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Gründerportrait #82 Date im Freien – Offline durch Sachsen

Date im Freien-Gründer Felix Pischel
Date im Freien-Gründer Felix Pischel (Foto: Date im Freien)

Felix Pischel tut das, was er einfach mag. Schon während seines Chemiestudiums war für ihn klar, dass er ein Unternehmen gründen möchte. Als er das erste Mal bei uns zum Beratungsgespräch saß, war er mit einer ganz anderen Idee unterwegs. Die war nach einem intensiven Austausch recht schnell vom Tisch. Keine zwei Monate später war er wieder da mit einer neuen Gründungsidee, die zumindest im weitesten Sinne mit Chemie zu tun hat. Denn stimmen muss sie bei seinem Vorhaben, die Chemie. Aber lest selbst.

Worum geht es bei deiner Geschäftsidee?
Ich habe es mir auf die Fahne geschrieben, Menschen zusammen zu bringen. Offline. In der echten Welt, ohne Fakeprofile und Retuschen. Mit Regenjacken und Wanderschuhen. Wir bieten mit Date im Freien Wanderungen und Touren durch unser schönes Sachsen an. Mit dem Fokus, sich sogar zu verlieben. Alles kann, nichts muss. In drei Altersgruppen finden sich Menschen zusammen und gehen gemeinsam auf Tour. Mittlerweile vier Wanderleiter bieten 15 verschiedene Touren rund um Dresden und in der Sächsischen Schweiz an. In eineinhalb Jahren sind mit uns insgesamt 750 unterschiedliche Singles unterwegs gewesen. Ein Viertel von ihnen sind Wiederholungswanderer und sind regelmäßig dabei. Die Leute kommen zum Teil aus Halle, Chemnitz, Görlitz und sogar aus der Region Berlin zu uns. 16 Paare haben sich bisher über Date im Freien gefunden. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen, denn verdächtig oft kommen Leute gleichzeitig nicht wieder, die sich auf den Wanderungen auffallend gut verstanden haben.

Wie entstand die Idee und wann hast du entschieden, sie auch umzusetzen?
Die Idee kam mir bei Gesprächen mit meiner Mutter, die im Raum Frankfurt am Main über eine ähnliche Plattform wandern geht und dort dauerhafte Freundschaften geschlossen hat, auch über das gemeinsame Wandern hinaus. Ich hörte mich in Dresden bei Freunden aller Altersklassen um, ob es hier etwas Vergleichbares gibt, recherchierte online. Nahezu ohne Ergebnis. Der Check auf der Gegenseite, dass es in der Region Dresden ca. 50 Prozent Singles gibt, ermutigte mich, tiefer in die Materie einzusteigen und tatsächlich loszulegen.

Unterwegs auf dem schönen Leitenweg
Unterwegs auf dem schönen Leitenweg (Foto: Date im Freien)

Was waren die drei größten Herausforderungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und wie hast du sie bewältigt?
Singles für eine erste kostenfreie Probewanderung zu finden, dauerte sage und schreibe eineinhalb Monate. Ich war drauf und dran, hinzuschmeißen. Ok, es war Ende März, kurz vor Ostern. Schließlich fanden sich doch 10 Mitwanderer. Ich war so aufgeregt, ich war ja alles in einer Person: Tourplaner, Veranstalter, Wanderleiter, Amor. Es war eine tolle Premiere. Schnell kam die Anfrage einer regionalen Zeitung für ein Interview mit einem Foto von mir im Grünen. Das schaffte Vertrauen und das Eis schien gebrochen.

Die Vielfalt an Aufgaben forderte mich anfangs wirklich stark. Neben der Werbung für die Touren, die ich weiterhin selbst plante baute ich meine Website selbst, suchte Partner für mein Unternehmen und sah mich schnell dem Henne-Ei-Problem gegenüber. Ich brauchte mehr Teilnehmer, um glaubhaft werben zu können. Und ich brauchte eine gute Werbung, um Teilnehmer zu gewinnen. Viele Herausforderungen erledigten sich dann irgendwie von selbst. Mitwanderer fanden Spaß daran, neue Touren zu erkunden und dann sogar selbst als Wanderführer loszugehen. Nach der ersten Zeitung kam die zweite, die mit einem Artikel für mich warb. Die effektivste Werbung aber machen mittlerweile die Mitwanderer. Denn sie sind es, die begeistert von den Touren im Bekanntenkreis berichten und viel besser überzeugen als jede Anzeige.

Ja und schlussendlich ist es die Bürokratie, die mich an manchen Stellen schier zum Verzweifeln brachte. Dabei war das Gründen an sich sehr einfach. Hier waren alle Mitarbeiter von Behörden und Ämtern generell hilfsbereit und freundlich. Schwieriger gestalteten sich Themen wie Steuern und Versicherungen und das Einstellen einer Mitarbeiterin über die Minijobzentrale. Wer bin ich und was tue ich? Besonders das was ließ sich so gar nicht in die klassischen Kategorien einordnen. Ich musste zig Telefonate führen, um meine Anmeldungen durch zu bekommen.

Was macht dich besonders stolz bzw. was waren bisher deine größten Erfolge?
Ich bin sehr stolz darauf, dass es mir neben dem Studium, inklusive Masterarbeit, gelungen ist, mein Unternehmen nicht nur aufzubauen, sondern auf mittlerweile sechs Mitarbeiter vergrößert zu haben. Natürlich machen mich (Minimum) 32 glückliche Menschen, bei denen Date im Freien Amor sein durfte, ebenso glücklich. Aber am meisten freue ich mich, dass sie viele der Singles regelmäßig wiederkommen und sich die Anzahl der Mitwanderer stetig erhöht. Das liegt nicht zuletzt sicherlich an unserem mittlerweile nahezu ausgeglichenen Geschlechterverhältnis. Das sah anfangs gar nicht danach aus.

Welche Unterstützung hat dir in der Gründungsphase besonders geholfen?
Ich habe mich von Anfang an bei dresden|exists sehr gut beraten und willkommen gefühlt. Über Startup-Jobs, die Stellenbörse von dresden|exists, habe ich meine erste Mitarbeiterin gefunden und auf euren Meetups treffe ich immer wieder tolle Gründer für einen spannenden Austausch. Hier traf ich auch auf das Team von ß-Films, die in diesem Jahr einen Imagefilm über Date im Freien für mich drehten.

Und ich habe mich durch alle Bücher zum Thema Gründen gewühlt. Einerseits. Um mich in meine potenzielle Zielgruppe hineinzuversetzen, wollte ich alles über diese ominöse Liebe erfahren. Andererseits. Und so stand ich eines Tages in der SLUB vor der Kategorie „Liebe“. Buchrücken in allen Schattierungen von rosa und pink leuchteten mir entgegen. Eines war schwarz. Das war meins. Ich krieg Dich! Leo Martin, ein Ex-Agent, schreibt über die Kunst, Menschen zu gewinnen und an sich zu binden. Mein persönlicher Buchtipp für euch.

https://youtu.be/V90IdQ5HfTU

Welche Faktoren sind aus deiner Sicht für den Erfolg einer Existenzgründung wichtig?
Haltet durch! Mental wie finanziell braucht es einen langen Atem. Und gerade die ersten Schritte auf unsicherem Terrain bringen einen schnell ins Wanken. Bleibt am Kunden dran! Ganz nah. Holt Euch das Feedback direkt. Zeitnah und persönlich. Und setzt es spürbar um. Habt keine Angst vor negativem Feedback, das bringt euch oft weiter als positives. Strahlt die Begeisterung für eure Idee aus! Das steckt nämlich alle an. Macht euch von Anfang an einen Plan, dass alles läuft, auch wenn ihr mal nicht da seid. Und macht ihn euch dann, wenn ihr noch bewusst draufschauen könnt.  In der Zeit, in der ich meine Masterarbeit schrieb, stand ich maximal 4-5 h die Woche für Date im Freien zur Verfügung. Und was soll ich sagen? Es lief!

Das mittlerweile sechsköpfige Team von Date im Freien
Das mittlerweile sechsköpfige Team von Date im Freien (Foto: Date im Freien)

Wo siehst du dein Unternehmen in 5 Jahren?
In fünf Jahren werden Singles über Date im Freien in allen europäischen Wanderländern gemeinsam das Ränzlein schnüren. Ich habe bereits eine Anfrage aus Österreich, wo mein Konzept übernommen werden könnte. Das soll bald über Franchising möglich sein. Ich bin bereits dabei, mich für diesen Schritt fit zu machen, führe die ersten Gespräche und habe so richtig Lust, das voranzubringen. Außerdem soll Date im Freien bald gleichgeschlechtliche Paare zusammenbringen, ich möchte Singlemärkte zum Beispiel auf Stadtteilfesten veranstalten, bei denen Sternwanderungen rund um das Fest angeboten werden. Die Liste in meinem Kopf ist lang und ich freue mich auf die nächsten Jahre mit Date im Freien.

Lieber Felix, wir wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg als Amor in Sachsen! Wir freuen uns auf weitere Erfolgsmeldungen von den Pfaden der Liebe.

Wer einmal mitwandern möchte, findet die geführten Touren und Wanderleiter auf der Website von Date im Freien.

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