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Internationaler Tag des Händewaschens – Zu Gast bei DermaPurge

Heute, am 15.10., ist der Internationale Tag des Händewaschens. Spätestens seit Corona wissen wir alle, wie wichtig Händewaschen für die allgemeine Hygiene ist. Doch diesen Tag gibt es nicht erst seit der Pandemie, sondern bereits seit 2008.

Er richtet sich an alle Erwachsenen und Kinder, vor allem aber an Kindergärten, Schulen, Altenheime, Krankenhäuser und alle anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens.

dresden|exists war zu diesem Anlass zu Gast beim Gründungsteam von „DermaPurge“.

v.l. Dr. Max Schnepf, Dr. Jonas Schubert, Felix Klee (Bildrechte: DermaPurge / Credits: Fotograf Christoph Busse)

Felix, du bist Mitgründer von DermaPurge. Beschreibe uns einmal in kurzen Worten, was das Thema Händewaschen mit euch zu tun hat.

Felix: „Wir von DermaPurge entwickeln Hautreinigungsmittel gegen Gefahrstoffe. Das hat insofern etwas mit dem Tag des Händewaschens zu tun, weil es immer noch Millionen von Arbeitnehmer:innen allein in Deutschland gibt, die sich gelegentlich oder auch regelmäßig Gefahrstoffe von der Haut waschen müssen. Das geht nicht mit herkömmlichen Hautreinigungsmitteln – wie Seife zum Beispiel. Und da kommen dann unsere Entwicklungen ins Spiel.“

Welche Produkte entwickelt ihr denn?

Felix:
„Die Reise hat mit nano-ex angefangen. Das ist ein Patent, um kleinste Partikel von der Haut loszuwerden. Dieses Gel haben wir für Labore entwickelt, in denen mit Nanopartikeln gearbeitet wird – unter anderem in der Forschung oder in der Industrie. Mit nano-ex haben wir ein Patent entwickelt, womit man 4-Nanometer kleine Partikel von der Haut bekommt. Das muss man sich einmal bildlich vorstellen … da reden wir über die Dicke eines DNA-Stranges. Und solche kleine gesundheitsgefährdenden Partikel, die bekommt man damit im Notfall von der Haut.

Als Nächstes haben wir powder-ex entwickelt. Das kommt zum täglichen Einsatz in der Industrie – so auch im 3D-Druck. Dort werden unter anderem gefährliche Metallpulver verschmolzen, die man zuverlässig und vor allem schonend von der Haut wegwaschen möchte, bevor man etwa in die Mittagspause geht. Ein anderes Beispiel sind Dentallabore, wo geschliffen und poliert wird und die Mitarbeitenden – aus Arbeitsschutzgründen – nicht einmal Handschuhe tragen dürfen. Auch dort braucht man einfach etwas, um zuverlässig diese Stoffe von der Haut zu bekommen.

Pak-ex ist unser neuestes Patent. Dieses haben wir speziell für Berufsgruppen entwickelt, bei denen krebserregende Stoffe durch Verbrennungsprozesse eine Rolle spielen, wie z.B. bei der Feuerwehr oder bei Schornsteinfegern. Trotz Schutzkleidung kann es passieren, dass die krebserregenden Stoffe über die Haut aufgenommen werden. Für pak-ex haben wir dieses Jahr sogar einen Preis gewonnen, als beste Produktinnovation für den Feuerwehrbereich.“

Das klingt sehr spannend, wie kam es zu dieser Idee und was hat die TUD damit zu tun?

Felix:
„Die TUD hat einen großen Teil zu unseren Erfindungen beigetragen. Meine beiden Kollegen und Mitgründer Max und Jonas haben beide an der TUD promoviert und noch während ihrer Promotion das erste Patent für nano-ex entwickelt.

Sie haben damals einen Arbeitsunfall mitbekommen, bei dem eine Kollegin eine bestimmte Art von Nanopartikeln auf die Haut bekommen hat, welche sich nicht  von der Haut wegwaschen ließen. Damals haben sie sich dann selbstständig in den Feierabendstunden hingesetzt und in der Folge das Patent entwickelt, was wir jetzt mit auf den Markt gebracht haben. Ich habe damals noch an der Uniklinik in Dresden gearbeitet und bin dann dazugestoßen, um gemeinsam ein marktreifes Produkt zu entwickeln. Alles hat also an der TUD begonnen.“

Forschung und Entwicklung sind für euch wichtige Bereiche. Welche Projekte stehen bei euch in nächster Zeit an?

Max:
„Bei uns stehen gerade zwei große Projekte in der Entwicklungspipeline. Zum einen ein Produkt, mit dem man chemische Kampfstoffe von der Haut entfernen kann. Da arbeiten wir mit der Bundeswehr zusammen, weil diese  aktuell ein Problem mit ihren bestehenden Produkten hat. Die Produkte, die dort derzeit verwendet werden, sind relativ hautreizend, weil eben der Kampfstoff nach der Behandlung zerstört werden muss. Da sind wir gerade an der Forschung, ein Produkt zu entwickeln, das sowohl einen Kampfstoff zerstört als auch die  Haut nicht ganz so belastet. 

Das zweite große Projekt ist eine Weiterentwicklung von nano-ex und powder-ex – ein Kosmetikprodukt für den Konsumerbereich. Da geht es darum, dass Leute, die in (internationalen) Großstädten wohnen und damit viel Smog oder anderen Umwelteinflüssen, wie Feinstaub ausgesetzt sind, diese Stoffe besser von der Haut waschen können. Wer schon einmal in einer Großstadt, z.B. in Asien war, der weiß, wovon wir reden.“

Zum Thema Händewaschen habt ihr auch einmal ein Pilotprojekt an einem Kindergarten durchgeführt. Könnt ihr mir mehr davon erzählen?

Jonas:
„Als Team sind wir im März 2020 zusammengekommen, also zu Beginn von Corona. Unsere Produkte powder-ex und nano-ex haben die Eigenschaft, dass sie sehr farbig sind. Da war die Idee, dass man eben diesen farbigen Effekt, den Indikatoreffekt nutzt. So kann man sehen, wie man sich die Hände gewaschen hat und ob man sie sich richtig gewaschen hat. Diesen Effekt wollten wir auf ein normales Handreinigungsmittel übertragen. Dazu haben wir hier in Dresden ein Produkt mit der Firma LiiL, die ihre Produkte unter dem Markennamen Dresdner Essenz vertreibt, zusammen entwickelt und dann am Markt angeboten. Wir sind z.B. auch in einen Kindergarten gefahren, um den Kindern zu zeigen, wie sie sich richtig die Hände waschen müssen. Für unsere „Lernseife“ haben wir im Rahmen der Sonderausschreibung der Else Kröner Fresenius Stiftung zur „Verbesserung der Hygiene im Krankenhaus oder im ambulanten Bereich“ sogar eine Auszeichnung bekommen.

Was habt ihr euch aus diesem Projekt mitgenommen?

Felix:
„Zum Händewaschen habe ich mir mitgenommen, dass die visuelle Rückkopplung, dass man wirklich sieht, wo man die Seife schon verrieben hat, dazu führt, dass man viel aufmerksamer zum Beispiel in den Zwischenräumen oder an den Fingerkuppen die Hände säubert. Durch das gründliche Einseifen an allen Stellen, merkt man, dass man das im Alltag vielleicht nicht immer ganz so gründlich macht. Der Lerneffekt durch das visuelle Feedback war also wirklich hoch und ich achte nun noch mehr darauf.“

Jonas:

„Ein persönliches Learning für mich war, dass diese 20 Sekunden, die vom RKI empfohlen werden, wirklich wichtig sind. Durch die farbige Seife konnte man sehen, dass es praktisch unmöglich ist, sich schneller als in 20 Sekunden wirklich sauber die Hände zu waschen.“ 

Welche Hürden waren bei der Gründung für euch besonders groß und wie konntet ihr diese bewältigen?

Jonas:
„Für uns als Wissenschaftler war es relativ einfach, das dem Patent zugrundeliegende funktionale Gel zu entwickeln. Das ist dann natürlich kein fertiges Produkt, was man verkaufen kann. Es muss ja auch für die Kunden angenehm sein und einige Zeit halten. Das haben wir in der ersten Phase des EXIST-Gründungsstipendiums dann umgesetzt. Das war für uns damals eine schon recht große Herausforderung. Unsere Produkte sind Kosmetikprodukte. Auch da muss man verschiedene Tests machen, um die Produkte am Markt anbieten zu können. Damals kannten wir uns in diesem Bereich noch gar nicht aus und haben uns dann mittels eines Beraters in die Thematik eingearbeitet. Jetzt sind wir in der Lage relativ kurzfristig solche Produkte eben auch neu zu entwickeln.“

Welche zukünftigen Entwicklungen und Trends könnt ihr in eurer Branche sehen? 

Jonas:
„Wir können in vielen verschiedenen Branchen beobachten, dass Arbeitsschutz und Gesundheit immer mehr an Bedeutung gewinnen. Da bieten wir natürlich für verschiedene Branchen einen echten Mehrwert, weil die Standardprodukte, wie Seife häufig nichts bringen oder sogar eine schädigende Wirkung haben.“

Welche persönliche Learnings gab es für dich bezüglich der Gründung?

Felix:
„Also eine Sache, die mir von Anfang an wichtig bei der Gründung war, ist, dass man die Firmengründung und dieses Startupleben mit der Familie Einklang bringen kann. Ich habe zwei Kinder und es ist eben nicht so, dass man ständig durchweg die 80 Stunden Woche als Gründer:in durchackern muss. Irgendwann muss man auch einen Strich ziehen und das Ganze in Einklang bringen.

Als Gründer:in ist es so, dass du nie von der Arbeit nach Hause gehst und sagst: „Ich bin für heute fertig“. Du hast nocheine lange Liste, die am nächsten Tag noch länger wird. Du musst ständig  priorisieren und dir überlegen, was gehe ich an, was kann ich nicht schaffen, was ist wichtig und was ist extrem wichtig? Und wo fliegt uns alles um die Ohren, wenn das nicht erledigt wird? 

Gleichzeitig haben wir in unseren Bereichen jetzt schon drei Produkte innerhalb von zwei Jahren auf den Markt  gebracht. Wir haben sehr, sehr viele Felder, auf denen wir uns betätigen können und könnten und da müssen wir ständig priorisieren. Ich glaube, das ist eines der größten Learnings, dass man sehr hart priorisiert und abgrenzt.“ 

Wie sieht die Zukunft von DermaPurge aus?

Felix:
„Wir sind jetzt, gut zwei Jahre nach der Gründung, in der Situation, dass wir drei Produkte wirklich am Markt etabliert haben. Wir haben ein Händlernetzwerk von über 30 Händlern, auch außerhalb von Deutschland. Wir merken gerade, dass wir an unserem Forschungsinstitut so langsam an die Grenzen kommen, was die Räumlichkeiten  ngeht.

Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie wir die Produktion künftig hochskalieren können, und in dem Zuge werden wir natürlich auch unser Team erweitern. Ganz aktuell suchen wir nach einer CTA (chemisch technische Assistenz) oder auch Chemie-Laboranten, um im Labor, bei der Produktentwicklung, aber auch bei der Herstellung zu unterstützen. 

Habt ihr schon Räumlichkeiten im Blick und eine Vision?

Felix:
„Wir haben uns schon verschiedene Sachen angeschaut. Für uns ist klar, dass wir schon im Raum Dresden bleiben  möchten, und es gibt verschiedene Möglichkeiten, um unsere Ansprüche an Labor, Büro und Produktionsfläche zu  kombinieren. Da sind wir gerade dabei, die besten Optionen zu bewerten.

Warum Dresden?

Felix:
„Dresden ist für uns ein wunderbarer Standort, nicht nur, weil wir hier alle seit langer Zeit schon wohnen und unser  privates Leben verankert haben, sondern auch die Nähe zu den Forschungsinstituten, mit denen wir viel  zusammenarbeiten. Wir haben Projekte mit der Uniklinik Dresden und verschiedenen Forschungsbereichen, jetzt mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden und auch mit dem Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden. Da gibt es ganz viele, auch berufliche Ankerpunkte, die uns bei der Produktentwicklung bisher geholfen haben und  auch künftig helfen werden.“ 

Fazit: Nicht nur heute, sondern jeden Tag, sollten wir ans regelmäßige und gründliche Händewaschen denken. So können wir einen großen Teil zu unserer Gesundheit beitragen. Mit den Produkten von DermaPurge wird zusätzlich die Gesundheit von weiteren Berufsgruppen geschützt, die generell Gefahrstoffen ausgesetzt sind. Vielen Dank DermaPurge für das Interview!

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