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Grün­der­por­trait #53: Design for Change Germany will Kinder und Jugend­liche hand­lungs­fähig machen

Gemeinsam mit ihren zwei Mitgründerinnen hat Annett Löser Design for Change nach Deutschland gebracht. (Foto: Design for Change)
Annett Löser, Mit­grün­derin von Design for Change Germany
(Foto: Design for Change Germany)

Ursprünglich aus einem Schul­projekt in Indien ent­standen ist Design for Change heute eine welt­weite Bewegung. In 34 Ländern arbeiten Ehren­amt­liche und Lehrer daran, in Kindern das Bewusstsein zu wecken, dass sie ihre Umwelt selbst gestalten können. Eva-Maria Zoll (Betriebs­wirtin), Hanna Martus (Medi­en­ge­stal­terin) und Annett Löser (Indus­trie­de­si­gnerin) haben Design for Change nun nach Deutschland gebracht. In der HTW Grün­dungs­schmiede arbeiten die drei Design-Thinker daran, die Methode auch in deut­schen Schulen zu ver­ankern und Schüler darüber zum selb­stän­digen Handeln zu moti­vieren. Über das Projekt Design 4 Change – Germany haben wir mit Annett Löser, eine der Grün­de­rinnen, gesprochen.

 

Was steckt hinter Design for Change?

Design for Change ist die größte globale Initiative, mit der Schüler die Bedeutung der zwei ein­drucks­vollen Worte „I CAN“ erleben und zu aktiven Gestaltern ihrer Welt werden. Design for Change (DFC) wurde von der Schul­grün­derin und Desi­gnerin Kiran Bir Sethi an der renom­mierten Riverside School im indi­schen Ahmedabad ins Leben gerufen. Ursprünglich ein Schul­wett­bewerb, ent­wi­ckelte sich daraus innerhalb von nur vier Jahren eine globale Bewegung, die Kinder und Erwachsene glei­cher­maßen inspi­riert. Im Jahr 2013 erreichte DFC ca. 25 Mil­lionen Kinder in 34 Ländern und eröffnete diesen neue Mög­lich­keiten, um ihre eigene Umgebung nach­haltig zu gestalten und zu verändern.

 

Wie und wann ent­stand die Idee, Design for­Change nach Deutschland zu bringen?

Nachdem Eva-Maria Zoll im Jahr 2012 für sechs Monate an der Riverside School in Ahmedabad gelehrt hatte und ich 2013/2014 bei Design for Change in Indien und Israel gear­beitet hatte, bekamen wir beide im Frühjahr 2014 das Angebot, das Projekt hier in Deutschland als Koope­ra­ti­ons­partner vor­an­zu­bringen. Nachdem wir zusammen an der „Be the Change Con­fe­rence“ & dem Global Partner Meeting von Design for Change in Indien teil­ge­nommen haben, wurden wir im Sommer 2014 als offi­zielle Partner benannt.

 

Nach dem MOtto "I CAN" will das Projekt Jugendliche motivieren zu handeln. (Foto: Design for Change Germany)
Nach dem Motto “I CAN” will das Projekt Jugend­liche moti­vieren ihre Umwelt zu gestalten.
(Foto: Design for Change Germany)

Wie arbeitet Design for Change – Germany?

Wir arbeiten mit der Methode des Design Thinking: Dieser Prozess wurde von Design for Change spe­ziell für Kinder im Alter von 9 bis 16 Jahren ent­wi­ckelt. Die Teil­nehmer werden in vier Schritten durch diesen Gestal­tungs­prozess begleitet. Die Schüler erfor­schen, was sie in ihrem Umfeld beschäftigt, ent­wi­ckeln kon­krete Ideen und setzen diese in die Tat um. Im gesamten Prozess lernen die Teil­nehmer nicht nur, ihre eigenen Kom­pe­tenzen zu erkennen, sondern auch Methoden, um diese zu stärken. Anschließend werden die Pro­jekte doku­men­tiert und ver­öf­fent­licht, um andere Jugend­liche zum Handeln zu inspirieren.

 

Warum ist es aus Eurer Sicht wichtig, Design Thinking an Schulen zu vermitteln?

Die Kom­pe­tenzen und Fähig­keiten, die Jugend­liche für eine Berufs­aus­bildung und ein Studium mit­bringen müssen, ver­ändern sich. Um eine Aus­bildung erfolg­reich zu absol­vieren, sind diese soge­nannten 21. Century Skills unver­zichtbar: In einer Gruppe gleich­be­rechtigt arbeiten, soziale Ver­ant­wortung über­nehmen, Empathie ent­wi­ckeln, kom­plexe Pro­bleme erfassen und ver­schiedene Lösungs­an­sätze kennen – all das ist heute wich­tiger als je zuvor.

 

Design Thinking (Foto: Design for Change Germany)
Mit Design Thinking lernen Jugend­liche Pro­bleme zu erkennen und Lösungen zu ent­wi­ckeln.
(Foto: Design for Change Germany)

Welche kon­kreten Angebote für Schulen bzw. Lehrer habt Ihr?

Wie bieten Work­shops und Kurse in ver­schie­denen For­maten für Schü­le­rInnen an. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich ein Design for Change – Pro­gramm gut in Pro­jekt­wochen ein­binden lässt, da wir hier mit den Schü­le­rInnen kon­zen­triert und ohne größere Unter­bre­chungen arbeiten können.

Zusätzlich coachen wir Lehrer, Päd­agogen und Teach First Fellows in Design Thinking-Semi­naren, damit diese dann mit den gelehrten Methoden eigene Design for Change-Pro­jekte an ihren Insti­tu­tionen umsetzen können. Wichtig ist, dass wir die Päd­agogen bei der Umsetzung eines Design for Change–Pro­jekts nicht allein lassen. Design Thinking benötigt als neue Methode in der frühen Bildung Übung und Zeit, bis sie pro­blemlos in die Praxis ein­ge­bunden werden kann.

 

Ihr habt kein Unter­nehmen gegründet, welchen unter­neh­me­ri­schen Fragen musstet Ihr Euch dennoch stellen, um das Projekt Design for Change auf den Weg zu bringen?

Auch wenn wir nicht gewinn­bringend arbeiten, müssen wir uns den ganz klas­si­schen Fragen widmen, die sich auch für Start-ups und Gründer stellen. Was ist unser Angebot? Was unter­scheidet uns von anderen Pro­jekten? Wer könnten wichtige Koope­ra­ti­ons­partner und Mul­ti­pli­ka­toren sein? Wie kann sich das Projekt finan­zieren? Das ist Her­aus­for­derung und Berei­cherung zugleich.

 

Wie haben euch die HTW Gründungsschmiede/dresden|exists auf diesem Weg geholfen?

Die Grün­dungs­schmiede unter­stützt uns in erster Linie mit einem miet­freien Büro, bei dem alle Infra­struk­turen schon vor­handen sind. Diese Mög­lichkeit nimmt uns gerade in der Anfangs­phase eine große Last von den Schultern. Die Grün­dungs­schmiede hilft uns zudem bei Fragen rund um Gründung und Finan­zierung. Unbe­zahlbar sind natürlich das Netzwerk und der Aus­tausch, der in einer solchen Initiative stattfindet.

 

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Im Rahmen von Pro­jekt­tagen ent­wi­ckeln Schüler Ideen und setzen diese um. (Foto: Design for Change)

Was waren die größten Her­aus­for­de­rungen und wie habt Ihr sie bewältigt? Die größte Her­aus­for­derung ist die Finan­zierung des Pro­jektes. Design for Change ist gemein­nützig und arbeitet nicht gewinn­bringend. Seit diesem Jahr trägt der gemein­nützige Verein Kon­glo­merat e.V. unser Projekt, sodass wir jetzt für ein­zelne Vor­haben För­der­mittel bean­tragen können.

Eine weitere Her­aus­for­derung ist, das inter­na­tionale Pro­gramm so zu kon­zi­pieren, dass es möglich wird, es im Rahmen der deut­schen Kultur- und Bil­dungs­land­schaft in das immer noch ver­altete Bil­dungs­system ein­zu­bauen und fest zu verankern.

 

Gibt es etwas, worauf Ihr besonders stolz seid?

Wir freuen uns, dass wir in so kurzer Zeit so viel gutes Feedback von Päd­agogen, Insti­tu­tionen und Freunden bekommen haben und unser Netzwerk sich dadurch fast täglich erweitert; dass Freunde zu Unter­stützern wurden und dieses Projekt ohne sie nicht schon so weit voran geschritten wäre, wie es jetzt ist!

Stolz sind wir vor allem darauf, dass Design for Change – Germany im Mai 2015 Gast­geber für das euro­päische Part­ner­treffen sein wird. Das bedeutet, dass sich alle Part­ner­länder von Design for Change aus den EU-Staaten am 22. und 23. Mai 2015 in Dresden treffen, um gemeinsam über Koope­ra­ti­ons­mög­lich­keiten zu dis­ku­tieren, kleine Design Thinking Work­shops und öffent­liche Vor­träge zu halten und Ein­blicke in das globale Projekt zu geben. Wir freuen uns, dass Dresden die Gele­genheit erhält, Gast­geber und Begeg­nungs­stätte für 14 Länder zu sein.

 

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Das Team bietet Work­shops für Schüler und Design Thinking-Seminare für Lehrer. (Foto: Design for Change Germany)

Was ist Eure Zukunfts­vision für Design for Change  Germany?

Wir wollen, dass die Bedeutung der Hybri­di­sierung von ver­schie­denen Dis­zi­plinen auch im Bil­dungs­be­reich erkannt und umge­setzt wird, damit sinn­volle Koope­ra­tionen ent­stehen können, die den unter­schied­lichen Ziel­gruppen einen wirk­lichen Mehrwert bringen. Design for Change – Germany soll in Zukunft wich­tiger Ansprech­partner im Bil­dungs­be­reich sein, wenn es um alter­native Lehr und Lern- und Lern­me­thoden geht.

Außerdem wün­schen wir uns, dass Design for Change – Germany ein starker Partner des glo­balen DFC – Netz­werkes wird, um einen Teil zu einer welt­of­fenen und nach­hal­tigen Gesell­schaft beizutragen.

 

Wie können Inter­es­sierte Design for Change – Germany unter­stützen?

Wir arbeiten alle ehren­amtlich und haben noch keine gesi­cherte Finan­zierung. Aus diesem Grund suchen wir Per­sonen, Partner, Firmen und Insti­tu­tionen, die das Projekt mit uns in Deutschland vor­an­bringen wollen. Wie suchen enga­gierte Per­sonen jeder Alters­klasse, die uns in ver­schie­denen Formen und mit unter­schied­lichen Bei­trägen wie z. B. För­der­an­trägen, Daten­banken und Spon­soring unter­stützen können.

 

Ihr wollt das Projekt unter­stützen? Den Kontakt und aktuelle Infor­ma­tionen  findet Ihr unter www.dfcgermany.de oder  auf der Face­book­seite von Design for Change – Germany.

 

 

 

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