Sicherer Job, unaufhaltsam anwachsende Erfolgsquote und zufriedene Mitarbeiter – doch was tun, wenn die innere Stimme einem zuflüstert „Ist das denn noch das Richtige?“.
Einfach weiter machen und ignorieren oder sein Schicksal herausfordern und etwas ändern?
Zum Founders-Meetup am 23. Oktober ließen sich dazu drei Gründer und Alumni von dresden|exists in die Karten schauen. Unverblümt und ohne das verbale Photoshop berichteten sie, wie sie aus Einbahnstraßen sicher heraus steuerten. Jeder machte auf seine Art deutlich, dass Lücken im Leben dazu gehören. Ohne Ecken und Kanten geht es nicht, denn wenn’s immer glatt läuft, rutscht man irgendwann aus. Und dann tut es besonders weh.
Aber lest selbst!
Carsten Gieseler und sein Team von fodjan entwickeln eine Software für Milchviehhalter und Fütterungs-Berater. Zum Founders-Meetup bekamen die Besucher nicht nur Einblicke in das grüne Dschungel-Büro im Nordwerk-Design, sondern auch in den Lebenslauf des gelernten Landwirts.
Sympathisch und immer mit einem Lachen im Gesicht gestand Carsten, dass er viele Lücken im Lebenslauf habe und im Rückblick stolz darauf ist. Ganz nach dem Motto „Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, frag nach Salz und Tequila“, sah er in jeder Veränderung etwas Positives. Nach abgebrochener Schulausbildung machte er eine Ausbildung als Landwirt, war dabei allerdings unterfordert. Eine Reise nach Neuseeland gab neuen Mut. Er holte sein Abitur nach und studierte Agrarwissenschaft. In der einjährigen Babypause reifte die Idee zur smarten Fütterungssoftware, landete im richtigen Trog und mündete in ein EXIST-Gründerstipendium. Heute leitet er ein erfolgreiches Startup und ist sich sicher, dass man vor Lücken nie Angst haben und einfach das Beste daraus machen sollte. Sein Credo: lieber eine interessante Lücke im Lebenslauf, zu der es eine spannende Geschichte zu erzählen gibt, als eine schnörkellose Karriere ohne Fragepotenzial.
Rüdiger Henke erreichte 2016 nach 12 Jahren bei queo seinen persönlichen Wendepunkt. Bis dahin baute er gemeinsam mit vier Partnern queo kontinuierlich von einer zunächst reinen Multimediagentur zu einer Agentur für Markenführung und Kommunikation auf und aus. Rüdiger war als einer von zwei Geschäftsführern hauptsächlich für das Neukundengeschäft und die Kundenbetreuung verantwortlich und bezeichnet sich selbst als „Impulsgeber“, sowohl für Mitarbeiter als auch für seine Kunden. All die Jahre lief das gut, bis sich irgendwann erste leise Signale einstellten, die ihn aufhorchen ließen. Will ich das alles noch? Ist das meine Erfüllung? Die Signale wurden lauter. Als ihm das erste Mal zu einem neuen Projekt nichts mehr einfiel, kam er ernsthafter ins Grübeln. Viele Geschäftsreisen, viele Stunden im Büro oder bei Kunden taten das Übrige. Das Hamsterrad interessierte das wenig – es drehte sich munter weiter. Und dann war es ausgesprochen! Der Impulsgeber wollte nicht mehr. Mit einem sauberen Cut verließ er queo. Der Meilenstein „die berühmte Lücke im Lebenslauf“ in seinem XING-Lebenslauf war im Übrigen Impuls für das Motto dieses wahnsinnig ehrlichen Founders-Meetups.
Nach 6 Monaten startete er wieder. Klein. Mit dem Einstieg bei der digitalen Plattform für Marketing im Mittelstand: Sputnika. Mit vertrauten ehemaligen Kollegen schafft er heute neue Synergieeffekte durch seine langjährigen Erfahrungen und geht wieder nach vorn.
„Wer loslässt, hat die Hände frei“ – mit diesem sinnbildlichen Spruch leitet Jan Großmann seine Reflexion ein. Der BWLer gründet 2008 mit einem kleinen Team die Plattform Marktjagd, die erfolgreich Papier-Prospekte mit der Online-Welt verbindet. Sie waren die Ersten ihrer Art am Markt und schafften es bis ganz nach oben. Nach der Fusion 2016 mit barcoo zur Offerista Group wurde das Team noch größer und erfolgreicher.
Am quasi offenen Herzen testete Jan die Abnabelung seiner Person als Geschäftsführer von den Mitarbeitern, vergab mehr Kompetenzen und Eigenverantwortung im Team und ließ laufen. Tja, und wenn’s am schönsten ist, soll man bekanntlich gehen. Der Wunsch, mehr Zeit für sich zu haben, wurde präsenter und er stieg letztendlich aus dem operativen Geschäft bei der Offerista Group aus. Das war am 30. April. Und am 1. Mai stand er auf dem Jakobsweg. Und er lief. 600 km – ohne Training – blauäugig, aber tapfer. „Der Camino ist wie das Leben: wunderschön, schmerzhaft und am Ende schafft man es“. Inspiriert von Menschen aus fernen Ländern in Crocs kehrte Jan zurück, mit der Erkenntnis: „Lücken sind gut, die besten Ideen kommen, wenn man wirklich einmal nichts macht und sich aktiv mit sich selbst beschäftigt“. Also mehr Mut zur Lücke und zur Reflexion!
Eine spannende Fragenrunde später waren unsere Speaker bei herbstlicher Suppe und lecker Brötchen noch lange belagert und der Lautstärkepegel verriet es: hier gibt’s jede Menge zu besprechen.
Wir bedanken uns bei den drei sehr authetischen Speakern sowie allen Gästen für das wohl ehrlichste Founders-Meetup, bei dem alle ein bisschen berührt und nachdenklich nach Hause gingen.
Vielen Dank ebenso an das Stullenbüro, Vier Vogel Pils und Ansgar vom Impact Loft für die komfortable Bestuhlung. You made our Meetup!
Das nächste Mal sehen wir uns am 4. Dezember zum Gründerlichteln reloaded.
Outdoor bei Bratwurst, Glühwein und guten Gesprächen in Handschuhen.
Wir freuen uns auf euch.