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Gründerportait #56: Felix Pfeifer – elektronische Musikinstrumente für Soundtüftler

Felix Pfeiffer
Felix Pfeiffer

Viele aktuelle Musikstile sind ohne elektronische Musikinstrumente, wie Synthesizer kaum denkbar. Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, wer diese eigentlich entwickelt? Felix Pfeifer ist so ein Tüftler, der sich der Sache angenommen hat. Selbst Musiker und ein Studium der Musikwissenschaft und Informatik in der Tasche bringt er dafür die richtigen Voraussetzungen mit. Wie er seine Ideen in eine Gründung umgesetzt  und nebenbei auch noch Motorengeräusche synthetisiert hat, erzählt er uns im Interview.

 

Was ist Inhalt Deiner Selbstständigkeit?

Ich entwerfe elektronische Musikinstrumente und fertige dazu Prototypen. Ursprünglich hatte ich geplant die Musikinstrumente dann fertigen zu lassen und selbst zu verkaufen. Im Moment habe ich aber Abnehmer gefunden, die die Serienfertigung und die Distribution selber in die Hand nehmen.

Wie und wann entstand die Idee dazu?

Die Idee entstand schon vor vielen Jahren. Eigentlich war es eher  ein Traum, den ich gemeinsam mit meinem Kumpel Felix Krüger gepflegt habe. Wir haben gesagt: „Wenn wir mal groß sind, dann haben wir eine große Halle, in der wir unsere Musikinstrumente lagern und selbst welche herstellen, die wir dann weltweit verkaufen.“ Im Jahr 2012 bin ich dann mit meinem Studium fertig geworden, etwa zur gleichen Zeit wie meine Freundin. Sie hat dann ein halbes Jahr im Ausland verbracht. Daher wollte ich für mindestens ein Jahr örtlich ungebunden sein und fing an, die Idee in die Tat umzusetzen. Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten habe ich es hinbekommen, meine Freundin 2013 zwei Monate im Ausland zu besuchen. Ich habe nur ein kleines Netbook, einen klitzekleinen Prototypen und ein leeres Buch und Bleistifte mitgenommen und mir vorgenommen einen ordentlichen Plan zu machen. In den zwei Monaten habe ich dann angefangen für einen kleinen Dresdner Hersteller Synthesizerkomponenten, die dieser in seine Instrumente einbauen kann,vorzubereiten. Etwa die Hälfte der Zeit saß ich aber in der Sonne auf dem Balkon und habe mein leeres Buch mit Ideen gefüllt.

 

Wann hast du die Entscheidung zur Gründung getroffen?

Nach dem Auslandsaufenthalt bin ich dann im Juni 2013 mit einer relativ konkreten Vorstellung zum Arbeitsamt gegangen und habe dort an einem Gründerseminar teilgenommen. Nach ein paar Monaten und der Entscheidung nach Leipzig umzuziehen, habe ich dort im Sommer 2014 direkt nach der Gründung einen Gründerzuschuss erhalten.

 

Was waren die drei größten Herausforderungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und wie hast du sie bewältigt?

Ich hatte kein Kapital und war damit auf das Arbeitsamt angewiesen. Das war einerseits schwierig, weil die Entwicklung Kosten verursacht und das Arbeitsamt natürlich auch viel zusätzliche Bürokratie bedeutet. Gelöst hat dieses Problem der Gründerzuschuss, mit dem mir jeden Monat genau so viel Geld zur Verfügung stand, wie ich für die Entwicklung auch wirklich gebraucht habe.

 

Was macht dich besonders stolz bzw. was sind deine bisherigen Erfolge?

Da in meinen Instrumenten auch Software enthalten ist, die ich selbst schreibe, kann ich auch in diesem Bereich Aufträge annehmen. Als einen Erfolg sehe ich meinen bisher größten Auftrag von einem namhaften Automobilhersteller: Ich habe eine Software entwickelt, die synthetische Motorengeräusche erzeugt und seit Ende Februar auf dem Markt erhältlich ist.

 

Gab es Tage, an denen du dir nicht sicher warst, wie und ob es weitergehen soll? Wenn ja: wie hast du diese Hürden bewältigt?

Die gibt es immer wieder mal. Ich glaube auch, dass mich die Selbstständigkeit sehr lange und noch oft herausfordern wird. Eine schwierige Situation hatte ich zum Beispiel mit meinem aktuellen Auftraggeber. Wir hatten einen festen Betrag ausgemacht und auch einen ungefähren Zeitrahmen und ein Pflichtenheft. Es war besprochen, dass ich nur einen Teil der Entwicklung übernehme und den anderen Teil der Auftraggeber. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Auftraggeber dazu nicht in der Lage war und ich nun viel mehr Arbeit hatte als geplant. Ich habe dann ein paar Tage Auszeit genommen, um Abstand zu gewinnen. Danach habe ich mir eine Lösung überlegt, die darin bestand, dass ich am Gewinn beteiligt werde und ich mir das Entwicklungsrisiko so mit dem Auftraggeber teile. Der Auftraggeber war sofort einverstanden.

Das ist übrigens immer eine gute Strategie, die mir oft aus schwierigen Situationen hilft. Erst einmal versuche ich Abstand zu gewinnen. Eventuell suche ich mir Rat bei Freunden, wie meinem Kumpel Felix Krüger, mit dem ich ja auch die Idee zur Gründung hatte, oder auch bei Steffen Waurick von dresden|exists.

 

Welche Erfahrungen möchtest du an andere weitergeben, die jetzt vor der Entscheidung zur Selbstständigkeit stehen?

Ich denke, dass eine der wichtigsten Fragen, die man sich vorher stellen sollte, lautet: „Habe ich das Durchhaltevermögen, auch wenn es dreimal solange dauert als geplant und auch wenn es dann irgendwie ganz anders aussieht, als der Plan vorgesehen hat?“ In meinem Fall musste ich oft einsehen, dass es nicht so funktioniert, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Ich brauchte viel Geduld und Kompromissbereitschaft. Was wirklich hilfreich ist, ist sich Leute zu suchen, die in einem ähnlichen oder dem gleichen Bereich in die Selbstständigkeit gehen wollen. Noch besser ist es Kontakte zu schon erfolgreichen Selbstständigen zu suchen, die gerade erst gegründet haben. Oft geben die ihre Erfahrungen und Know-how sehr gerne weiter.

 

Was ist deine Zukunftsvision bzw. was möchtest du in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Das ist eine schwere Frage. Die Frage danach habe ich mir vor der Gründung viel häufiger gestellt als jetzt. Natürlich habe ich einen Plan, aber ich sehe das nicht so streng. Aber da die Frage ja nicht nach meinen konkreten Plan war, sondern nach meiner Zukunftsvision, also meinen Wünschen: Ich würde gerne wenigstens drei Produkte für meinen aktuellen Auftraggeber entwickeln. Außerdem möchte ich anfangen meine eigenen Instrumente zu verkaufen. Das schiebe ich schon viel zu lange vor mir her, deswegen ist das eines meiner kurzfristigsten Ziele. Dieses Jahr noch, wenigstens 50 Instrumente verkaufen. Das wäre toll!

 

Wie fällt dein Statement zu dresden|exists aus?

Ich bin wirklich sehr froh, dass ich mich hier beraten lassen konnte. Ohne dresden|exists hätte ich oft nicht gewusst wohin mit meinen Ideen. Die Beratung hat mir geholfen meine teilweise viel zu unkonkreten und verträumten Spinnereien zu kanalisieren und in eine realisierbare Form zu bringen. Außerdem habe ich gelernt mich besser zu verkaufen und besser auf meine Außendarstellung zu achten. Es hat mir vor einigen Sachen auch die Angst genommen, zum Beispiel vor einem Messebesuch. Nach der Beratung war ich bestens vorbereitet und konnte ganz entspannt die Messe genießen!

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