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Grün­der­por­trait #72 Sci­en­ceDesk – die Plattform für einen digi­talen wis­sen­schaft­lichen Arbeitsplatz

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Die Sci­en­ceDesk GmbH ent­wi­ckelt einen digi­talen Arbeits­platz, um wis­sen­schaft­liche Pro­zesse wie die Doku­men­tation von Daten, auf eine neue Ebene zu bringen.

 

Worum geht es bei Eurer Geschäftsidee?

Sci­en­ceDesk ist eine intel­li­gente Plattform für wis­sen­schaft­liche Pro­zess­do­ku­men­tation, Daten­er­fassung, ‑haltung, ‑analyse und Visua­li­sierung. Wir sind der Meinung, dass die expe­ri­men­telle Wis­sen­schaft von den neusten digi­talen Tech­no­logien bisher nur unzu­rei­chend Gebrauch macht und meist über­holte Pro­zesse ins Digitale über­trägt. Exem­pla­risch seien hier elek­tro­nische Labor­bücher genannt, die natürlich ihre Berech­tigung haben, aber aus unserer Sicht viel zu kurz greifen.

Unser Ansatz war es, weiter zu denken und die Ent­wicklung vom text­ba­sierten Laborbuch in Richtung eines digi­talen Arbeits­platzes zu treiben – und so mit allen Mög­lich­keiten digi­taler Tech­no­logien, wie Inter­ak­ti­vität, Visua­li­sierung, künst­licher Intel­ligenz und Data Mining, den For­scher zu unterstützen.

Basis ist unser smartes elek­tro­ni­sches Laborbuch, das neben der text­ba­sierten Doku­men­tation auf die Erfassung und dem Import von Rohdaten/ Maschi­nen­daten und der ange­schlos­senen auto­ma­ti­schen Visua­li­sierung und Analyse spe­zia­li­siert ist. Wir ver­suchen dem Nutzer vom ersten Schritt an die Arbeit zu erleichtern. Das beginnt beim Import der Daten und der Nor­ma­li­sierung des Datei­formats. Denn jeder Mess­geräte-Her­steller hat ein eigenes Format für das es in der Regel einen Kon­verter braucht.

Der For­scher pro­fi­tiert von der Ver­knüpfung der Doku­men­tation mit den zuge­hö­rigen “forat­freien” Mess­daten und Mate­ri­al­proben sowie den inte­grierten Visua­li­sie­rungs- und Ana­ly­se­funk­tionen, so dass in den meisten Fällen keine wei­teren Pro­gramme zur Auf­be­reitung von expe­ri­men­tellen Daten mehr benötigt werden.

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Neben der Doku­men­tation der For­schungs­daten ist das Auf­finden der­selben ein wich­tiger Bestandteil des For­schungs­pro­zesses. Daher ent­wi­ckeln wir derzeit eine seman­tische Daten­such­ma­schine, die dem For­scher eine neue Per­spektive auf seine Daten ermög­licht. Die Such­ma­schine ist unab­hängig vom Laborbuch und kann auch ver­wendet werden, um Sekun­där­daten neu aus­zu­werten. So lassen sich Muster, Merkmale und Ähn­lich­kei­tenin den Mess­daten auf­finden – bei­spiels­weise simple Muster wie Peaks, Wen­de­punkte, Über­gänge. Dies ermög­licht erstmals den ein­fachen Ver­gleich von For­schungs­daten, spart Zeit und fördert neue Erkennt­nisse. Darin steckt unglaub­liches Potential.

 

Wie ent­stand die Idee und wann habt Ihr ent­schieden, sie auch umzusetzen?

Die Idee ent­stand während unserer eigenen Arbeit am Max-Planck-Institut für Che­mische Physik fester Stoffe in Dresden. Carlos war dort als Spe­zialist für Spek­tro­skopie beschäftigt und damit häufig als Daten­ex­perte in Pro­jekte ein­ge­bunden. Ihm fiel auf, dass die Art und Weise in der heut­zutage Wis­sen­schaft betrieben wird, nicht von den Errun­gen­schaften digi­taler Tech­no­logien pro­fi­tiert. Während die For­schenden über WhatsApp
kom­mu­ni­zieren, werden Berichte noch immer als sta­tische Power­Point oder gar papier­ba­siert geteilt. Lösungen aus der Industrie sind in bei der Nutzung digi­taler Mög­lich­keiten teils fort­schritt­licher, dabei aber kos­ten­in­tensiv und nicht am Bedarf der Wis­sen­schaft ori­en­tiert. Wir wollten einen ent­schei­denden Mehrwert für beide Seiten schaffen: für expe­ri­mentell arbei­tende For­scher sowie Pro­fes­soren oder Wissenschaftsmanager.

Aus diesem Anspruch heraus ent­steht seit Fig1
2016 unsere schlanke Plattform für kol­la­bo­rative Daten­analyse und Daten­haltung für Wis­sen­schaftler und Inge­nieure mit Schwer­punkt Mate­ri­al­for­schung – Sci­en­ceDesk. Wir haben dabei erst mit der Umsetzung begonnen, als unser deutsch-bra­si­lia­ni­sches Team voll­ständig war und alle erfor­der­lichen Kom­pe­tenzen abge­deckt werden konnten.

 

Was waren die drei größten Her­aus­for­de­rungen auf dem Weg in die Selbst­stän­digkeit und wie habt Ihr sie bewältigt?

Die Schwie­rigkeit war und ist ins­be­sondere das kom­plexe Thema der expe­ri­men­tellen For­schung einfach ver­ständlich zu machen. Wir inves­tieren hier viel Zeit und arbeiten dieses Thema für ver­schiedene Medien auf. Bei­spielhaft sei auf unser Video auf der Homepage verwiesen.

Zudem ist die Balance zwi­schen großer Vision und anfäng­licher Fokus­sierung eine große Her­aus­for­derung. Man kann nicht alle Kun­den­wün­schen umsetzen und dabei als Anwendung schlank bleiben. Deshalb haben wir eine Beta-Version mit den wich­tigsten Funk­tio­na­li­täten pro­gram­miert und dann die Wei­ter­ent­wicklung mit kon­kreten Wis­sen­schafts- und Pra­xis­partnern vorangetrieben.

Außerdem arbeiten wir als deutsch-bra­si­lia­ni­sches Team. Dies bringt das Thema inter­kul­tu­relle Ver­stän­digung und Ver­ständnis mit sich. Hier haben uns neben der per­ma­nenten per­sön­lichen Kom­mu­ni­kation auch Pro­gramme wie „Slack“ stark geholfen.

 

Was macht Euch besonders stolz?

Das durch­gehend positive Feedback von unseren Testern und ersten Kunden. Viele Außen­ste­hende haben nur begrenzt Ver­ständnis dafür, warum ein Produkt in unserem Bereich so umfassend sein muss. Seit dem Markt­ein­tritt bekommen wir jedoch diese Viel­sei­tigkeit gedankt und können zusammen mit den Nutzern die Ent­wicklung vorantreiben.

 

Welche Unter­stützung hat Euch in der Grün­dungs­phase besonders geholfen?

Ohne das Tech­no­lo­gie­grün­der­sti­pendium der SAB wäre uns die Gründung sicher massiv erschwert worden. Zudem hat uns der Aus­tausch im Pro­gramm Del­taHochDrei von dresden|exists sowie die viel­fäl­tigen Wei­ter­emp­feh­lungen von Bekannten sehr geholfen. Ohne Netzwerk geht es einfach nicht.

 

Welche Erfahrungen/Tipps möchtet Ihr anderen Gründern mit auf den Weg geben?

Zu den Lessons Learned zählen für uns vor allem den Fokus zu bewahren, offen für Kritik zu bleiben und sich dennoch von Außen­ste­henden nicht beirren zu lassen. Am Ende zählen Fakten. Die Bring­schuld liegt bei dir als Gründer, denn du musst Kunden, Inves­toren und Stake­holdern beweisen, dass deine Idee funk­tio­niert. Solange es Miss­ver­ständ­nisse gibt, hat sich der Gründer nicht klar genug ausgedrückt.

Aus unserer Erfahrung ist zudem die Kom­mu­ni­kation im Team mit das Wich­tigste, denn nur, wenn man seinen Kol­legen 100%ig ver­trauen kann und in Kri­sen­si­tuation ziel­ge­richtet kom­mu­ni­ziert, hat man als Team eine Chance das Projekt zum Erfolg zu führen. Schluss­endlich muss jede Gründung ihren eigenen Weg finden und viel­leicht ist das all­gemein akzep­tierte Wissen nicht immer das Richtige.

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Wo seht Ihr euer Unter­nehmen in 5 Jahren?

In 5 Jahren wird sich nicht nur in den Mate­ri­al­wis­sen­schaften die Erkenntnis durch­ge­setzt haben, dass expe­ri­men­telle Daten ein Schatz sind, der kon­trol­liert und ziel­ge­richtet geteilt und genutzt werden muss. Sci­en­ceDesk wird daher in Deutschland und Europa sowie den USA bei expe­ri­men­tellen For­schern und F&E‑Mitarbeitern geschätzt sein. Die tech­nische Ent­wicklung wird bis dahin zu einer Art Google für nume­rische For­schungs­daten gereift sein.

Mehr Infor­ma­tionen zur Sci­en­ceDesk GmbH findet ihr auf der Web­seite des Unter­nehmens, Xing, Lin­kedin oder Medium.com.

 

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