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Zukunft beginnt gestern – von der Idee zum erfolg­reichen Startup

ein Rück­blick von Hanna Schiffer

3x3 Gründerteams und Startups im Pitch. Hier: ToyIt (Foto: dresden|exists)
3x3 Grün­der­teams und Startups im Pitch  (Foto: dresden|exists)

Gemeinsam mit den Uni­ver­si­täten in Darm­stadt, Karlsruhe, München und Saar­brücken feierte die Fakultät Infor­matik der TU Dresden am 19. Juni 2019 „50 Jahre Infor­ma­tik­aus­bildung“. Vor­träge, Demos und Dis­kus­si­ons­runden gaben Ein­blicke in aktuelle For­schungs­themen im IT-Bereich. Mitten drin befand sich auch dresden|exists mit dem Startup-Pitch unter dem Motto „Zukunft beginnt gestern – von der Idee zum erfolg­reichen Startup“. Denn die Fakultät Infor­matik ist nicht nur Aus­bil­dungsort, sondern auch ein Ort an dem Ideen mit Startup-Potential ent­stehen. Der Festtag war daher eine groß­artige Gele­genheit diesen Pro­jekten eine Plattform zu geben.

 

„Die Frisch­linge“

In der ersten Gruppe stellten ange­hende Gründer ihre Ideen vor. Den Anfang machten Elias Werner und Lukas Haack mit „in pen“. Die Teil­nehmer der Vor­le­sungs­reihe “Software as a Business“ arbeiten an einem Stift, der alten Men­schen Zugang zu Online­be­stel­lungen ver­schaffen soll. Das Produkt besteht aus einem Blue­tooth Stift und einem auf smarten Papier gedruckten Katalog für die Online­be­stellung von Lebens­mitteln. Diese Idee soll ältere Men­schen darin unter­stützen, ihre Ein­käufe von zu Hause aus zu erle­digen. Es ist ein Schritt, der älteren Men­schen leich­teren Zugang zur digi­talen Welt ver­schaffen soll und der eine weitere Art der Inter­aktion zwi­schen Mensch und Internet ermöglicht.

Der zweite Vortrag kam von Fabian Mischke, der „Toy IT – Play it smart“ vor­stellte. Auch dieses Team ver­sucht eine bislang wenig erreichte Ziel­gruppe mit Technik und IT in Ver­bindung zu bringen, dieses Mal aber die jüngsten unter uns. Ihre Idee ist ein smartes Spielzeug für Kinder. Auch ihr Produkt arbeitet ohne Display, es handelt sich um einen inter­ak­tiven Würfel. Das Besondere daran: er kann ganz indi­vi­duell gestaltet und damit den Spiel- und Lern­be­dürf­nissen anpasst werden. Auf diese Weise kann das Spielzeug mit dem Kind mit­wachsen und ver­liert nicht nach kurzer Zeit schon seinen Reiz. Die Eltern können dabei Spiel­ver­halten ihrer Kinder über eine App extern nach­ver­folgen oder eigene kleine Spielchen inte­grieren. Dazu soll eine Plattform ange­boten werden, über die Eltern sich aus­tau­schen können.

Jan Polo­winski stellte das letzte Projekt der ersten Runde vor: „Open Physio“, eine offene Wis­sens­plattform zum Thema Nacken- und Rücken­schmerzen. Die Plattform sammelt das geballte Wissen zum Thema Rücken­schmerzen, mit ver­schie­denen Übungen inkl. neu­traler Bewertung der Com­munity. Es soll als Infor­ma­ti­ons­grundlage dienen, um Rücken­schmerzen zu lindern, abzu­bauen und vor­zu­beugen. Da es sich um eine offene Wis­sens­plattform handelt, können alle Teil­nehmer mit ihrem Wissen und Erfah­rungs­schatz zur erfolg­reichen Gestaltung des Inhaltes beitragen.

 

„Die Durch­starter“

In der zweiten Gruppe folgten Vor­träge von Grün­dungs­pro­jekten und Startups, die bereits gegründet sind oder deren Gründung konkret in Planung ist. Sree­krishna Pandi sprach für das Team „Mesh­merize“, das vor kurzem eine EXIST-For­schungs­transfer-För­derung ein­werben konnte. Mesh­merize beschäftig sich mit der Ver­netzung der auto­nomen Fabrik- oder Lager­halle von morgen. In einem auto­nomen Lager fahren Roboter durch die Reihen und sor­tieren Waren in Regale ein oder ent­nehmen diese. Damit das unfallfrei abläuft, benötigt es viele Access Points, über die sich die Roboter ori­en­tieren können. Wenn ein Roboter die Ver­bindung zu einem Access Point ver­liert, stoppt er. Darum werden sehr viele von diesen Zugangs­punkten benötigt. Viel effi­zi­enter wird es, wenn die Roboter selbst die Rolle der Access Points über­nehmen und ein Netzwerk zwi­schen den Robotern bilden. Dadurch kann die preis­in­tensive Infra­struktur redu­ziert und der Robo­ter­be­trieb effi­zi­enter gestaltet werden. Die Mesh­merize-Tech­no­logie, die hinter diesem Netzwerk steht, lässt sich per­spek­ti­visch nicht nur in auto­ma­ti­sierten Waren­lagern anwenden.

Steven Mack prä­sen­tierte In Harmony. Das junge Startup ent­wi­ckelt eine App, die Pati­enten mit chro­ni­schem Tin­nitus Lin­derung ver­schaffen soll. Im ersten Schritt wird der Tin­nitus-Ton des Pati­enten ana­ly­siert. Im zweiten Schritt wird dieser Ton in die Lieb­lings­musik des Pati­enten ein­ge­ar­beitet. So kann der Patient seinen Tin­nitus „über­hören“, während die Musik spielt. Der Stress, der durch chro­ni­schen Tin­nitus ver­ur­sacht wird, kann so zumindest kurz­fristig stark gelindert werden. Nach ersten Studien des Startups ver­mindert sich der Tin­nitus für eine längere Zeit nach dem Musik­hören. Damit kann die App bei­spiels­weise als Ein­schlaf­hilfe ver­wendet werden.

Die „Ent­wick­ler­helden“, für die Ilja Bauer den Pitch übernahm, sind ehe­malige Teil­nehmer des Inku­ba­ti­ons­pro­gramms Del­taHochDrei von dresden|exists. Sie bieten eine Plattform an, über die sie junge Pro­gram­mierer mit poten­ti­ellen Arbeit­gebern zusam­men­bringen. In dem Vortrag stellte Ilja dar, wie Ent­wick­lerheld ihre anfäng­liche Idee, eine Plattform für das Out­sourcen von ein­zelnen IT-Auf­trägen um letztlich Bedarfs­spitzen abzu­decken, hin zu einem funk­tio­nie­renden Geschäfts­modell wei­ter­ent­wi­ckelte. Auf der Plattform von Ent­wick­lerheld haben Nach­wuchs­ent­wickler die Mög­lichkeit in der Freizeit Pro­gram­mier­auf­gaben zu lösen und dafür Punkte zu sammeln, die anschließend in Gut­scheine umge­wandelt werden können. Durch diesen Gami­fi­cation-Ansatz werden auch Pro­gram­mierer ange­sprochen, die bereits eine Anstellung haben aber poten­tiell offen gegenüber neuen Arbeit­geber sein könnten. Über das Spon­soring von Chal­lenges haben IT-Unter­nehmen die Mög­lichkeit, als Arbeit­geber sichtbar zu werden.

 

„Die Eta­blierten“

In der dritten Gruppe sprachen drei eta­blierte Startups über ihre Erfah­rungen und stellten ihr Unter­nehmen vor. Den Anfang machte Eric Mischke von LineUpr. Die Mission von LineUpr ist die Digi­ta­li­sierung von Events durch die Bereit­stellung einer bezahl­baren, einfach zu gebrau­chenden Event-App. Nur für ca. 5% aller Events wird eine ent­spre­chende App ange­boten. Das liegt daran, dass diese Apps häufig sehr teuer sind und sich für kleinere Ver­an­stalter nicht ren­tieren. Mit LineUpr kann sich jeder Ver­an­stalter einfach und schnell die eigene Event-App zusam­men­bauen. Die App richtet sich dem­entspre­chend immer an den Anfor­de­rungen des Nutzers aus. Auch der Preis variiert je nach Umfang der Ver­an­staltung. Das macht das Produkt für eine sehr breite Ziel­gruppe anwendbar.

Wie Karsten Einwich von Coseda Tech­no­logies berichtete, wurde das Unter­nehmen im Jahr 2015 gegründet, besitzt aller­dings eine längere Geschichte, da die Ent­wicklung und der Ver­trieb der eigenen Software bereits im wis­sen­schaft­lichen Rahmen am Fraun­hofer-Institut für Inte­grierte Schal­tungen begann. Coseda ist Dienst­leister im Bereich der Mikro­elek­tronik und das Herz des Startups bildet eine Ent­wick­lungs­um­gebung für kom­plexe Schalt­kreis­systeme. Inzwi­schen ver­kauft Coseda Tech­no­logies erfolg­reich die Simu­la­tions-Software in Kom­bi­nation mit Ser­vice­leis­tungen in Form eines Lizenzmodells.

Den letzten Pitch der Ver­an­staltung hielt Dr. Rocco Deutschmann, Gründer von Trace­Tronic. Das Unter­nehmen ent­wi­ckelt und sichert auto­mobile Steu­er­ge­rä­te­software ab. Es ist im Bereich Test­au­to­ma­ti­sierung in den Ent­wick­lungs­ab­tei­lungen unter anderem bei BMW und Audi zu Hause. Trace­Tronic agiert damit im Umfeld der Mega­trends Umwelt, Ver­netzung und auto­ma­ti­siertes Fahren. „Je mehr Software in einem Auto ist, desto besser ist das für uns“, betonte der Gründer. Dass dieses Konzept in den letzten Jahren sehr gut lief kann man sich nicht nur mit Blick auf die Auto­mo­bil­in­dustrie schon denken, sondern ver­deut­lichen auch die Mit­ar­bei­ter­zahlen: Seitdem das Unter­nehmen 2004 als Spin-off aus einem For­schungs­projekt der TU Dresden heraus gegründet wurde, ist das Unter­nehmen auf über 250 Mit­ar­beiter gewachsen. Als letzter Sprecher gab der Gründer von Trace­Tronic seinen jün­geren Zuhörern noch ein paar Rat­schläge mit auf den Weg: Bleib dir trotz Wachstum und Erfolg selbst treu, besinn dich auf Werte und geben deinen Mit­ar­beitern genügend Freiraum für dezen­trale Ent­schei­dungen und Selbständigkeit.

Damit schloss sich der Span­nungs­bogen der Ver­an­staltung fast wie mit einem Schlusswort von einem erfah­renen Unter­nehmer an die jün­geren Gründer und ver­voll­stän­digte den Rahmen von der fri­schen Idee bis zum eta­blierten Unternehmen.

 

 

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