Veröffentlicht am

“Unter­neh­mertum GESTERN – HEUTE – MORGEN!” Fazit einer span­nenden Diskussion

Crowd­funding, Business Angels, Venture Capital selbst Bank­fi­nan­zie­rungen in Zeiten nied­riger Zinsen – die Mög­lich­keiten, inno­vative Ideen zu finan­zieren, sind umfassend wie nie! Dennoch sind die Grün­dungs­quoten in Deutschland ver­glichen mit anderen Indus­trie­na­tionen unter­durch­schnittlich, wie der Global Entre­pre­neurship Monitor zeigt. Und auch die Finan­zie­rungs­be­din­gungen werden ungüns­tiger als in anderen Ländern ein­ge­schätzt. Woran liegt das?

Dr. Gregor Kampwerth, Uwe Brunotte, Dr. Karsten Jähnsch, Curt Beck, Bruno Söhnle (von links) - Foto: dresden|exists
Dr. Gregor Kamp­werth, Uwe Bru­notte, Dr. Karsten Jänsch, Curt Beck, Bruno Söhnle (von links) – Foto: dresden|exists

  • Fehlt unseren Unter­nehmern die Bereit­schaft zum Risiko?
  • Oder fehlen risi­ko­be­reite Investoren?
  • Muss es neue Unter­neh­mer­typen gebeen?

Diesen span­nenden Fragen wid­meten sich unsere Gäste und Podi­ums­dis­kus­sions-Teil­nehmer zur Ver­an­staltung „Unter­neh­mertum GESTERN – HEUTE – MORGEN!“ am 10. Juli 2014, die wir gemeinsam mit dem Jungen Wirt­schaftsrat durchführten.

Dr. Kamp­werth von der SIB Inno­va­tions- und Betei­li­gungs­ge­sell­schaft mbH schätzt die Lage ein: „Es mangelt an Unter­nehmern, die etwas bewegen wollen […] Es gibt inter­net­ge­triebene Unter­neh­mens­ideen, bei denen man Gas geben und sich schnell ent­wi­ckeln muss.“ Die Initiative dazu und die Bereit­schaft, Risiken ein­zu­gehen fehlen häufig. Diese Eigen­schaften machen jedoch einen erfolg­reichen Unter­nehmer aus – damals, heute und ver­mutlich auch morgen. Neue Unter­neh­mer­typen sind somit nicht gefragt. Das bestätigt auch Uwe Bru­notte von der Ost­säch­si­schen Spar­kasse Dresden. Er weiß, wovon er redet: im Jahr 2013 reichte sein Haus ins­gesamt Kredite in Höhe von 1,2 Mil­li­arden Euro an mit­tel­stän­dische Firmen, Pri­vat­kunden und öffent­liche Haus­halte aus. Die Anfor­de­rungen der Bank an den Unter­nehmer haben sich dabei nicht ver­ändert. Eine hohe Leis­tungs­mo­ti­vation, Erfahrung und bran­chen­spe­zi­fische Kennt­nisse, der unbe­dingte Glaube an die eigenen Idee und der Mut, Risiken ein­zu­gehen, sind damals wie heute erfolgs­be­stimmend. Im Hin­blick auf die Finanzen gibt es jedoch große Unter­schiede und viel mehr Möglichkeiten!

Doch findet man heute leichter Inves­toren? Curt Beck ist Geschäfts­führer von Lig­noTUBE tech­no­logies. Seit 2013 werden in seinem Unter­nehmen Holz­rohre aus Echt­holz­furnier her­ge­stellt. Er liefert so eine öko­lo­gische Alter­native zu Carbon- und Metall­rohren. Die Her­stel­lungs­weise wurde an der TU Dresden ent­wi­ckelt – eine Inno­vation. Für das Design haben sie sogar den RedDot Design Award 2014 gewonnen. Seine Moti­vation zur Selbst­stän­digkeit fasst er in einem Satz zusammen: „Unter­nehmer wird man, wenn man eine Idee hat von der man selber sagt, dass sie cool ist und andere etwas davon haben.“. Er brennt für sein Produkt. Standen die Inves­toren Schlange? Fehl­an­zeige „Holz ist Low-Tech“ und daher nach seinen Erfah­rungen für Kapi­tal­geber weniger spannend. Er und sein Partner Robert Taran­c­zewski ent­schieden sich daher bewusst, ohne finan­zielle Unter­stützung von Dritten orga­nisch zu wachsen. Das Ziel? Eine gesunde Firma auf­bauen, die an die nächste Gene­ration über­tragen werden kann. Curt Beck lebt Nach­hal­tigkeit – in Produkt und Unternehmen.

Dr. Karsten Jähnsch, Curt Beck, Bruno Söhnle (von links) - Foto: dresden|exists
Dr. Karsten Jänsch, Curt Beck, Bruno Söhnle (von links) – Foto: dresden|exists

Nach­haltig arbeiten und wachsen – das sind Grund­maxime, denen auch Bruno Söhnle folgt. Seit mehr als 50 Jahren ist er Unter­nehmer und kann auf einen großen Erfah­rungs­schatz zurück­blicken. „Man konnte nur reich werden oder ver­recken!“ so bringt er das Grün­dungs­umfeld im Jahr 1957 auf den Punkt. Es bestand ein enormer Nach­hol­bedarf. Geld ver­dienen war leicht. Heute sind die Kun­den­be­dürf­nisse anspruchs­voller und die Kon­kurrenz wächst in unserem glo­balen Umfeld ständig. Und doch sieht er auch heute noch den Erfolg eines Unter­nehmers darin begründet, dass er bereit ist selbst und ständig zu arbeiten, Vorbild für seine Mit­ar­beiter und Ideen­geber gleich­zeitig ist. Von jedem Euro, der ver­dient wird, gehören min­destens 70 Cent dem Unter­nehmen. Nur so kann Selbst­stän­digkeit nach­haltig sein – gesund wachsen, mög­lichst aus sich selbst heraus. Dass es auch anders gehen kann, weiß er aus eigener Erfahrung. Mitte der 1970iger hatte er sich gemeinsam mit seinem Bruder ein gut gehendes Unter­nehmen auf­gebaut. Die Mög­lichkeit, zwei Kon­kur­renten auf­zu­kaufen, schien eine gute Inves­tition in die Zukunft. Finan­ziert wurden die Fir­mener­wei­te­rungen durch Fremd­ka­pital in einer Hoch­zins­phase. Damit bestand plötzlich eine hohe Abhän­gigkeit gegenüber Banken. Als dann Kon­kurrenz aus Asien den Markt mit bil­ligen Kon­kur­renz­pro­dukten über­schwemmte, stand Bruno Söhnle vor dem Aus. Mühsam hat er sich zurück­ge­kämpft und gibt seine Erfah­rungen heute gern an junge Unter­nehmer weiter. Sein Schlüssel zum Erfolg: „Schaut, was der Mensch will. Holt Eure Inves­ti­tionen von der Straße, holt sie vom Markt. Kauf zu, was schon exis­tiert und mach einen Aspekt besser als andere. […] Der Mensch muss im Vor­der­grund stehen.“

Besser sein als die Kon­kurrenz und den Mensch im Mit­tel­punkt – das sind Merkmale, die Dr. Karsten Jänsch in seiner Grün­dungsidee OP|OX vereint. Gemeinsam mit zwei wei­teren Team­mit­gliedern ent­wi­ckelt er eine intel­li­gente Software für Per­sonal- und Orga­ni­sa­ti­ons­ma­nagement. Gründen möchte er Ende diesen Jahres. Aktuell finan­ziert sich das Team über das EXIST-Grün­der­sti­pendium, das in den nächsten Monaten aus­läuft. Nun steht die Inves­to­ren­suche steht. Welche Finanz­partner sie auf diesen Weg begleiten, ist aktuell noch offen. Eins steht jedoch fest: Ziel von OP|OX ist es, kon­ti­nu­ierlich und nach­haltig zu wachsen und so 80 Arbeits­plätze im Raum Dresden zu schaffen. Wen sie mit ihren Ideen über­zeugen, ob Eigen- oder Fremd­ka­pi­tal­geber bleibt abzu­warten. Wir wün­schen auf jeden Fall viel Erfolg!

Fazit der Dis­ku­tanten des Podiums – die gewählten Finan­zie­rungs­in­stru­mente müssen zu dem Geschäfts­modell und zum Unter­nehmer passen. Ver­gessen sollte man jedoch nicht: Unter­nehmer sein bedeutet, Visionen zu leben und im Großen zu denken! Unter­nehmen wie Apple, Microsoft oder Google leben es vor – denn ohne Visionen würde es sie nicht geben!

Seid Ihr auf der Suche nach dem pas­senden Investor für Eure Idee? Gern unter­stützen wir Euch! Ver­einbart einen Bera­tungs­termin – wir freuen uns: Kontakt!

↑ Nach oben