Die ScienceDesk GmbH entwickelt einen digitalen Arbeitsplatz, um wissenschaftliche Prozesse wie die Dokumentation von Daten, auf eine neue Ebene zu bringen.
Worum geht es bei Eurer Geschäftsidee?
ScienceDesk ist eine intelligente Plattform für wissenschaftliche Prozessdokumentation, Datenerfassung, -haltung, -analyse und Visualisierung. Wir sind der Meinung, dass die experimentelle Wissenschaft von den neusten digitalen Technologien bisher nur unzureichend Gebrauch macht und meist überholte Prozesse ins Digitale überträgt. Exemplarisch seien hier elektronische Laborbücher genannt, die natürlich ihre Berechtigung haben, aber aus unserer Sicht viel zu kurz greifen.
Unser Ansatz war es, weiter zu denken und die Entwicklung vom textbasierten Laborbuch in Richtung eines digitalen Arbeitsplatzes zu treiben – und so mit allen Möglichkeiten digitaler Technologien, wie Interaktivität, Visualisierung, künstlicher Intelligenz und Data Mining, den Forscher zu unterstützen.
Basis ist unser smartes elektronisches Laborbuch, das neben der textbasierten Dokumentation auf die Erfassung und dem Import von Rohdaten/ Maschinendaten und der angeschlossenen automatischen Visualisierung und Analyse spezialisiert ist. Wir versuchen dem Nutzer vom ersten Schritt an die Arbeit zu erleichtern. Das beginnt beim Import der Daten und der Normalisierung des Dateiformats. Denn jeder Messgeräte-Hersteller hat ein eigenes Format für das es in der Regel einen Konverter braucht.
Der Forscher profitiert von der Verknüpfung der Dokumentation mit den zugehörigen “foratfreien” Messdaten und Materialproben sowie den integrierten Visualisierungs- und Analysefunktionen, so dass in den meisten Fällen keine weiteren Programme zur Aufbereitung von experimentellen Daten mehr benötigt werden.
Neben der Dokumentation der Forschungsdaten ist das Auffinden derselben ein wichtiger Bestandteil des Forschungsprozesses. Daher entwickeln wir derzeit eine semantische Datensuchmaschine, die dem Forscher eine neue Perspektive auf seine Daten ermöglicht. Die Suchmaschine ist unabhängig vom Laborbuch und kann auch verwendet werden, um Sekundärdaten neu auszuwerten. So lassen sich Muster, Merkmale und Ähnlichkeitenin den Messdaten auffinden – beispielsweise simple Muster wie Peaks, Wendepunkte, Übergänge. Dies ermöglicht erstmals den einfachen Vergleich von Forschungsdaten, spart Zeit und fördert neue Erkenntnisse. Darin steckt unglaubliches Potential.
Wie entstand die Idee und wann habt Ihr entschieden, sie auch umzusetzen?
Die Idee entstand während unserer eigenen Arbeit am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden. Carlos war dort als Spezialist für Spektroskopie beschäftigt und damit häufig als Datenexperte in Projekte eingebunden. Ihm fiel auf, dass die Art und Weise in der heutzutage Wissenschaft betrieben wird, nicht von den Errungenschaften digitaler Technologien profitiert. Während die Forschenden über WhatsApp
kommunizieren, werden Berichte noch immer als statische PowerPoint oder gar papierbasiert geteilt. Lösungen aus der Industrie sind in bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten teils fortschrittlicher, dabei aber kostenintensiv und nicht am Bedarf der Wissenschaft orientiert. Wir wollten einen entscheidenden Mehrwert für beide Seiten schaffen: für experimentell arbeitende Forscher sowie Professoren oder Wissenschaftsmanager.
Aus diesem Anspruch heraus entsteht seit
2016 unsere schlanke Plattform für kollaborative Datenanalyse und Datenhaltung für Wissenschaftler und Ingenieure mit Schwerpunkt Materialforschung – ScienceDesk. Wir haben dabei erst mit der Umsetzung begonnen, als unser deutsch-brasilianisches Team vollständig war und alle erforderlichen Kompetenzen abgedeckt werden konnten.
Was waren die drei größten Herausforderungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und wie habt Ihr sie bewältigt?
Die Schwierigkeit war und ist insbesondere das komplexe Thema der experimentellen Forschung einfach verständlich zu machen. Wir investieren hier viel Zeit und arbeiten dieses Thema für verschiedene Medien auf. Beispielhaft sei auf unser Video auf der Homepage verwiesen.
Zudem ist die Balance zwischen großer Vision und anfänglicher Fokussierung eine große Herausforderung. Man kann nicht alle Kundenwünschen umsetzen und dabei als Anwendung schlank bleiben. Deshalb haben wir eine Beta-Version mit den wichtigsten Funktionalitäten programmiert und dann die Weiterentwicklung mit konkreten Wissenschafts- und Praxispartnern vorangetrieben.
Außerdem arbeiten wir als deutsch-brasilianisches Team. Dies bringt das Thema interkulturelle Verständigung und Verständnis mit sich. Hier haben uns neben der permanenten persönlichen Kommunikation auch Programme wie „Slack“ stark geholfen.
Was macht Euch besonders stolz?
Das durchgehend positive Feedback von unseren Testern und ersten Kunden. Viele Außenstehende haben nur begrenzt Verständnis dafür, warum ein Produkt in unserem Bereich so umfassend sein muss. Seit dem Markteintritt bekommen wir jedoch diese Vielseitigkeit gedankt und können zusammen mit den Nutzern die Entwicklung vorantreiben.
Welche Unterstützung hat Euch in der Gründungsphase besonders geholfen?
Ohne das Technologiegründerstipendium der SAB wäre uns die Gründung sicher massiv erschwert worden. Zudem hat uns der Austausch im Programm DeltaHochDrei von dresden|exists sowie die vielfältigen Weiterempfehlungen von Bekannten sehr geholfen. Ohne Netzwerk geht es einfach nicht.
Welche Erfahrungen/Tipps möchtet Ihr anderen Gründern mit auf den Weg geben?
Zu den Lessons Learned zählen für uns vor allem den Fokus zu bewahren, offen für Kritik zu bleiben und sich dennoch von Außenstehenden nicht beirren zu lassen. Am Ende zählen Fakten. Die Bringschuld liegt bei dir als Gründer, denn du musst Kunden, Investoren und Stakeholdern beweisen, dass deine Idee funktioniert. Solange es Missverständnisse gibt, hat sich der Gründer nicht klar genug ausgedrückt.
Aus unserer Erfahrung ist zudem die Kommunikation im Team mit das Wichtigste, denn nur, wenn man seinen Kollegen 100%ig vertrauen kann und in Krisensituation zielgerichtet kommuniziert, hat man als Team eine Chance das Projekt zum Erfolg zu führen. Schlussendlich muss jede Gründung ihren eigenen Weg finden und vielleicht ist das allgemein akzeptierte Wissen nicht immer das Richtige.
Wo seht Ihr euer Unternehmen in 5 Jahren?
In 5 Jahren wird sich nicht nur in den Materialwissenschaften die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass experimentelle Daten ein Schatz sind, der kontrolliert und zielgerichtet geteilt und genutzt werden muss. ScienceDesk wird daher in Deutschland und Europa sowie den USA bei experimentellen Forschern und F&E-Mitarbeitern geschätzt sein. Die technische Entwicklung wird bis dahin zu einer Art Google für numerische Forschungsdaten gereift sein.
Mehr Informationen zur ScienceDesk GmbH findet ihr auf der Webseite des Unternehmens, Xing, Linkedin oder Medium.com.