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Grün­der­por­trait #80: Ent­wick­lerHeld – die Zukunft des IT-Recruiting

Ihren Weg zum Startup haben Ilja Bauer, Felix Han­spach, Daniel Schneider, Jakob Blume und Philipp Dienst bereits während ihres Stu­diums an der TU Dresden begonnen. Als Infor­ma­tiker wussten sie, dass es Unter­nehmen eigentlich immer an Software-Ent­wicklern mangelt. Ihre Lösung: den Spaß am Coden mit IT-Recruiting ver­knüpfen. In unserem Inku­ba­ti­ons­pro­gramm Del­taHochDrei haben die fünf Freunde intensiv an ihrer Geschäftsidee gefeilt und Ende 2018 Ent­wick­lerHeld gegründet. Über ihre Plattform und ihre Erfah­rungen haben wir mit den Gründern gesprochen.

Gründerteam EntwicklerHeld
Das Team von Ent­wick­lerHeld abeitet an der Zukunft des IT-Recruiting (v.l.): Jakob Blume, Ilja Bauer, Ste­fanie Macak, Felix Han­spach, Philipp Dienst und Daniel Schneider (Foto: Antonie Bierling/ EntwicklerHeld)

Worum geht es bei eurer Geschäftsidee?

Ent­wick­lerHeld ist eine Coding-Plattform für junge Ent­wickler und IT-Unter­nehmen. Ent­wickler können über unsere Plattform Coding-Auf­gaben (Chal­lenges) lösen und dabei regionale Unter­nehmen ken­nen­lernen. Dafür bekommen die Ent­wickler Erfah­rungs­punkte, steigen Level auf und erhalten vir­tuelle Coins, die gegen echte Gut­scheine ein­ge­tauscht werden können.

Unter­nehmen finden auf Ent­wick­lerHeld Ent­wickler, die sie über die Plattform kon­tak­tieren können und bei­spiels­weise Job­an­gebote über­mitteln. Die Ent­wickler bleiben dabei kom­plett anonym – die Firmen sehen nur die Lösung der Coding Challenge und die Region des Entwicklers.

 

Screenshot Plattform EntwicklerHeld
Über Coding-Chal­lenges bringt Ent­wick­lerHeld Unter­nehmen und Soft­ware­ent­wickler auf ihrer Plattform zusammen. (Foto: Felix Hanspach/ EntwicklerHeld)

Wie ent­stand die Idee und wann habt ihr ent­schieden, sie auch umzusetzen?

Ursprünglich sind wir mit einer anderen Idee gestartet. Es ging darum Firmen in der Soft­ware­ent­wicklung durch Crowd­sourcing mit Infor­ma­tik­stu­denten zu unter­stützen. Die Soft­ware­ent­wicklung der Stu­denten sollte dabei kom­plett im Browser statt­finden und jede gelöste Aufgabe ent­spre­chend bezahlt werden. Mit dieser Idee haben wir uns schon par­allel zum Infor­ma­tik­studium in unseren Abschluss­ar­beiten beschäftigt und mit der Umsetzung begonnen. Par­allel schrieben wir mit erheb­licher Unter­stützung von dresden|exists am Ideen­papier zur Bean­tragung eines EXIST-Grün­der­sti­pen­diums, welches dann auch genehmigt wurde.

Mit der finan­zi­ellen Unter­stützung durch das Sti­pendium konnten wir uns dann seit 2017 Vollzeit der Grün­dungsidee widmen. In dieser Zeit haben wir mit unzäh­ligen regio­nalen IT-Firmen gesprochen und unsere Lösung ange­boten. Dabei hat sich her­aus­ge­stellt, dass Unter­nehmen zwar Wege suchen, um bei jungen Soft­ware­ent­wicklern sichtbar zu sein, aber die Ent­wickler dann auch ein­stellen wollen, statt nur Auf­gaben aus­zu­lagern. Aus diesem Pivot ist die Ent­wick­lerHeld-Plattform entstanden.

 

Was waren die drei größten Her­aus­for­de­rungen auf dem Weg in die Selbst­stän­digkeit und wie habt ihr sie bewältigt? 

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Ab 2017 widmen sich das Team in Vollzeit der Idee, 2018 folgt die Gründung und das eigene Büro im RoboLAB. (Foto: Felix Hanspach/ EntwicklerHeld)

Den Fokus behalten. Eine der größten Her­aus­for­de­rungen, denen wir uns stellen mussten war es, den Fokus der Grün­dungsidee nicht zu ver­lieren. Ins­be­sondere in der Anfangszeit einer Startup-Gründung (vor allem bei einem großen Grün­dungsteam wie unserem) ist es schwer genügend Geld zu erwirt­schaften, um allen ein Gehalt aus­zahlen zu können, mit dem man eini­ger­maßen über die Runden kommt. Für uns lag es auf der Hand, einfach einen Teil unser Ent­wickler-Power in Dienst­leis­tungs­pro­jekte fließen zu lassen. Aller­dings jagte dann eine Kun­den­projekt Deadline die andere und schnell war das kom­plette Team damit beschäftigt und die eigent­liche Grün­dungsidee blieb auf der Strecke. Erst als wir mit Unter­stützung der Grün­der­sti­pendien und später mit unserem Investor die Mög­lichkeit hatten uns kom­plett der Grün­dungsidee zu ver­schreiben, ging es wirklich vorwärts.

Büro­kratie und der Pas­sier­schein A38. Eine GmbH zu gründen, zwei Sti­pendien (deren Abrech­nungen teils über die Uni­ver­sität erfolgt) zu bean­tragen und weitere För­de­rungen zu sichern ist ein gigan­ti­scher büro­kra­ti­scher Aufwand. Die Satzung beim Notar erstellen lassen, Geschäfts­konto eröffnen und Stamm­ka­pital ein­zahlen. Dann alle Gesell­schafter und den Notar unter­schreiben zu lassen. Das war erst einmal alles kein grö­ßeres Problem. Doch dabei bleibt es natürlich nicht. Wer sagt jetzt dem Finanzamt bescheid? Wir? Der Notar? Ein Steu­er­be­rater? Wie geht das jetzt mit der Kran­ken­kasse? Ist ein Geschäfts­führer auch auto­ma­tisch ein Ange­stellter? Und was ist mit dem Gewer­beamt? Man fühlt sich hier schnell wie Asterix auf der Suche nach dem Pas­sier­schein A38 im Haus das Ver­rückte macht. An dieser Stelle können wir nur den Rat geben: lasst euch beraten. Auch hier hat uns dresden|exists bei vielen Pro­blemen geholfen. Außerdem ist ein guter Steu­er­be­rater sein Geld wert und spä­testens wenn die ersten Ange­stellten dazu kommen unersetzbar.

Inves­to­ren­suche. Wir haben von vielen befreun­deten Teams gehört, dass man recht­zeitig – falls man diesen Schritt gehen will – mit der Inves­to­ren­suche anfangen soll. Mög­lichst lange bevor das Geld knapp wird. Wir haben den Tipp befolgt und trotzdem war die Suche und Anbahnung noch einmal lang­wie­riger als gedacht. Obwohl wir innerhalb 1–2 Monate nach dem Start der aktiven Suche bereits mehrere Inter­es­senten hatten, hat das Aus­handeln der Kon­di­tionen, die Due Dili­gence, die Aus­ar­beitung der Ver­träge noch mal mehr als ein halbes Jahr gedauert.

Als ersten Investor würden wir Gründern emp­fehlen, jemanden zu suchen, der eben­falls Grün­dungs­er­fahrung hat und als Smart-Money-Investor ein­steigt. Den Mehrwert, den ein guter Investor in ein Unter­nehmen ein­bringen kann, geht weit über das reine Kapital hinaus. Außerdem sollte man sich bewusst machen, dass Geld­geber in einer (Pre-)Seed Finan­zie­rungs­runde keine Mil­lio­nen­be­träge inves­tieren werden, solange man nicht gezeigt hat, dass die Idee funk­tio­niert. Das bedeutet in den meisten Fällen, dass auch ent­spre­chende Umsätze erwartet werden. Sollten diese noch nicht vor­handen sein, ist das Risiko des Investors deutlich größer und die Runde ent­spre­chend teurer für das Grün­derteam – das benö­tigte Kapital sollte also gut berechnet sein.

 

Was macht euch besonders stolz bzw. was waren bisher eure größten Erfolge?

Wir merken oft, dass Erfolge im All­tags­stress schnell unter­gehen und man sich gar nicht so wirklich vor Augen führt, was man bereits alles erreicht hat. Wenn wir dann aber zurück­blicken und uns anschauen, wie viele Pro­gram­mierer Ent­wick­lerHeld nutzen, wenn man von Firmen hört, wie zufrieden sie mit der Plattform sind, dann können wir  stolz darauf sein, was wir mit unserem Team alles schaffen konnten. Vor einem Jahr waren wir in der geschlos­senen Alpha Version mit ca. 100 Nutzern, jetzt geht es rasant auf die 10.000 zu. Am Ende des letzten Jahres waren wir noch zu fünft, jetzt haben wir ein Team von zehn Per­sonen und trotz des schnellen Wachstums hat der Team­geist nicht gelitten. Wir sind immer noch ein Team aus echten Freunden und gehen zusammen durch dick und dünn, helfen ein­ander und springen für­ein­ander ein.

Natürlich gab es aber auch besondere und erwäh­nens­werte Erfolge. Da wäre bei­spiels­weise unser Auf­tritt bei der OMR (Online Mar­keting Rock­stars) in Hamburg in diesem Jahr. Wir hatten dort die Mög­lichkeit mit einem rie­sigen Mes­se­stand neben Firmen wie Audi und Facebook präsent zu sein. Die Resonanz war der Wahnsinn und neben vielen begeis­terten Nutzern sind auch eine Menge Fir­men­kon­takte dabei herausgekommen.

 

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Welche Unter­stützung hat euch in der Grün­dungs­phase besonders geholfen? 

Als Gründer muss man an unwahr­scheinlich vielen Fronten kämpfen. Es muss nicht nur die eigene Idee kon­ti­nu­ierlich vor­an­ge­trieben werden, das Produkt bzw. das MVP ent­wi­ckelt werden, man muss lernen die Idee auf den Punkt zu pitchen, es muss ein lukra­tives Business-Modell ent­wi­ckelt werden, Ein­nahmen und Aus­gaben geplant werden, der Außen­auf­tritt (Website, Werbung, usw.) muss gepflegt werden, der Ver­trieb muss am Laufen gehalten werden und dazu kommt noch ein großer Haufen Papierkram. Bei vielen dieser Themen war es für uns unwahr­scheinlich hilf­reich uns mit anderen Grün­der­teams die gerade ähn­liche Pro­bleme haben im Del­taHochDrei Inku­bator-Pro­gramm aus­zu­tau­schen. Außerdem konnten wir Work­shops besuchen bei denen viele dieser Themen durch erfahrene Coaches abge­deckt worden.

 

EntwicklerHeld Team Jump
“Der wich­tigste Faktor ist für uns das Team.” (Foto: Björn Bak)

Welche Fak­toren sind aus eurer Sicht für den Erfolg einer Exis­tenz­gründung wichtig?

Der wich­tigste Faktor ist für uns das Team. Wir merken jeden Tag wie wertvoll es für unser Start-up ist, dass wir mit unseren besten Freunden gegründet haben. Ein Start-up Team aus Freunden mit den pas­senden Kom­pe­tenzen fühlt sich für uns, wie ein Sechser im Lotto an.

Ein zweiter essen­ti­eller Faktor ist für uns Feedback richtig ein­zu­ordnen und gleich­zeitig auch die nötige Agi­lität für Ände­rungen zu haben. Um schnell an Feedback zu kommen, sind wir bereits sehr früh an poten­tielle Kunden her­an­ge­treten um zu veri­fi­zieren, ob unsere Lösung zum Markt passt.

 

Wo seht Ihr euer Unter­nehmen in 5 Jahren?

Wenn wir zurück­blicken und schauen was sich in den letzten zwei Jahren alles ver­ändert hat, können wir uns kaum aus­malen wie es in fünf Jahren aus­sieht. Unser Ziel ist es, die per­fekte “Spiel­wiese für Soft­ware­ent­wickler” zu bauen und gleich­zeitig die Bedürf­nisse unserer Kunden zu erfüllen und das auch über den deutsch­spra­chigen Raum hinaus. Diesen möchten wir den besten Kanal bieten, um einer­seits Sicht­barkeit und einen größt­mög­lichen Bekannt­heitsgrad unter Soft­ware­ent­wicklern zu erhalten und ihnen gleich­zeitig die beste Mög­lichkeit schaffen, um qua­li­fi­zierte Soft­ware­ent­wickler zu finden.

 

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