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In Dresden geht ein Licht auf!

Alexander Paul Finke zeigte uns das Büro. (Foto: dresden|exists)
Alex­ander Paul Finke zeigte uns das Büro.
(Foto: dresden|exists)

Der erste Auftrag muss noch über die Firma eines Freundes laufen, da man selbst noch gar kein Unter­nehmen hat? Geschäfts­partner kann man nicht in das Unter­nehmen ein­laden, da man im Wohn­zimmer der Oma pro­du­ziert? Solche Geschichten kennt man wohl nur von Start-ups. Die Gründer von drei­zehngrad, die Designer Alex­ander Paul Finke und Jörg Zinser, haben mitt­ler­weile das Wohn­zimmer ver­lassen und sind mit ihrer Leuch­ten­ma­nu­faktur erfolg­reich. Aus natür­lichen Mate­rialien und mit klas­si­schen Fer­ti­gungs­tech­niken stellen sie Leuchten her, die in Restau­rants, Hotels und bspw. in ESPRIT-Shops ihren Platz finden.

Über den Weg dahin, über die Erfah­rungen in ihrer Büro­ge­mein­schaft und wie sie ihre Kunden erreichen, erzählte uns Alex­ander Paul Finke beim Grün­der­treff im Juni.

Von der Diplom­arbeit zum eigenen Unternehmen

Alex­ander Paul Finke und Jörg Zinser haben beide an der Hoch­schule für Technik und Wirt­schaft (HTW) in Dresden Design stu­diert. Ihre Diplom­arbeit schrieben sie über das Thema „Furnier und Licht“. Hierzu gestal­teten und ent­wi­ckelten sie Leuchten mit einem ein­zig­ar­tigen Design und einem warmen Licht, das durch hauch­dünnes Echt­holz­furnier scheint. Der Pro­fessor war begeistert von der Arbeit der beiden Nach­wuchs­de­signer und dadurch moti­viert fuhren die ange­henden Gründer auf ihre erste Messe. Mit einem selbst­ge­bauten Stand, einigen Leuchten und null Ahnung von Wirt­schaft führten sie mit den Mes­se­be­su­chern wilde Dis­kus­sionen über ihre Idee und Preis­vor­stel­lungen. Das Produkt und das Interesse der Kunden für die Leuchten waren da, aller­dings wussten die Gründer nichts über den Markt und seine Regeln. Erst nach und nach begriffen sie, welche Preise in der Branche üblich sind, welche Extras dazu­ge­hören und wie man verhandelt.

Über­zeugt vom posi­tiven Feedback und einem Sti­pendium für einen der Gründer in der Tasche, stand dem eigenen Unter­nehmen nichts mehr im Weg. Was jetzt noch fehlte war der pas­sende Name. Sie ent­schieden sich für „drei­zehngrad“. Denn Dresden, der Ort an dem sich das Duo ken­nen­ge­lernt hat, liegt auf dem 13. Län­gengrad. Mitt­ler­weile haben sie vier ver­schiedene Kol­lek­tionen her­aus­ge­bracht. Das Holz für ihre Leuchten kommt aus dem Schwarzwald und pro­du­ziert wird im Erz­ge­birge. Jedoch sehen die Gründer die Pro­duktion in Zukunft in Dresden.

Start-up-Charme im WG-Stil

Dresden ist auch der kreative Sitz der Firma. Am Schüt­zen­platz designen, ent­wi­ckeln und ver­markten die beiden Gründer ihre Leuchten. Um die Kosten niedrig zu halten und ein krea­tives Umfeld zu schaffen, teilen sie sich hier – wie in einer WG – mit ver­schie­denen Start-ups die Büro­räume. Neben den vielen Vor­teilen, wie das kreative Umfeld, die gegen­sei­tigen Rat­schläge und Unter­stützung, gibt es jedoch wie in einer ganz nor­malen WG auch Her­aus­for­de­rungen. Die Start-ups müssen Rück­sicht auf­ein­ander nehmen. Das bedeutet, dass man nicht den ganzen Tag laut tele­fo­nieren kann und auch jeder in der Büro­küche beim Sau­ber­machen mit anpacken muss. Trotzdem sind die Gründer in ihrer Büro­ge­mein­schaft sehr zufrieden. Das einzige, was sie sich noch wün­schen würden, ist ein sepa­rater Besprechungsraum.

Tipps für den rich­tigen Messeauftritt

Doch Kunden gewinnen sie derzeit auch ohne Bespre­chungsraum. Messen sind in ihrer Branche die optimale Gele­genheit. Zu Beginn sind die Gründer auf alle Messen gegangen, die etwas mit Design zu tun hatten. Sie merkten jedoch schnell, dass nicht alle Messen sinnvoll sind. Auf dem Grün­der­treff haben sie uns einige Tipps gegeben:

  • Der Mes­se­stand prä­sen­tiert das Unter­nehmen. Je wich­tiger das Event, desto pro­fes­sio­neller sollte auch der Stand aus­sehen. Die Gründer haben ihren Stand immer weiter ent­wi­ckelt und auch selbst gebaut.
  • Für Mar­ke­ting­zwecke lohnt es sich, auf kleinere Messen zu gehen. Hier kostet die Stand­miete nicht so viel und man kann sich gut austauschen.
  • Am wirt­schaftlich effek­tivsten sind jedoch die großen Messen. Auch wenn man mit der hohen Stand­miete ein gewisses Risiko eingeht – für die Gründer hat es sich bisher immer gelohnt.
  • Das Produkt muss immer im Mit­tel­punkt stehen. Durch die Mög­lichkeit das Produkt aus­pro­bieren zu können und selber zu erfahren, bleibt es bei den Kunden besser in Erinnerung.
  • Die Grün­dungs­ge­schichte und was hinter dem Produkt steht ist für viele Inter­es­senten sehr spannend. Das schafft eine emo­tionale Ebene und eine Basis für gute zukünftige Kontakte.
  • Auf inter­na­tio­nalen Messen (auch in Deutschland) erreicht man auto­ma­tisch auch inter­na­tionale Kunden. Darauf sollte man vor­be­reitet sein und Bro­schüren oder andere Infor­ma­ti­ons­ma­te­rialien min­destens auf Eng­lisch oder sogar in wei­teren Sprachen anbieten.

Learning by doing

Echtholzfurnierleuchte in der Büroküche. (Foto: dresden|exists)
Echt­holz­fur­nier­leuchte in der Büro­küche.
(Foto: dresden|exists)

In die wirt­schaft­lichen Themen haben sich die Gründer größ­ten­teils selbst­ständig ein­ge­ar­beitet. Aus­pro­bieren und Testen war das grund­le­gende Prinzip ihrer Unter­neh­mens­gründung. Über Messen und den Handel ver­kaufen sie inzwi­schen ihre Pro­dukte. Der größte Teil des Absatzes läuft jedoch über Innen­ar­chi­tektur-Platt­formen, denn die Leuchten passen perfekt zu Hotel und Gas­tro­nomie. Neben der Ver­marktung haben die Gründer oft nicht allzu viel Zeit zum Designen neuer Kol­lek­tionen. Trotzdem ver­suchen sie, pro Jahr eine aktuelle Kol­lektion her­aus­zu­bringen. Alex­ander Paul Finke meint dazu: „Natürlich gibt es Phasen, wo man auch mal wieder mehr gestalten will, aber viele andere Sachen sind auch sehr inter­essant.“ Ihm macht es vor allem Spaß, auf Messen zu gehen und den Kontakt mit den Kunden zu pflegen.

Auch in Zukunft werden bei den Gründern die Leuchten im Mit­tel­punkt stehen. Jedoch können sie sich vor­stellen, dass andere Pro­dukte aus Holz- oder Holz­furnier dazu­kommen. Einen fixen Plan für die Zukunft haben sie noch nicht. Zunächst einmal können die beiden Gründer ganz zufrieden auf das letzte Jahr schauen, denn da hat das Duo nach zwei­einhalb Jahren ihre 1000. Leuchte ver­kauft. Dieses Jahr sollen 1000 weitere dazu­kommen. Wir wün­schen ihnen viel Erfolg dabei!

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