergabefähig?
Als die wichtigsten Aufgaben für die Vorbereitung der Nachfolge nennt Dr. Kobel
- die Definition von Nachfolgezielen,
- die Übergabefähigkeit zu prüfen und herzustellen
- und ein Verkaufsprospekt zu erstellen.
Definition der Nachfolgeziele: Der erste Schritt auf dem Weg zur Nachfolge ist es, sich über die eigenen Ziele Klarheit zu verschaffen. Basisfragen sind: Warum suche ich einen Nachfolger? Wie lange soll der Nachfolgeprozess dauern? Wer kommt hierfür in Frage?
Die Gründe für die Suche können vielfältig sein. Für die Vergabe von Bankkrediten kann die Nennung eines Nachfolgers ebenso erforderlich werden, wie bei der Änderung der eigenen Lebenspläne oder dem altersbedingten Ausscheiden. Empfehlenswert ist, so früh wie möglich mit der Suche eines Nachfolgers anzufangen, da der gesamte Prozess mehrere Jahre andauern kann. Der Kreis potentieller Nachfolger beschränkt sich nicht ausschließlich auf die eigene Familie, auch Mitarbeiter und externe Partner oder Unternehmen sollten berücksichtigt werden.
Herstellen der Übergabefähigkeit: Um ein Unternehmen übergabefähig zu gestalten, sollte es „TAF“ werden. Diese Formel steht für
- Transparenz, die durch gutes Controlling geschaffen wird. Die gesetzten Ziele müssen realistisch sein und konsequent verfolgt werden. Abweichungen müssen erkannt und korrigiert werden. Transparenz beinhaltet ebenso eine realitätsnahe Einschätzung der Chancen und Risiken.
- Attraktivität, die durch Wissen über die Zielorientierung, Nachhaltigkeit, Wachstumspotentiale und Renditeaussichten entsteht.
- Finanzierbarkeit, die gewährleistet wird, wenn entstehende Kosten für Investitionen und Betriebsmittel klar aufgezeigt werden, ein realistischer Kaufpreis kalkuliert werden kann und Transparenz für Finanziers der Käufer besteht.
Verkaufsprospekt: Unerlässlich für die Vorbereitung der Nachfolge ist das Verkaufsprospekt. Damit ist keine Hochglanzbroschüre gemeint. Vielmehr sollte es sollte alle wesentlichen Informationen über das Unternehmen enthalten – von den Produkten und Dienstleistungen über die eigene Marktstellung, Organisationsstrukturen bis hin zu Vertrieb, Marketing und Finanzen. Warum ist ein solches Verkaufsprospekt wichtig? Der Unternehmer weist sich damit als proaktiv und professionell aus, und steigert das Interesse bei möglichen Nachfolgern. Daneben mindert es mögliche Risikoabschläge und erleichtert die Finanzierung des Verkaufspreises.
Sind diese Vorbereitungen getan, folgt die Suche, Auswahl und die Begleitung des Nachfolgekandidaten.
Emotionale Aspekte der Nachfolge
Das eigene Lebenswerk an die nächste Generation weiterzugeben, ist mehr als nur die Abwicklung eines wirtschaftlichen Prozesses. Es ist ein hochemotionaler Moment. Kerstin Schüler empfiehlt daher, sich auch mit
- anstehenden Veränderungsprozessen,
- möglichen Konflikten und
- dem eigenen Loslassen auseinanderzusetzen.
Unser Leben ist von oft von Veränderungen geprägt. Dennoch können wir uns meist nur schwer daran gewöhnen. Mehr oder weniger intensiv durchlaufen wir im Veränderungsprozess verschiedene Phasen. Vom ersten Shock und dem Bedürfnis des Festhaltens der gewohnten Abläufe bis hin zur Einsicht und Akzeptanz der neuen Situation. Besonders dann, wenn sich der Übergeber in einer frühen Phase dieses Veränderungsprozesses befindet, können Übergabegespräche schnell scheitern.
Ein Coach kann Sie hierbei unterstützen. Anders als ein Berater, gibt er keine Ratschläge auf Basis einer Analyse, vielmehr ist er ein Unterstützer, der zum Reflektieren anregt und die Person mental in diesem Prozess begleitet.
Konflikte können in verschiedenen Zusammenhängen vorkommen. Es kann Probleme mit dem Nachfolger geben, wenn dieser Prozesse im Unternehmen umstellen möchte. Aber auch innerfamiliäre Beziehungen können belastet werden, wenn beim Wechsel der Tochter zur Chefin Streitigkeiten über die neue Rollenverteilung entstehen. Wenn der scheidende Unternehmer eine wesentliche Autoritätsperson war, kann der Nachfolger Legitimationsschwierigkeiten bekommen – besonders wenn ihm das nötige Alter fehlt.
Kerstin Schüler empfiehlt im Konfliktfall professionelle Hilfe in Form von Mediation. Der Mediator ist eine überparteiliche Person und zur Neutralität verpflichtet. Nach der Devise „Verhandeln statt Streiten“ können mit seiner Hilfe Lösungen herbeigeführt werden, die beide Seiten zufrieden stellen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Beteiligten freiwillig am Tisch sitzen, sich vertrauen und über die andere Seite informiert sind.
Der Prozess des Loslassens offenbart die wohl intensivste und schwierigste Erfahrung, im Rahmen der Nachfolge. Es heißt, die eigenen Erinnerungen, Erfahrungen und Entscheidungen loszulassen. Für diesen Schritt ist es wichtig zu entscheiden, ob man wirklich loslassen muss und/oder will. Man sollte sich auf keinem Fall selbst belügen. Zudem sollten offene Konflikte geklärt werden. Genauso wichtig ist es sich persönlich zu verabschieden und positiv eingestellt der Zukunft entgegen zu gehen.
Das nächste Treffen des FOLGERICHTIG-Netzwerks findet bereits am 14. März 2013 statt. Mit dem Thema „Den Unternehmenswert klar und sicher ermitteln“ steht dann die Perspektive potentieller Nachfolger im Mittelpunkt. Du möchtest mehr über die Unternehmensnachfolge als Alternative zur eigenen Gründung erfahren? Dann melde Dich zum nächsten FOLGERICHTIG-Treff an.