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Grün­der­por­trait #68: DyNAbind – unser Life­Science Startup auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Die Suche nach neuen Wirk­stoffen und Arz­nei­mitteln ist ein auf­wen­diger Prozess, in etwa so, als würde man ver­suchen, die berühmte Nadel im Heu­haufen zu finden. DyNAbind hat es geschafft, einen rie­sigen „Magneten“ zu ent­wi­ckeln, mit dem die Nadel relativ schnell aus einem unüber­sichtlich schei­nenden Heu­haufen gefischt werden kann.
Im Interview erzählen sie, wie das funk­tio­niert, warum ein gutes Team der Schlüssel zum Erfolg ist und wie sie bald den inter­na­tio­nalen Markt erobern werden.

 

Worum geht es bei Eurer Geschäftsidee?

DyNAbind arbeitet in der Arz­nei­mit­tel­for­schung. Aller­dings ist es nicht einfach, die rich­tigen Wirk­stoff­kan­di­daten für neue Medi­ka­mente zu finden. Große Phar­ma­un­ter­nehmen brauchen dafür im Durch­schnitt ein gutes Jahr. Jede ein­zelne Sub­stanz wird getestet, bis die Richtige gefunden wurde. Wir haben eine schnellere und effi­zi­entere Methode ent­wi­ckelt. Mit­hilfe einer rie­sigen DNA-kodierten Mole­kül­bi­bliothek werden alle Sub­stanzen auf einmal gescreent. Da jede Sub­stanz mit einem spe­zi­ellen DNA-Stück ver­bunden ist, welches ähnlich wie ein Barcode die Infor­mation zur anhän­genden Struktur trägt, wird die pas­sende Sub­stanz wie eine Nadel aus dem Heu­haufen her­aus­ge­filtert, indem die Bibliothek in einem Schritt mit dem Ziel­protein getestet wird. Was sonst ein Jahr For­schung benö­tigte, pas­siert nun dank unserer Tech­no­logie, in ein paar Wochen.

 

Wie ent­stand die Idee und wann habt Ihr ent­schieden, sie auch umzusetzen?

Pro­fessor Yixin Zhang, einer der Mit­be­gründer von DyNAbind, hat an dieser Tech­no­logie schon als Post­dok­torand gear­beitet. Mike Thompson, der aus einer ame­ri­ka­ni­schen Grün­der­fa­milie kommt, stieg dann in sein Labor am ZIK B Cube ein, um zu pro­mo­vieren. Anfangs sprühten wir vor guten Ideen, hatten aber zu wenig Geld für die Umsetzung. Etwas später kam Dr. Fran­cesco Red­davide mit an Bord, um unser Projekt in seine Dis­ser­tation auf­zu­nehmen. Nun ist er Leiter der For­schung und Ent­wicklung unseres inter­dis­zi­pli­nären Teams.
Als Mike seine Pro­motion abge­schlossen hatte, ent­schieden wir gemeinsam, dass nun – nach Jahren der For­schung – die Zeit gekommen war, unsere Ideen in ein Geschäfts­modell und damit eine Firma zu überführen.

Wir wandten uns an dresden|exists. Dort empfahl man uns, eine weitere Person mit ins Boot zu holen, die den betriebs­wirt­schaft­lichen Hin­ter­grund hatte und fit für Indus­trie­fragen war. So stieß Dr. Norbert Höfgen dazu, ein echter Gewinn für DyNAbind.
Unser inter­na­tio­nales Team war perfekt und wir packten die Koffer für eine erfolg­reiche Startup-Reise. 

 

Das Team von DyNAbind in bester Laune
Das Team von DyNAbind in bester Laune

Was war die größte Her­aus­for­de­rungen auf dem Weg in die Selbst­stän­digkeit und wie habt Ihr sie bewältigt?

Das Schwie­rigste war, und da ist sich das Team einig, die Umstellung vom aka­de­mi­schen zum unter­neh­me­ri­schen Denken. Es musste „ein neuer Weg des Denkens erlernt werden“. In der Uni­ver­sität erhält man ein inter­es­santes Ergebnis und brennt darauf, weiter zu for­schen und tiefer in die Materie ein­zu­dringen. Doch als Unter­nehmer kommt es darauf an, den Fokus nicht zu ver­lieren. Das Wohl bzw. Vor­an­kommen der Firma ist das Wich­tigste und der Blick auf den Marktnutzen.
Außerdem will Stress­ma­nagement erstmal erlernt werden. Wenn man sein eigenes Unter­nehmen steuert, ver­stärkt sich der Druck, eine effi­ziente Lösung für Pro­bleme zu finden und umzu­setzen. Wir haben gelernt, bei Stress erst einmal tief durch­zu­atmen, im Team eine Lösung zu finden und mit­hilfe des Team­spirits weiter zu machen.
Auch die mit der Gründung ver­bun­denen admi­nis­tra­tiven Her­aus­for­de­rungen haben uns viele Nerven gekostet. Doch letztlich ist es eine Erfolgs­story, auf die wir mächtig stolz sind.

 

Was waren bisher Eure größten Erfolge?

Sicher haben wir auch den einen oder anderen grö­ßeren Erfolg zu ver­melden. Wir freuen uns aller­dings auch sehr an den Mikro-Erfolgen. Denn jeder Tag bringt neue Her­aus­for­de­rungen mit sich. Diese mit dem gesamten Team zu bewäl­tigen, ist immer wieder ein kleiner Erfolg, um moti­viert weiter zu machen. “Egal, ob große oder kleine Pro­bleme auf­kommen, es ist ein beru­hi­gendes Gefühl, Kol­legen um sich zu haben, die mit dir ver­suchen, zu einer Lösung zu kommen”, freut sich ins­be­sondere Mike über sein Team.
Zu den bisher größten Erfolgen zählt unter anderem das Abschneiden beim bun­des­weiten Wett­bewerb Science4Life in 2017, bei dem wir als Preis­träger unter den besten 10 Busi­ness­plänen punkten konnten.

Besonders stolz sind wir, dass bereits sechs Wochen nach der Fir­men­gründung ein Business Angel in DyNAbind inves­tierte. Die Kastler GmbH ist über­zeugt von der Grün­deridee und unserem inter­na­tio­nalen Team­geist. Sie wird uns mit den beiden Flügeln eines Business Angels zur Seite stehen – mit Kapital und Know-how. Ein wich­tiger Schritt für uns und zugleich Signal in Richtung Betei­li­gungs­ge­sell­schaften, staat­liche Grün­der­fonds und weitere Kapitalgeber. 

 

Welche Unter­stüt­zungen und Netz­werke auf Eurem Weg sind in Euren Augen für Startups relevant und lohnenswert?

Wie viele frische Gründer star­teten wir mit wenig prak­ti­scher Grün­der­er­fahrung. dresden|exists an unserer Seite zu wissen, bedeutete für uns das Ver­trauen in einen starken und erfah­renen Partner, besonders in der Zeit vor der Gründung. Viel Enga­gement, eine zukunfts­trächtige Idee und auch hier wieder die Erfahrung des Life­Science-Teams von dresden|exists brachte uns 2015 das Ein­werben der För­der­gelder des EXIST-For­schungs­transfer ein. Diese Gelder sicherten uns den for­schungs­in­ten­siven Übergang von der Hoch­schule bis zur Gründung der Firma im April 2017. Das EXIST-Pro­gramm ver­schafft uns außerdem auch Zugang zu wich­tigen Inves­toren der Branche.
Bis heute freuen wir uns, dresden|exists an unserer Seite zu wissen und nutzen die Gele­gen­heiten, in Ver­an­stal­tungen unser Startup zu prä­sen­tieren und von den Erfah­rungen anderer zu pro­fi­tieren. So war es ins­be­sondere für Mike mehr als spannend, zum Grün­der­foyer die Nadel im Heu­haufen den rund 1.000 neu­gie­rigen Augen im Saal zu demonstrieren.

 

Die erste Skizze der Idee von Prof. Yixin Zhang
Die erste Skizze der Idee von Prof. Yixin Zhang

Welche Bedeutung messt Ihr dem EXIST- For­schungs­transfer bei und hättet Ihr auch ohne diese För­derung das Startup auf den Weg gebracht?

Wir hätten es auf jeden Fall gemacht, aber mit der EXIST-För­derung geht vieles leichter! Fakt ist, so intensive För­de­rungen kenne ich aus den USA nicht”, sagt Mike. Umso dank­barer bin ich und sind wir als Team für die Unter­stützung an allen Fronten. Eine ange­nehmere Reise auf der Suche nach der Nadel im Heu­haufen gibt es sicher kaum.

 

Welche Erfah­rungen möchtet Ihr anderen Gründern mit auf den Weg geben?

Das aller­wich­tigste ist das Team. Respekt und Vertrauen.

Natürlich braucht es eine gute Idee, doch die ist ohne Kol­legen, die ein­ander respektvoll ent­gegen treten nicht umsetzbar. Du musst Dein Ego gehen lassen, gesteht Mike. Das Grund­ver­trauen in das eigene Team und das Gefühl, dass man ein gemein­sames Ziel vor Augen hat und ver­folgt, ist das A und O. Dass nicht immer alles rund läuft und alle einer Meinung sind, ist völlig klar. Fragen stellen ist ganz legitim und man sollte bereit sein, auch auf die Ant­worten und Mei­nungen der Anderen zu hören. Nutzt Wett­be­werbe, um Euren Busi­nessplan weiter zu ent­wi­ckeln – das ist der beste Weg vor­an­zu­kommen, denn so bekommt Ihr ehr­liches Feedback von einer pro­fes­sio­nellen Jury, betont Norbert. Dafür sollte man natürlich lernen, seine Idee über­zeugend zu prä­sen­tieren, neu­deutsch zu pitchen. Wir haben am besten auf kleinen Ver­an­stal­tungen gelernt, auf den Punkt zu kommen und die Erwar­tungen der Zuhörer zu erfüllen. Mike weiß genau wie man pitcht, sogar seine ame­ri­ka­ni­schen Freunde haben sich beim Weih­nachtsfest auf die Frage, „was er denn genau in Dresden macht“, von seinem Talent über­zeugen können.

 

Wie sieht bei Euch im Moment ein üblicher Arbeitstag aus?

Unsere Uhr tickt aktuell nach der Welt­zeituhr. Morgens haben wir eine Tele­fon­kon­ferenz mit einem japa­ni­schen poten­zi­ellen Partner, abends wartet der Kunde aus den USA auf ein Update des Arbeits­plans. Beim Grün­der­dasein „trägst du ver­schiedene Hüte“, jeder Tag wartet mit neuen Her­aus­for­de­rungen und Über­ra­schungen auf uns. Spannend. 

Natürlich sind wir Wis­sen­schaftler geblieben und freuen uns auf jede Gele­genheit, auch mal wieder im Labor an Reagenzglas und Pipette aktiv zu werden. Dazu bietet sich aktuell nur wenig Gelegenheit.

Wir haben den welt­weiten Markt vor den Füßen, der sich nur schwierig ein­grenzen und mit System angehen lässt. Somit reagieren wir fle­xibel und schnell auf das, was da jeden Tag Neues auf uns zukommt, ohne dabei den Fokus aus den Augen zu ver­lieren. 2017 war ein gutes Jahr. 2018 wird noch besser! Da sind wir uns sicher!

 

Wo seht Ihr Euer Unter­nehmen in 5 Jahren?

Das Busi­ness­modell unserer Firma basiert aktuell auf Part­ner­schaften mit anderen Firmen. In fünf Jahren möchten wir eine eigene Ent­wicklung auf­bauen. Das bedeutet für uns, dass wir die kom­menden Jahre nutzen, eine anständige Menge an Erfah­rungen und ein breit auf­ge­stelltes Team aus Tech­nikern, Che­mikern und Bio­logen auf­zu­bauen. Ziel ist es, unter den Kon­kur­renten weltweit zu den Top 3 zu gehören. Bei all unseren ambi­tio­nierten Zukunfts­plänen ist es uns aber wichtig, im Kern unsere Ein­stellung nicht zu ändern. Denn ein Team, welches sich nah ist und ein­ander ver­traut, offen und ehrlich ist, hat uns hierher gebracht.

 

Wir wün­schen Euch für das weitere Vor­an­kommen nur das Beste und immer die richtige Mikroskop-Ein­stellung auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

 

Mehr Infor­ma­tionen zur DyNAbind GmbH findet Ihr auf der Website des Unter­nehmens.

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