Crowdfunding, Business Angels, Venture Capital selbst Bankfinanzierungen in Zeiten niedriger Zinsen – die Möglichkeiten, innovative Ideen zu finanzieren, sind umfassend wie nie! Dennoch sind die Gründungsquoten in Deutschland verglichen mit anderen Industrienationen unterdurchschnittlich, wie der Global Entrepreneurship Monitor zeigt. Und auch die Finanzierungsbedingungen werden ungünstiger als in anderen Ländern eingeschätzt. Woran liegt das?
- Fehlt unseren Unternehmern die Bereitschaft zum Risiko?
- Oder fehlen risikobereite Investoren?
- Muss es neue Unternehmertypen gebeen?
Diesen spannenden Fragen widmeten sich unsere Gäste und Podiumsdiskussions-Teilnehmer zur Veranstaltung „Unternehmertum GESTERN – HEUTE – MORGEN!“ am 10. Juli 2014, die wir gemeinsam mit dem Jungen Wirtschaftsrat durchführten.
Dr. Kampwerth von der SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft mbH schätzt die Lage ein: „Es mangelt an Unternehmern, die etwas bewegen wollen […] Es gibt internetgetriebene Unternehmensideen, bei denen man Gas geben und sich schnell entwickeln muss.“ Die Initiative dazu und die Bereitschaft, Risiken einzugehen fehlen häufig. Diese Eigenschaften machen jedoch einen erfolgreichen Unternehmer aus – damals, heute und vermutlich auch morgen. Neue Unternehmertypen sind somit nicht gefragt. Das bestätigt auch Uwe Brunotte von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Er weiß, wovon er redet: im Jahr 2013 reichte sein Haus insgesamt Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro an mittelständische Firmen, Privatkunden und öffentliche Haushalte aus. Die Anforderungen der Bank an den Unternehmer haben sich dabei nicht verändert. Eine hohe Leistungsmotivation, Erfahrung und branchenspezifische Kenntnisse, der unbedingte Glaube an die eigenen Idee und der Mut, Risiken einzugehen, sind damals wie heute erfolgsbestimmend. Im Hinblick auf die Finanzen gibt es jedoch große Unterschiede und viel mehr Möglichkeiten!
Doch findet man heute leichter Investoren? Curt Beck ist Geschäftsführer von LignoTUBE technologies. Seit 2013 werden in seinem Unternehmen Holzrohre aus Echtholzfurnier hergestellt. Er liefert so eine ökologische Alternative zu Carbon- und Metallrohren. Die Herstellungsweise wurde an der TU Dresden entwickelt – eine Innovation. Für das Design haben sie sogar den RedDot Design Award 2014 gewonnen. Seine Motivation zur Selbstständigkeit fasst er in einem Satz zusammen: „Unternehmer wird man, wenn man eine Idee hat von der man selber sagt, dass sie cool ist und andere etwas davon haben.“. Er brennt für sein Produkt. Standen die Investoren Schlange? Fehlanzeige „Holz ist Low-Tech“ und daher nach seinen Erfahrungen für Kapitalgeber weniger spannend. Er und sein Partner Robert Taranczewski entschieden sich daher bewusst, ohne finanzielle Unterstützung von Dritten organisch zu wachsen. Das Ziel? Eine gesunde Firma aufbauen, die an die nächste Generation übertragen werden kann. Curt Beck lebt Nachhaltigkeit – in Produkt und Unternehmen.
Nachhaltig arbeiten und wachsen – das sind Grundmaxime, denen auch Bruno Söhnle folgt. Seit mehr als 50 Jahren ist er Unternehmer und kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken. „Man konnte nur reich werden oder verrecken!“ so bringt er das Gründungsumfeld im Jahr 1957 auf den Punkt. Es bestand ein enormer Nachholbedarf. Geld verdienen war leicht. Heute sind die Kundenbedürfnisse anspruchsvoller und die Konkurrenz wächst in unserem globalen Umfeld ständig. Und doch sieht er auch heute noch den Erfolg eines Unternehmers darin begründet, dass er bereit ist selbst und ständig zu arbeiten, Vorbild für seine Mitarbeiter und Ideengeber gleichzeitig ist. Von jedem Euro, der verdient wird, gehören mindestens 70 Cent dem Unternehmen. Nur so kann Selbstständigkeit nachhaltig sein – gesund wachsen, möglichst aus sich selbst heraus. Dass es auch anders gehen kann, weiß er aus eigener Erfahrung. Mitte der 1970iger hatte er sich gemeinsam mit seinem Bruder ein gut gehendes Unternehmen aufgebaut. Die Möglichkeit, zwei Konkurrenten aufzukaufen, schien eine gute Investition in die Zukunft. Finanziert wurden die Firmenerweiterungen durch Fremdkapital in einer Hochzinsphase. Damit bestand plötzlich eine hohe Abhängigkeit gegenüber Banken. Als dann Konkurrenz aus Asien den Markt mit billigen Konkurrenzprodukten überschwemmte, stand Bruno Söhnle vor dem Aus. Mühsam hat er sich zurückgekämpft und gibt seine Erfahrungen heute gern an junge Unternehmer weiter. Sein Schlüssel zum Erfolg: „Schaut, was der Mensch will. Holt Eure Investitionen von der Straße, holt sie vom Markt. Kauf zu, was schon existiert und mach einen Aspekt besser als andere. […] Der Mensch muss im Vordergrund stehen.“
Besser sein als die Konkurrenz und den Mensch im Mittelpunkt – das sind Merkmale, die Dr. Karsten Jänsch in seiner Gründungsidee OP|OX vereint. Gemeinsam mit zwei weiteren Teammitgliedern entwickelt er eine intelligente Software für Personal- und Organisationsmanagement. Gründen möchte er Ende diesen Jahres. Aktuell finanziert sich das Team über das EXIST-Gründerstipendium, das in den nächsten Monaten ausläuft. Nun steht die Investorensuche steht. Welche Finanzpartner sie auf diesen Weg begleiten, ist aktuell noch offen. Eins steht jedoch fest: Ziel von OP|OX ist es, kontinuierlich und nachhaltig zu wachsen und so 80 Arbeitsplätze im Raum Dresden zu schaffen. Wen sie mit ihren Ideen überzeugen, ob Eigen- oder Fremdkapitalgeber bleibt abzuwarten. Wir wünschen auf jeden Fall viel Erfolg!
Fazit der Diskutanten des Podiums – die gewählten Finanzierungsinstrumente müssen zu dem Geschäftsmodell und zum Unternehmer passen. Vergessen sollte man jedoch nicht: Unternehmer sein bedeutet, Visionen zu leben und im Großen zu denken! Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Google leben es vor – denn ohne Visionen würde es sie nicht geben!
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