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LAVIU-Grün­derin Julia Ryssel im Gespräch über Gründer und Kinder

LAVIU-Gründerin Julia Ryssel | (c) LAVIU
LAVIU-Grün­derin Julia Ryssel | © LAVIU

Die LAVIU GmbH verbaut neueste Tech­no­logien aus der Luft- und Raum­fahrt­technik in stil­vollen Love-Toys. Eine span­nende Kom­bi­nation, die in diesem Jahr beim futureSax Ideen­wett­bewerb prä­miert wurde. Julia Ryssel, Grün­derin und Geschäfts­füh­rerin der LAVIU GmbH, pendelt aktuell zwi­schen den Welten. Inves­to­ren­ge­spräche, Pres­se­termine, neues Büro ein­richten einer­seits, aus vollstem Herzen Mutter sein andererseits.

Wie ihr dieser Spagat gelingt, erzählt sie uns im Interview. Außerdem ist sie Gesicht der ersten Stunde für die Beg­in­ne­rinnen, unserem Treff für Gründerinnen.

 

Die LAVIU GmbH gibt es nun seit 2015 und spä­testens seit diesem Zeit­punkt darfst du dich Unter­neh­merin nennen. Seit wann fühlt es sich auch danach an?
Zur Gründung musste ich beim Notar gefühlt 20-mal unter­zeichnen. Der Notar hat mir auch erklärt, wofür welche Unter­schrift ist, welche Kon­se­quenzen es hat und welche Rechte und vor allem Pflichten in Deutschland damit ver­bunden sind, wenn man sich GmbH-Geschäfts­füh­rerin nennt. In dem Moment, als ich innerlich zu mir sagte: „Ja ich weiß und möchte das (trotzdem)“, habe ich mich als Unter­neh­merin gefühlt.

 

Das Team der LAVIU GmbH ist noch recht klein, aber bereits gemischt. Wie haben du und dein Geschäfts­partner zusam­men­ge­funden? Und wie funk­tio­niert das Gespann bis heute?
Martin und ich haben uns über eine Grün­der­börse gefunden. Das funk­tio­niert ähnlich wie ein Job­portal, nur, dass am Ende kein gut bezahlter Job winkt, sondern eine Idee, die ver­wirk­licht werden möchte. Martin und ich kommen aus sehr unter­schied­lichen Fach­rich­tungen. Er ist Designer, ich komme aus dem Inge­nieur­wesen – das bringt oft ver­schiedene Sicht­weisen auf den Tisch. Für uns ist das bisher immer ein Vorteil gewesen, da durch den Aus­tausch und die Dis­kussion oft ganz neue Ideen ent­stehen. Ich denke, je mehr Leute mit kom­plett unter­schied­lichem Hin­ter­grund zusam­men­kommen, desto höher ist der Mehrwert fürs Team.

Dass wir uns für die Gründung zusam­men­getan haben und nicht vorher schon viele Jahre befreundet waren, hat Vor- und Nach­teile. Einer­seits kannten wir uns am Anfang noch nicht so gut, aber wenn man zusammen gründet, lernt man sich sehr schnell kennen. Ande­rer­seits finde ich es gut, dass mit dem Wohle der Firma nicht auch noch eine lang­jährige Freund­schaft auf dem Spiel steht. Für uns ist immer klar, dass jede Ent­scheidung den Erfolg der Firma als Ziel hat und kein „was denkt er dann über mich“ im Hin­terkopf abläuft.

 

Mit dem Einsatz von inno­va­tiven Tech­no­logien aus der Luft- und Raum­fahrt­technik in den Love-Toys, bewegt Ihr Euch auf einer sehr kos­ten­in­ten­siven Spiel­wiese mit hohem For­schungs- und Ent­wick­lungs­aufwand, auf der eine Anschub­fi­nan­zierung für ein junges Startup nahezu uner­lässlich ist. Wer glaubt an euch und eure Ideen und inves­tiert Geld, Zeit und Know-how in LAVIU?
Dresden|exists und SAXEED orga­ni­sierten im Juni 2015 den Inves­to­rentag in Chemnitz, ein Pitch-Event spe­ziell für wissens- und tech­no­lo­gie­ba­sierte Grün­dungen in der Früh­phase, also absolut geeignet für unser Startup in der dama­ligen Phase. Hier konnten wir einen pri­vaten Investor von unserem Konzept und unseren inno­va­tiven Pro­dukten über­zeugen. Er finan­zierte unsere Pro­dukt­ent­wicklung und ist bis heute ein sehr wich­tiger Partner für uns.

Neben der finan­zi­ellen Betei­ligung gibt es viele Weg­be­reiter, die uns mit Ermu­ti­gungen, Ideen, Feedback, Rabatten und Kon­takten unter­stützen. Diese sind für uns min­destens genauso viel wert wie monetäre Hilfen!

 

Ihr konntet also mit eurer Idee und dem dahin­ter­ste­henden Konzept über­zeugen. Aber nicht jede gute Idee findet den Weg in die Umsetzung. Das scheitert nicht selten an den han­delnden Per­sonen. Welche Fähig­keiten und Eigen­schaften muss ein/e Unternehmer/in mit­bringen, um sich am Markt zu platzieren?
Hmm, gute Frage. Ich glaube, es gibt kein beson­deres Profil, das man erfüllen muss, um Unternehmer/in zu werden. Ich glaube, dass jeder, der seine Stärken an der rich­tigen Stelle ein­setzt, erfolg­reich gründen kann. Meine Stärken, die mir helfen, sind Begeis­te­rungs­fä­higkeit, ein gutes Bauch­gefühl und Kritikfähigkeit.

Begeis­te­rungs­fä­higkeit, weil mir die Begeis­terung für LAVIU das nötige Durch­hal­te­ver­mögen gibt auch nach kleinen oder grö­ßeren Rück­schlägen auf­zu­stehen und nach vorn zu blicken.

Ein gutes Bauch­gefühl dafür, ob die Men­schen ehrlich und auf­richtig mir gegenüber sind und unserer Unter­nehmung einen Mehrwert bieten können.

Kri­tik­fä­higkeit, die es mir ermög­licht, mich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Manchmal ist es nicht einfach, eigene Schwächen anzu­er­kennen, oder Fehler die ich gemacht habe. Aber es bringt mich voran. Denn nur, wenn ich kri­ti­siert werde, kann ich es das nächste Mal besser machen. Ich bin nicht als Unter­neh­merin geboren, die 100 Mit­ar­beiter führen und mehrere Mil­lionen Umsatz ver­ant­worten kann, aber ich kann mich dahin entwickeln.

 

Als Diplom-Inge­nieurin für Keramik, Glas- und Bau­stoff­technik warst du knapp drei Jahre an der TU Berg­aka­demie Freiberg beschäftigt und LAVIU am Anfang nicht viel mehr als eine Idee. Dennoch hast du deine wis­sen­schaft­liche Kar­riere an den Nagel gehängt und gegründet. Was war letztlich der Anlass für diesen mutigen Schritt?
Für mich war schon länger klar, dass ich etwas Eigenes auf die Beine stellen möchte und in meiner Zeit als wis­sen­schaft­liche Mit­ar­bei­terin ist mir bewusst­ge­worden, dass ich vom Typ her eher eine Mana­gerin bin, die gern viele Dinge gleich­zeitig im Auge behält, als eine For­scherin, die mehrere Jahre ein Phä­nomen unter­sucht, um es bis ins kleinste Detail zu ver­stehen. Letzt­end­lichen Anlass gaben mir die (leider üblichen) Kurz­zeit­ver­träge. Durch die Praxis der Befris­tungen, also der end­losen Anein­an­der­kettung von Kurz­zeit­ver­trägen, hat man letzten Endes auch in der Wis­sen­schaft ein sehr unsi­cheres Arbeits­ver­hältnis. Für mich heißt das: dann lieber gleich selbst­ständig. Für mich bedeutet das mitt­ler­weile auch eine bessere Ver­ein­barkeit von Familie und Beruf, da Arbeitsort und ‑zeit viel fle­xibler sind.

 

Wie sieht ein typi­scher Tag in deinem Leben als Mama und Unter­neh­merin aus?
Da gibt es zwei unter­schied­liche Arten von Tagen. Jeden zweiten Tag ver­bringe ich in unserem Büro oder unterwegs bei Aus­wärts­ter­minen. Ich stehe zwi­schen 8 und 9 Uhr auf, früh­stücke mit Smart­phone, um wichtige Nach­richten zu checken und fahre gegen 10 Uhr los. Der Arbeitstag besteht dann haupt­sächlich aus Mee­tings, Tele­fo­naten und Papierkram. Je nachdem, wieviel zu tun ist, geht’s zwi­schen 17 und 19 Uhr heim. Zwi­schen 21 und 22 Uhr setz ich mich oft nochmal an den Rechner, um lie­gen­ge­bliebene Mails zu beantworten.

Die anderen Tage bin ich mit meiner sechs Monate alten Tochter zu Hause. Wenn sie schläft, arbeite ich meist an kon­zep­tio­nellen Sachen leise am Laptop. Zwi­schen­durch gehe ich mit ihr spa­zieren, wechsle Windeln, füttere sie oder spiele mit ihr. Oft schmeiße ich früh noch schnell eine Wasch­ma­schine an. Bei Inves­to­ren­ge­sprächen, Vor­stel­lungs­ge­sprächen und Fir­men­mee­tings per Skype ist sie einfach mit dabei. Sie spielt dann neben mir im Lauf­gitter, brabbelt im Hin­ter­grund oder krabbelt auf mir herum. Startup und Pri­vat­leben ver­schwimmen, aber ich kann mir vieles so ein­teilen, dass es zum Rhythmus meiner Tochter passt.

Im Ver­gleich zu den Büro­tagen sind meine Home­office Tage eher Slow Motion, aber das hilft mir, um zwi­schen­durch den Kopf frei zu bekommen und den Blick fürs große Ganze nicht zu verlieren.

 

Ein Unter­nehmen wird sich nur lang­fristig im Markt eta­blieren, wenn es ent­spre­chend ver­netzt ist. Auf welchen Grün­de­re­vents findet man dich und was bedeutet Netz­werken für dich?
Ab und an tummele ich mich mal auf Grün­de­re­vents. Seit der Geburt meiner Tochter aller­dings aus Zeit­gründen sehr selten. Erst kürzlich habe ich LAVIU beim Grün­der­Grillen des Grün­der­Garten e.V. vorgestellt.

Netz­werken bedeutet für mich nicht, mög­lichst viele Leute kennen zu lernen, sondern die Kon­takte, die ich habe, gut zu pflegen. Über einen engen Kontakt bekommt man nämlich besonders gute Emp­feh­lungen oder inter­es­sante Leute vor­ge­stellt. Ich würde ja auch nicht jeden, den ich einmal getroffen habe, unserem Investor vorstellen.

Um andere Gründer näher kennen zu lernen, ist es gut, zusammen zu arbeiten. Und zwar nicht nur sprich­wörtlich, sondern Tisch an Tisch und Kopf an Kopf. Die Erfahrung haben wir zum Bei­spiel im Collab&Couch in Dresden und im Spinlab in Leipzig gemacht. Hier ergeben sich zum Teil Syn­er­gie­ef­fekte, auf die man unter Umständen gar nicht kommen würde. Auch Events, bei denen eine kleinere Per­so­nen­gruppe immer wieder zusam­men­kommt, wie zum Bei­spiel die Mom­Pre­neurs, sind super.

 

Neu­gierig geworden?

Wenn ihr mehr über das Startup LAVIU erfahren möchtet und her­aus­finden wollt, wieviel “Julia” in euch steckt, kommt zum ersten Treffen der Beg­in­ne­rinnen am 18. Oktober, ab 18 Uhr im Collab&Couch in Dresden.

 

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