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Grün­der­por­trait #49: Michael Hübler, Über­nehmer aus der Insolvenz

Logo MH Metallprofil 270414Die typische Unter­neh­mens­nach­folge gibt es nicht. Eine Gemein­samkeit lässt sich aber in Hin­blick auf die zu über­ge­benden Unter­nehmen nennen: Sie sind in aller Regel über die Jahre erfolg­reich am Markt und dadurch meist attraktiv für eine Nach­folge. Michael Hübler, jet­ziger Geschäfts­führer der MH Metall­profil GmbH, benö­tigte dafür schon etwas mehr Phan­tasie – er übernahm ein Unter­nehmen aus der Insolvenz. Wie er es schaffte das Unter­nehmen wieder auf die Erfolgsspur zu führen, erzählt er uns im Interview.

 

Welches Unter­nehmen haben Sie übernommen?

Ich habe die MH Metall­profil GmbH (ehemals DAP Alu-Profil GmbH) in Reich­städt, in der Nähe von Dresden, über­nommen. Wir sind Spe­zialist für die Seri­en­fer­tigung von Metall­leicht­bau­erzeug­nissen. Seit 1994 ent­stehen hier in einer modernen Fabri­ka­ti­ons­halle unter anderem hoch­wertige Pro­dukte für die optimale Pro­duktion und Prä­sen­tation von Pflanzen. Das sind vor­wiegend Pflan­zen­pro­duk­ti­ons­tische und ver­kaufs­för­dernde Prä­sen­ta­ti­ons­tische die jeweils indi­vi­duell an die Kun­den­be­dürf­nisse ange­passt werden können. Auch Spe­zi­al­an­fer­ti­gungen sind möglich. Wir können dabei auf 20 Jahre Erfahrung in der Wei­ter­ver­ar­beitung von Alu­minium- und Stahl­pro­filen zurück­greifen. Zu unseren Kunden zählen neben Gar­ten­bau­be­trieben und wis­sen­schaft­lichen Ein­rich­tungen ins­be­sondere Bau­märkte mit eigener Gartenfachabteilung.

 

Wie und wo haben Sie den Über­nehmer kennen gelernt?

Das Unter­nehmen stand Anfang 2013 im Insol­venz­ver­fahren. Davon habe ich mehr oder weniger durch Zufall erfahren. Auf Grund der kurzen Ent­fernung zu meinem Hei­matort habe ich den Betrieb besichtigt und ver­sucht, die noch ver­füg­baren Daten auszuwerten.

 

Wann haben Sie sich für die Über­nahme entschieden?

Während meiner lang­jäh­rigen Tätigkeit im Bereich Unter­neh­mens­steuerung wuchs in mir mehr und mehr der Wunsch selbst einen mit­tel­stän­di­schen Fer­ti­gungs­be­trieb zu führen. Hierzu habe ich mich regel­mäßig über das Angebot in ver­schie­denen Unter­neh­mens­börsen infor­miert. Darüber hinaus habe ich vor ca. 2 Jahren damit begonnen, über Kammern und Wirt­schafts­ver­bände, Banken und Unter­neh­mens­be­rater mit dem Schwer­punkt Unter­neh­mens­nach­folge Kon­takte zu Unter­nehmern zu finden, die an einer externen Nach­folge inter­es­siert sind. Schluss­endlich bin ich dann eher zufällig auf den Betrieb auf­merksam geworden, der sich seit kurzem in einem Insol­venz­ver­fahren befand. Nach 3 Monaten inten­siver Recherche und Kal­ku­la­ti­ons­arbeit habe ich dann eine eigene Gesell­schaft gegründet und zunächst auf Pacht­basis die Betriebs­stätte genutzt. Nach ca. einem Jahr erfolgte dann die end­gültige Über­nahme im April 2014.

 

Werkshalle der MH Profil GmbH Foto: Gäbler
Werks­halle der MH Profil GmbH in Reichs­städt
Foto: Andreas Gäbler

Was waren die drei größten Her­aus­for­de­rungen während der Über­nahme und wie haben Sie diese bewältigt?

Die größte Her­aus­for­derung war, das durch die Insolvenz ver­lorene Kun­den­ver­trauen wieder her­zu­stellen. Fast alle Kunden hatten sich bereits für die Pro­dukte der Wett­be­werber ent­schieden. Da war viel Über­zeu­gungs­arbeit gefragt. Ähnlich schwierig ver­hielt es sich auf der Lie­fe­ran­ten­seite. Viele hatten aus­ste­hende For­de­rungen abschreiben müssen. Häufig war eine Belie­ferung nur gegen Vor­kasse machbar.

Das ver­lorene Ver­trauen konnten wir durch die tag­täg­liche Demons­tration abso­luter Ver­läss­lichkeit zurück­er­obern. Dazu war es not­wendig Lie­fer­zu­sagen exakt ein­zu­halten und alle Rech­nungen pünktlich zu begleichen. Auch das Ein­gehen auf indi­vi­duelle Kun­den­wünsche hat uns geholfen, dass wir mitt­ler­weile wieder als zuver­läs­siger Geschäfts­partner akzep­tiert werden.

Darüber hinaus war es nicht einfach die Finan­zie­rungs­partner zu über­zeugen. Eine Insolvenz ist für die Banken meist ein rotes Tuch. Mit der not­wen­digen Hart­nä­ckigkeit konnte ich schluss­endlich meiner Hausbank die Pro­fi­ta­bi­lität meines Geschäfts­mo­dells glaubhaft machen.

 

Was macht Sie besonders stolz bzw. was sind Ihre bis­he­rigen Erfolge?

Ein großer Auftrag, der uns besonders stolz macht, ist die Aus­rüstung des neuen For­schungs­ge­wächs­hauses des Land­wirt­schaft­lichen Tech­no­lo­gie­zen­trums in Augus­tenberg bei Karlsruhe. Die 1470 m2 große Anlage für wis­sen­schaft­liche Zwecke haben wir mit Pflan­zen­ti­schen und Son­der­auf­bauten aus­ge­stattet. So konnten wir öffent­lich­keits­wirksam zeigen, dass wir kom­plexe Pro­jekte ter­min­ge­recht und in hoher Qua­lität umsetzen können. Das hat uns enorm geholfen, weiter Ver­trauen aufzubauen.

 

Gab es Tage, an denen Sie sich nicht sicher waren, wie und ob es wei­ter­gehen soll? 

Ich war stets über­zeugt, dass sich ein Betrieb, der fast 20 Jahre lang pro­blemlos funk­tio­niert hat, wieder reak­ti­vieren und nach erfolg­reicher Restruk­tu­rierung pro­fi­tabel fort­führen lässt. Dennoch gab es auch Tage an denen die schlechten Nach­richten über­wogen haben und man sich Gedanken machen musste. Zum Glück kam stets zum rich­tigen Zeit­punkt auch wieder ein Lichtblick.

 

Welche Erfah­rungen möchten Sie an andere wei­ter­geben, die jetzt vor der Ent­scheidung stehen, eine Unter­neh­mens­nach­folge anzutreten?

Ich kann nur jedem Mut machen, diesen Schritt zumindest in Betracht zu ziehen. Bevor man sich jedoch end­gültig ent­scheidet sollte man sehr genau prüfen, abwägen und ggf. die eine oder andere Gele­genheit auch nicht wahr­nehmen. Man hat für ein solches Vor­haben in der Regel nur einen Schuss und der sollte ins Ziel treffen.

 

Was ist Ihre Zukunfts­vision bzw. was möchten Sie in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Ich möchte mein Unter­nehmen zunächst weiter sta­bi­li­sieren, die Pro­dukt­pa­lette erweitern und meine Vor­gänger innerhalb der nächsten 5 Jahre in Umsatz und Ertrag übertreffen.

 

 

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