Die Logistikbranche weiter revolutionieren – das haben sich unsere drei Gründer von Clover Optimization Dr. Leopold Kuttner, Felix Tamke und Maurice Morabel zur Aufgabe gemacht. Nachdem sie lange „dicke Bretter gebohrt“ haben, haben sie nun die ersten großen und kleinen Kunden an der Angel. Wie sie den Weg bis dahin bestritten und welche Learnings sie daraus mitgenommen haben, lest ihr hier in unserem Gründerportrait.
Worum geht es bei eurer Geschäftsidee?
Maurice: Wir haben mit Clover eine KI-basierte Transportplanung entwickelt, die erstmalig Touren- und Beladeplanung in einem Schritt zusammen berechnet und damit im Vergleich zu klassischen Lösungen Treibstoffkosten und Planungszeit nochmals massiv reduziert und die Auslastung von Fahrzeugen deutlich erhöht. Wir denken dabei Transportplanung vom Disponenten aus und sorgen so für realistische, schnelle und vor allem stressfreiere Planungsergebnisse.
Wie sieht euer Traumkunde aus und wie profitiert er von eurem Produkt?
Leo: Speditionen, Verlader und produzierende Unternehmen mit eigenem Fuhrpark: Jedes Transportunternehmen, dass mit den klassischen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, CO2-Maut, Kostendruck und Komplexität zu kämpfen hat und das nicht weiter hinnehmen will. Dabei machen wir es den Disponenten so leicht wie möglich: Wenn diese schon ein TMS (Transport Management System) nutzen, dann verbinden wir uns einfach mit diesem. Das reduziert den Aufwand auf Anwenderseite auf ein Minimum und der Zugriff erfolgt ohne Umwege in der gewohnten Nutzer-Oberfläche.
Wie entstand die Idee?
Felix: Wir kommen ursprünglich aus der Forschung und das Thema Tourenplanung ist ja ein alter Hut. Aber trotz diverser digitaler Lösungen sind bestimmte Zahlen in den letzten Jahren nicht besser geworden. Die Auslastung von LKWs liegt beispielsweise seit 20 Jahren konstant (schlecht) bei ca. 65%. Da fragt man sich natürlich, woran das liegt. Gerade weil der Druck auf die Branche ja steigt.
Wir haben dann schnell festgestellt, dass noch viel manuell geplant wird. Und selbst dann, wenn eine digitale Tourenplanung im Haus existiert, deckt die a) nicht die Beladeplanung ab und b) ist diese häufig unflexibel, langsam und bindet das hoch-individuelle Expertenwissen vom Disponenten gar nicht wirklich mit ein. Das Resultat: der Disponent nutzt das Tool nur bedingt. Das Unternehmen zahlt aber trotzdem.
Leo: Das darf man im Übrigen gar nicht als Vorwurf an die Branche verstehen. Vieles ist davon ist erst seit Kurzem erforscht und technisch umsetzbar. Beispielsweise sind die ersten bahnbrechenden Research-Paper zur kombinierten Touren- und Beladeplanung 2017 publiziert worden. Auch Interaktivität und Rechenpower sind große Themen, bei denen viel passiert ist. Da hilft es natürlich, wenn man an der Quelle sitzt und nicht alte IT- & Code-Strukturen anpassen muss, sondern alles von Anfang an „state-of-the-art“ macht.
Den Start-Schuss hat es dann damals mit einem großen Intralogistiker aus meiner Heimat gegeben, wo wir das Ganze erstmals auch in der Praxis beweisen konnten. Mittlerweile haben wir viele weitere Anwendungsfälle mit an die 100 Planungsparametern abgebildet.
Wie habt ihr als Gründungsteam zusammengefunden?
Felix: Leo und ich kennen uns aus der Promotionszeit an der TU Dresden, der Arbeit am Lehrstuhl und von einigen Industrieprojekten. Auch wenn uns die Ergebnisse selbst verblüfft haben, haben wir aber gemerkt, dass daraus allein noch keine erfolgreiche Company geboren wird. Im Rahmen von EXIST haben wir dann Maurice kennengelernt, mit dem wir zusammen daraus ein schlankes, skalierbares SaaS Modell gebaut haben.
Was waren die drei größten Herausforderungen?
Maurice: Wenn man sagt, dass man Tourenplanung macht, setzt man sich natürlich einem gewissen Rechtfertigungsdruck aus, ob es das nicht schon gäbe. Und der Teufel liegt hier „leider“ im Detail. Man kann schließlich nicht erwarten, dass irgendjemand da draußen weiß, was der Unterschied zwischen einer sequenziellen gegenüber einer integrierten Berechnung ist. Aber allein dieser Unterschied bringt den Unternehmen im Mittel 9% bessere Ergebnisse. Das sind selbst bei kleinen Mittelständlern mehrere Hunderttausend Euro im Jahr mehr in der Kasse.
In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns also: Gähnende Gesichter durch zu viele Details vermeiden, aber den Mehrwert im Vergleich zu gängiger Vorgehensweise dennoch verständlich vermitteln. Dabei helfen unsere Potenzialanalysen – die bringen schnell Klarheit.
Ansonsten waren wir natürlich mit gängigen Herausforderungen konfrontiert: Bürokratische Hürden machen auch vor Start-Ups nicht halt und bis wir unseren ersten Kunden hatten, hat es gute 9 Monate gedauert.
Was macht euch besonders stolz?
Felix: Wir waren schon immer viel näher an der Arbeitswelt der Disponenten dran. Und wenn man dann hört, dass die nicht mehr nervenaufreibenden Schichtdienst ab 3:00 in der früh machen müssen oder Ihre Urlaubsplanung im Team flexibler handhaben können, erfährt man schon viel Dankbarkeit.
Aber auch technisch: Wir haben uns natürlich mit Kunden, die Produkte von Marktteilnehmern nutzen, verglichen und können da sehr selbstbewusst auftreten. Gegen „die Großen“ anzutreten, die ja auf viel mehr Kapital sitzen, und dann besser abzuschneiden, ist schon sehr cool. David gegen Goliath, quasi.
Welche Unterstützung hat euch besonders geholfen?
Maurice: Ohne öffentliche Förderungen wäre vieles sicher anders, schleppender, verlaufen. Mit dresden|exists hatten wir neben Planungssicherheit auch Zugang zu Knowhow und immer eine externe Mentoren-Sicht. Nichtsdestotrotz, es braucht früh ein starkes Netzwerk und Für-Sprecher aus der Branche.
Welche Faktoren sind aus eurer Sicht für den Erfolg eines Startups relevant?
Felix: Ein fachlich komplementäres Team, frühes und kontinuierliches Feedback von Außen, Durchhaltevermögen, geistige Flexibilität und natürlich vor allem Bock haben! Die Liste ist lang, aber wenn es Spaß macht, ist das ansteckend.
Wo seht ihr euer Unternehmen in fünf Jahren?
Leo: Wir haben am meisten Spaß daran zu sehen, dass wir einen wirklich nachhaltigen Mehrwert liefern. Drum bleibt unser erklärtes Ziel, so vielen Disponenten wie möglich die Arbeit stressfreier und insgesamt angenehmer zu machen. Wenn wir dabei noch den deutschen Mittelstand stärken und Logistik insgesamt CO2-ärmer machen, sind wir mehr als happy. Dafür wollen wir auch in 5 Jahren weiterhin technisch ganz vorne mit dabei sein.