Ein Höhepunkt unseres LifeTechLab ist in jeder Runde die „Founder’s Corner“. Erfolgreiche Wissenschaftsgründer:innen geben hier Einblicke in ihre Startup-Story – denn unternehmerische Vorbilder beflügeln Gründungsvorhaben. So auch in der aktuellen Runde.
Am 18. Januar hatten wir Dr. Jonas Schubert und Dr. Max Schnepf von DermaPurge eingeladen. Die beiden ehemaligen Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden waren im Frühling 2019 selbst im LifeTechLab gestartet und kennen den Weg vom Wissenschaftler zum Unternehmer aus eigener Erfahrung.
Vom Patent, über Finanzierung bis hin zur Logo-Entwicklung – die zwei sympathischen Gründer beantworteten geduldig alle Fragen unserer Teams und hatten eine ganze Reihe praktischer Tipps auf Lager. Doch zunächst zur Geschichte von DermaPurge…
Die Geschäftsidee: mit nano-ex gegen gefährliche Nanopartikel
Die Idee für ihre erste Erfindung entstand nach einem Laborunfall. Jonas und Max forschten gerade als Doktoranden an Nanopartikeln, als eine Kollegin sich versehentlich welche über die Hand goss. Nanopartikel stehen im Zusammenhang mit Krebserkrankungen und dennoch gab es nichts, um die gesundheitsgefährdenden Partikel zu entfernen. Das wollten die beiden ändern. Ihre Forschung gab ihnen eine Idee, wie man die gefährlichen unsichtbaren Mini-Teilchen von der Haut entfernen könnte und gleichzeitig entstand der Wunsch, sich mit der Erfindung auszugründen. Aber einfach mal gründen ist nicht so leicht, besonders, wenn man als Wissenschaftler gar keine Ahnung von Business hat.
Genau für solche Fälle wurde von dresden|exists das Ideen-Inkubationsprogramm LifeTechLab konzipiert. Es vermittelt dieses fehlende Wissen in einem interaktiven hands-on Ansatz im Laufe eines Semesters. Die beiden bewarben sich erfolgreich und konnten hier so einiges mitnehmen. „Ihr habt uns darauf gedrillt, unsere Produktidee ganz knapp, in nur 3 Minuten, zu pitchen. Am Anfang dachte ich, das geht doch gar nicht. Ich muss doch erst erklären, was Nanopartikel sind und meine wissenschaftlichen Daten zeigen, dass unser Erfindung funktioniert!“ Aber der Unternehmeralltag habe ihm gezeigt, dass Präsentationen von wissenschaftlichen Diagrammen nur zu langen Diskussionen beim Kunden führen. „Am Ende wurde viel geredet, aber nichts gekauft.“, resümierte Jonas Schubert. Wichtig sei am Ende für den Kunden nur, dass das Produkt funktioniere.
Die Entscheidung für die Ausgründung fiel schnell und das LifeTechlab habe sie in dieser Entscheidung nur bestärkt, so Jonas weiter. Die Ergebnisse der Workshops boten eine gute Grundlage für den Antrag für das EXIST-Gründerstipendium. Die Suche nach einem dritten Mitgründer mit BWL-Kenntnissen war nicht einfach, denn am Anfang kann ein Startup keinen Geldanreiz bieten. „Es muss jemand richtig Bock auf Gründen haben.“, berichtete Jonas. Über Mundpropaganda im Bekanntenkreis stieß schließlich Felix Klee zu ihnen.
Durchgestartet trotz Corona
Die Förderung klappte und am 1. März 2021 gründeten die drei DermaPurge, mitten im Corona-Lockdown. Der Verkauf der Nanopartikel-Entfernungscreme „nano-ex“ lief trotzdem gut an, auch wenn sich die Kundenakquise sehr aufwendig gestaltete. Konnten vor dem Lockdown auf einer einzigen Messe zahlreiche Kundenkontakte gesammelt werden, mussten nun ganz oldschool „an vorderster Front alle Leute durchtelefoniert werden“, erzählte Max.
Da sie sich stärker auf die Produktentwicklung konzentrieren wollten, haben sie bereits im vergangenen Jahr einen Kollegen für den Vertrieb eingestellt. Eine Herausforderung war für sie auch, wie langwierig sich die Markteinführung gestaltete: Die Marketingmaßnahmen, z. B. Anzeigen in Fachzeitschiften, hätten viel bewirkt. Allerdings hätten sie die Dauer bis es letztlich zu einem Kauf und dem Zahlungseingang kommt, unterschätzt. Ein Tipp, den der Gründer noch hat: „Mietet als Startup keinen Stand auf einer Messe. Das verbrennt nur Geld. Viel effizienter ist es, als Messebesucher zu den Ständen der Kunden zu gehen.“
In der Pipeline PAK-ex gegen krebserregende Kohlenwasserstoffe
3 Jahre nach der ersten Idee steht nun bereits die Markteinführung eines zweiten Produkts in den Startlöchern. Den Fokus behalten sie dabei bei: Gefahrenstoffe von der Haut entfernen. PAK-ex entfernt polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) effizient von der Haut. PAKs entstehen bei der Verbrennung von Kohle und sind stark krebserregend. Schornsteinfeger sind daher besonders gefährdet. Das neue Produkt kann nun Gesicht und Hände, die sie nicht durch Kleidung schützen können, effizient von PAKs reinigen.
Wir sind gespannt, wie es weitergeht und wünschen DermaPurge weiterhin viel Erfolg. Vielen Dank an Jonas und Max, dass sie ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert haben. Schien es einigen Wissenschaftler:innen zunächst unwirklich, dass auch sie einmal gründen werden, gehen sie inspiriert und gestärkt aus dem Abend. Denn es ist schön zu wissen, dass man „kein Supermensch wie Elon Musk sein muss, um zu gründen“, wie es einer der Teilnehmenden so schön formuliert hat.
Du hast eine eigene Geschäftsidee?
Du möchtest auch eine Idee aus den Lebenswissenschaften umsetzen? Das LifeTechLab zeigt Forschenden, wie sie ihre Forschung als Produkt oder Service auf den Markt bringen können. Die nächste Runde des LifeTechLab startet am 5. April 2022. Die Bewerbung ist noch bis zum 25. März 2022 möglich.
Du hast Fragen zum Ablauf oder zur Bewerbung? Sprich uns an. Kontaktdaten unseres LifeTechLab-Teams und mehr Informationen findest du auf unserer Website.