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High-Tech Gründerfonds verbessert Finanzierungskonditionen – Nachgefragt bei Dr. Frank Pankotsch

Seit 2005 finanziert der High-Tech Gründerfonds (HTGF) vielversprechende Technologie Startups – von Cleantech und Robotik über Chemie bis hin zu Software. Mit Hilfe der Seedfinanzierung sollen die Jungunternehmen Produkte aus Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Markteinführung bringen. Mit über 400 Investments zählt der HTGF zu den aktivsten Investoren in der Frühphase. Zum 01.01.2016 hat der HTGF nun seine Finanzierungskonditionen für Neuinvestments angepasst:

  • Der maximale Investitionsbetrag in der Seedfinanzierung wird auf 600.000 Euro erhöht. Der Fonds erwirbt weiterhin nur 15 Prozent der Gesellschaftsanteile. Zusätzlich stehen pro Unternehmen bis zu 1,5 Millionen Euro für Anschlussrunden zur Verfügung.
  • Der Zinssatz in der Seedphase wird von 10 auf 6 Prozent gesenkt. Die Zinsen werden nach wie vor für 4 Jahre gestundet, um die Liquidität des Start-ups zu schonen.
  • Der Eigenanteil der Gründer wird auf einheitlich 10 Prozent des Erstinvestments angeglichen. Die Hälfte davon können Investoren (Business Angels, private und öffentliche Investoren) übernehmen.

Ich habe bei Dr. Frank Pankotsch nachgefragt, welche Vorteile diese Anpassung für Start-ups hat und wie sie eine HTGF-Finanzierung am besten angehen. Als Geschäftsführer von dresden|exists hat er nicht nur umfassende Erfahrung bei der Beratung von forschungsbasierten Unternehmensgründungen, er hat zudem mehrere Startups als akkreditierter Coach erfolgreich zur HTGF-Finanzierung begleitet.

Frank, wie bewertest Du die neuen Konditionen des HTGF?

Positiv ist auf jeden Fall, dass man jetzt im ersten Schritt bis zu 600.000 Euro, also 100.000 Euro mehr als bisher bekommen kann. Und dass unverändert für einen Unternehmensanteil von nur 15 Prozent. Das trägt dem Finanzierungbedarf der im Hochschulumfeld häufig anzutreffenden, sehr technologielastigen Gründungen gut Rechnung. Diese brauchen häufig länger bis zum Markt und benötigen dafür eben auch mehr Geld. Wenn man dann sein Gründungsvorhaben vorher noch mit der im vergangenen Jahr ebenfalls verbesserten Förderung aus dem EXIST-Programm  finanziert, gibt das eine hervorragende Finanzbasis für das Gründungsunternehmen.

Positiv ist auch, dass der Eigenanteil an der Finanzierungssumme jetzt bundesweit einheitlich auf 10 Prozent gesenkt wurde. In den neuen Bundesländern –  also auch für viele unserer Gründungen – galt dieser Prozentsatz zwar schon vorher, aber man musste ja immer befürchten, dass dieser „Ost-Bonus“ eher wegfallen als bundesweit ausgedehnt wird. Das wäre gerade für viele unserer Gründer aus dem Hochschulumfeld und ohne größeres Familienvermögen im Rücken eine echte Herausforderung geworden.

 

An welche Startups richtet sich der High-Tech Gründerfonds und welche Unternehmen haben eine gute Chance eine Finanzierung zu erhalten?

Der HTGF sucht Unternehmen mit einer technologischen Innovation, die deutliche Wettbewerbsvorteile bietet und das signifikante Wachstumschancen hat. Wichtig ist zudem ein Team mit technologischem und kaufmännischem Know-how, eigener Marktkenntnis und dem erkennbaren Willen zu einer Wertsteigerung des Unternehmens.

Relevant ist auch der Entwicklungsstand des Gründungsunternehmens. Mit dem Geld aus der ersten Finanzierung des HTGF sollte in der Regel der Nachweis erbracht werden können, dass das Geschäftsmodell am Markt funktioniert. Das kann je nach Branche ganz unterschiedliches bedeuten: Bei einem Robotik-Unternehmen bspw. der erfolgreiche Verkauf an ein bis zwei Pilotkunden, bei einem Software-as-a-Service Anbieter dagegen eine eher zwei- bis dreistellige Anzahl an Kunden, die ihre Lizenzen auch verlängern oder Upgrades kaufen.

 

Wie sollten Gründer vorgehen, die an einer Finanzierung durch den HTGF Interesse haben?

Welche Finanzierung zum Unternehmen passt, ist einerseits abhängig  vom jeweiligen Geschäftsmodell, aber auch von den persönlichen Zielen der Gründer. Hierzu können wir als dresden|exists bereits frühzeitig beraten. Außerdem  können wir gemeinsam die Schritte planen und umsetzen, mit denen aus einer Geschäftsidee ein finanzierungsfähiges Geschäftskonzept wird.

Bevor man zu einem Investor geht, braucht es neben dem Konzept auch belastbare Belege für die Umsetzbarkeit des Geschäftsmodells. Welche das sein können, besprechen wir individuell mit den Gründern. Und die Zeit, diese zu generieren, kann bspw. mit einem EXIST-Gründerstipendium finanziert werden, das über uns beantragbar ist. Es ist also sinnvoll, schon frühzeitig mit uns in Kontakt zu treten.

 

Wie sieht der Weg zu einer Beteiligung des HTGF aus?

Der Prozess umfasst vier Schritte: Die Gründer reichen zunächst einen aussagekräftigen Business-Plan oder ein detailliertes Pitch-Deck  direkt oder über einen regionalen Coach ein. Nach der Bewertung der Unterlagen und einem ersten persönlichen Termin mit den Gründern wird über die nächsten Schritte entschieden. Im positiven Fall bietet der HTGF ein Term Sheet mit den Beteiligungskonditionen an.

Hat das Startup dieses unterschrieben folgt die Due Diligence. Hier werden u.a. die patentrechtliche Absicherung der Technologie, die zukünftige Finanzierungsplanung der Firma, die Marktchancen und das Managementteam geprüft. Im letzten Schritt prüft ein Investitionskomitee das Vorhaben und entscheidet über die Finanzierung. Sehr wichtig ist hierbei die Unternehmenspräsentation durch die Gründer selbst.

 

Wie kann auf dem Weg zur HTGF-Finanzierung ein Coach unterstützen?

Ein Coach kann vor allem drei Dinge für Gründer tun:

Der Coach kennt die Anforderungen des HTGF. Er prüft das Vorhaben auf seine Finanzierungsfähigkeit und entwickelt mit dem Team das Geschäftsmodell und die Finanzplanung so weiter, dass es für den Investor interessant ist.

Viele Gründer machen zum ersten Mal eine Due Diligence-Prüfung mit oder verhandeln einen Beteiligungsvertrag. Der Coach kann hier seine Erfahrungen aus vielen Beteiligungen weitergeben und so helfen, Fehler zu vermeiden und richtige Entscheidungen zu treffen.

Nicht zu unterschätzen ist auch das Thema Kommunikation. Ein Coach kennt viele Ansprechpartner beim HTGF seit längerer Zeit. Und mit ihm können die Gründer quasi einen zweiten Kommunikationskanal zum HTGF aufbauen neben dem eigenen direkten Kontakt: Mit diesem zweiten Kanal kann man Themen unterstützend kommunizieren und manchmal auch einfach nur in anderen Worten – was aber gerade bei technischen Vorhaben oder speziellen Konstellationen im Gründerteam zum gegenseitigen Verständnis viel beitragen kann.

Die Coaches werden vom HTGF speziell ausgewählt und kontinuierlich evaluiert. Nur wenn sowohl die Gründer als auch die HTGF-Investment Manager eine positive Rückmeldung zu der erbrachten Leistung geben, wird die Akkreditierung eines Coaches verlängert.  Es gibt jedoch keinen Coach-Zwang. Jedes Team entscheidet selbst, ob es einen Coach nutzen möchte und schließt auch mit diesem direkt einen Vertrag.

 

Welche Start-ups aus Dresden sind schon erfolgreich über den HTGF finanziert?

Wir haben bereits Gründerteams aus verschiedenen Branchen unterstützt: bspw. aktuell aus dem IT-Bereich die semknox GmbH oder aus der Automatisierungstechnik die somonic solutions GmbH. Aber auch frühere Investments wie der Hersteller von 3D-Landkarten mbm systems oder die caterna, ein Anbieter eines Therapieverfahrens für Sehstörungen, fanden mit unserer Unterstützung den Weg zu einer HTGF-Finanzierung.

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