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Social Startup: Seelische Erste Hilfe Leisten – damit jede:r weiß, was zu tun ist.

Oft stehen bei uns die Hightech-Projekte im Fokus. Aber es gibt sie auch in unserem Kosmos immer häufiger: Gründer:innen, die etwas bewirken wollen und für die der Social Impact zählt. Eine von ihnen ist Tabea Schwirblat, Medizinstudentin im letzten Jahr an der TU Dresden. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen. Denn wie auch bei körperlichen Verletzungen, hilft das richtige Wissen dabei, Betroffenen richtig zu helfen. Mehr über ihr Projekt „Seelische Erste Hilfe Leisten“ erzählt sie uns im Interview.

Tabea, kannst du dich und deine Idee kurz vorstellen?

Ich bin Tabea, Gründerin von „Seelische Erste Hilfe Leisten“, einer sozialen Initiative. Wir finden, dass seelische Gesundheit systemrelevant ist und befähigen Menschen dazu, selbstbewusster, informierter und kompetenter mit seelisch belasteten Personen umzugehen.

Unsere Entwicklung ist ein Erste-Hilfe-Kurs für psychische Belastungen. Darin geht es um Aufklärung und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, wertschätzende Kommunikation und den Umgang mit Krisen. Unser Ziel ist, dass in Zukunft analog zu körperlichen Erste-Hilfe-Kursen auch seelische Erste-Hilfe-Kurse fester Bestandteil einer Aus- oder Weiterbildung sind.

die Gründerin von Seelische Erste Hilfe Leisten
Engagiert sich für Seelischer Erste Hilfe: Gründerin Tabea Schwirblat (Foto: privat)

Wie ist die Idee entstanden?

Long story short: Vor über 10 Jahren war ich selbst psychisch krank. BÄM. (Naja, ich habe beschlossen, dass ich die Wahrheit sagen sollte, wenn ich mich wirklich authentisch gegen Stigmatisierung engagieren will.) Ich wurde erfolgreich behandelt und bin nun schon seit langer Zeit wieder gesund. Ganz langsam erst habe ich verstanden, dass die Phase des Überwindens einer psychischen Erkrankung mich nicht schwächer, sondern stärker gemacht hat. Dass die Stigmatisierung, unter der auch ich jahrelang gelitten habe, vor allem durch Unsicherheit und mangelndes Wissen zustandekommt. Sie ist veränderbar. Also ich habe entschieden, meine Erfahrungen und mein Wissen aus dem Medizinstudium und meiner Arbeit zu nutzen, um eine Initiative zu gründen, die es Betroffenen leichter macht, psychisch krank zu sein, und die es Angehörigen leichter macht, auf sie zuzugehen.

Unsere Kurse vermitteln die Kompetenzen, die dafür essentiell sind. Und wir brauchen sie aktuell wie nie zuvor: unsere Gesellschaft leidet nicht nur unter der Pandemie durch COVID, sondern auch unter der stillen Pandemie der seelischen Erkrankungen. Nicht, dass diese ansteckend wären – aber immer mehr Menschen sind betroffen. Im Gegensatz dazu hat das Stigma psychischer Erkrankungen aber nicht abgenommen. Sie gehörten sogar schon vor der Pandemie zu den vier Hauptursachen für den Verlust gesunder Lebensjahre! Wir von Seelische Erste Hilfe Leisten wollen das ändern: mit Prävention! Mehr Menschen sollen in der Lage sein, adäquate Seelische Erste Hilfe zu leisten, damit die Betroffenen rechtzeitig an professionelle Hilfe weitervermittelt werden.

Wer ist eure Zielgruppe?

Wir richten uns mit dem Kurs an Angehörige und Freund:innen von Betroffenen, nicht an Betroffene direkt. Unser Konzept ist bewusst niederschwellig angelegt, sodass gerade Personen ohne Vorwissen einen Zugang zum Thema erhalten.

Was beschäftigt euch aktuell besonders? Welche Pläne habt ihr?

Ich habe im Nebenerwerb gegründet und schließe parallel noch mein Vollzeit-Medizinstudium ab. Seit Januar 2021 führe ich mit meinem Team die Erste-Hilfe-Kurse im Videokonferenzformat ca. ein- bis zweimal im Monat durch.

Gerade arbeiten wir an der Entwicklung eines neuen Kurses zu seelischer Erster Hilfe in der spezifischen Situation „Kommunikation bei häuslicher Gewalt – Betroffenen helfen“. Stay tuned!

Wie kann man euer Projekt unterstützen?

Selber aktiv werden! Zurzeit suche ich Mitstreiter:innen, insbesondere für zwei Bereiche: zum einen für die Öffentlichkeitsarbeit und zum anderen Expert:innen zur Mitentwicklung des neuen Kurses zum Thema Häusliche Gewalt. Du fühlst dich angesprochen? Dann schreibe uns gern eine E-Mail!

Spread the word! Je mehr Personen von unseren Kursen wissen und teilnehmen, desto mehr Menschen kann besser geholfen werden. Unser nächster Intensiv-Kurs findet am 10. April 2021 statt und wir haben auch noch ein paar freie Plätze!

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