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„Das ist ja gar kein Schuhladen!“

Reger Austausch im SchubLaden
Reger Aus­tausch im SchubLaden

Diesen Spruch hört die Besit­zerin des Schub­Ladens Antje Schöne oft, wenn sich kauf­freudige Tou­ris­tinnen in die erste Etage des kleinen Ladens in der Kunst­hof­passage der Dresdner Neu­stadt ver­irren. Doch im Schub­Laden wurden noch nie Schuhe ver­kauft. In den Regalen finden sich Gar­de­roben aus Treibholz, selbst­ge­machte Vogel­häuschen, bestickte Licht­beutel und allerhand andere Unikate. Hier, zwi­schen Werk­statt und Ver­kaufsraum, fand der letzte Grün­der­treff im Jahr 2013 statt, zu dem uns die Grün­derin mit Glühwein und Keksen empfing. Im Mit­tel­punkt standen hier Antje Schöne, die sich mit dem Schub­Laden selbst­ständig gemacht hat, und Juliana Socher, die als frei­be­ruf­liche Foto­künst­lerin unter dem Namen „Chro­no­nauts Pho­to­graphy“ arbeitet. Beide Frauen haben am ersten Grün­derCamp von dresden|exists teil­ge­nommen und erzählten in weih­nacht­licher Atmo­sphäre, wie ihre Grün­dungs­ideen ent­standen sind, wie sie den Sprung in die Praxis geschafft haben und was man unbe­dingt beachten muss, damit das eigene Unter­nehmen erfolg­reich wird.

Wenn das Hobby zum Beruf wird…

Juliana war vor ihrer Selbst­stän­digkeit schon lange als Hob­by­fo­to­grafin tätig. Stu­diert hatte sie eigentlich Ger­ma­nistik und machte dann ihr Hobby zum Beruf. „Vom brot­losen Studium in den brot­losen Künst­ler­beruf“, so beschreibt sie selbst mit einem Augen­zwinkern ihren Lebenslauf. Während sie anfangs viele ver­schiedene Auf­träge annahm, spe­zia­li­siert sie sich mitt­ler­weile auf Repor­tagen, Hoch­zeiten und Por­traits und macht ehren­amtlich ent­wick­lungs­po­li­tische Repor­tagen. Hoch­zeits­fotos sind ihre Haupt­ein­nah­me­quelle und fast jede Woche „tanzt sie auf einer anderen Hochzeit“. Dabei arbeitet sie ohne Studio und künst­liches Licht.

Auch Antje Schönes Grün­dungsidee ent­wi­ckelte sich aus ihrem Hobby. Schon in jungen Jahren schaute sie ihrem Vater, einem Tischler, in der Werk­statt über die Schulter und ent­deckte durch ihre Mutter, die ein Händchen für Innen­ar­chi­tektur hat, ihre Liebe zu Deko- und Geschenk­ar­tikeln. Sie begann selbst Geschenke zu basteln und ver­kaufte diese auf Märkten, per Online-Shop und schließlich auch in ihrem eigenen Laden.

Von der Theorie…

Eine Erfahrung teilen die beiden Frauen: Das Grün­derCamp von dresden|exists war für sie eine Feu­er­taufe. Schon am ersten Tag musste jeder seine Idee den anderen Gründern vor­stellen. „Das Feedback war hilf­reich, aber teil­weise auch grausam“, erinnert sich Juliana Socher, „man musste zum ersten Mal seine Idee wirklich ver­tei­digen und auch Dinge hin­ter­fragen, über die man sich noch keine Gedanken gemacht hatte.“ Um diese Lücken zu schließen, bietet das Grün­derCamp ver­schiedene Work­shops, in denen die Teil­nehmer wichtige Grund­lagen zu grün­dungs­re­le­vanten Themen, z.B. Steuern und Buch­haltung, Finanzen und Recht, lernen.

…in die Praxis!

Doch es gibt Dinge, die man nicht allein in der Theorie, sondern vor allem mit der Erfahrung lernen kann, z.B.: Wie mache ich mein Unter­nehmen am besten bekannt? Welche Mar­ke­ting­stra­tegien eignen sich für meine Geschäftsidee?

Antje Schöne sagt dazu: „Mit hand­ge­machter Ware muss man auf Märkte gehen und dann auch mal die Visi­ten­karte raus­holen!“ Sie ver­kauft zudem Pro­dukte anderer „Handmade“-Hersteller auf Kom­mission. So konnte sie schnell ihren Laden füllen. Das war dringend not­wendig, denn die Ent­scheidung für den Laden und den Miet­vertrag musste sie schnell treffen. Außerdem sind diese Partner ihre beste Werbung, denn die Her­steller ver­weisen oft auf ihren Laden.

Wer sein Hobby zum Beruf machen und als Fotograf durch­starten möchte, kann nach Julianas Erfahrung ver­schiedene Wege ein­schlagen: Ent­weder man erwirbt sich – wie sie es selbst getan hat -– im Neben­erwerb einen guten Ruf als Fotograf. Das ist eine gute Mög­lichkeit, die Geschäftsidee aus­zu­testen und ein Port­folio auf­zu­bauen. Oder man assis­tiert als „Schlei­er­zupfer“ einem pro­fes­sio­nellen Foto­grafen und begleitet ihn zu ver­schie­denen Auf­trägen. Hier kann man Kon­takte knüpfen und mit inter­es­santen Auf­trägen sein Port­folio auffüllen.

Geholfen beim Start haben den Grün­de­rinnen vor allem zufriedene Kunden und deren Emp­feh­lungen. Beide  haben außerdem Facebook und das eigene Blog als effektive Wer­be­mög­lichkeit ent­deckt, obwohl beide den Effekt unterschätzten.

Pro­bleme mit der Kundschaft…

Doch die beste Werbung und der größte Auftrag bringt  nichts, wenn der Kunde am Ende die Rechnung nicht bezahlt. Trotz geprüfter Ver­träge ist das sowohl Juliana Socher als auch Antje Schöne passiert.

Hier einige Tipps, um sich vor Nicht­zahlern zu schützen:

  • Ein Vor­ge­spräch führen. Hier ent­wi­ckelt man meist ein Gefühl für den Kunden und seine Zahlungsbereitschaft.
  • Für größere Auf­träge eine Vor­aus­zahlung verlangen.
  • Bei Nicht­zahlern ist nicht unbe­dingt ein Anwalt oder eine Klage nötig! Wenn ord­nungs­gemäß Mah­nungen geschrieben wurden, kann man ein gericht­liches Mahn­ver­fahren anstoßen. Die anfal­lenden Gebühren sind je nach Höhe der Summe unter­schiedlich – bis 500 Euro liegen sie derzeit bei 32 Euro.

…die gleich­zeitig eine immer größer wer­dende Kon­kurrenz ist!

Eine weitere Her­aus­for­derung teilen die sonst so unter­schied­lichen Geschäfts­frauen: Sowohl bei der Foto­grafie als auch bei Deko­ra­ti­ons­ar­tikeln steigt der Trend zu „Do-it- yourself“. Immer wieder hört Antje Schöne: „Mach mal ein Foto, das können wir zu Hause nach­basteln!“ Und Juliana Socher ist mit so manchem Hob­by­fo­to­grafen kon­fron­tiert, der teu­reres Equipment nutzt als sie als Profi. Juliana Socher ist sich jedoch sicher, dass sich Qua­lität am Ende immer durch­setzen wird. Diese Ein­stellung hatte sie nicht immer. Die Preis­findung war für „Chro­no­nauts Pho­to­graphy“ zu Beginn ein schwie­riges Thema. Sie rät daher jedem, seine Arbeit nicht unter Wert zu ver­kaufen. Wem künst­le­risch wert­volle Fotos wichtig sind, der ist auch bereit, dafür ange­messen zu zahlen.

Wir wün­schen beiden Grün­de­rinnen wei­terhin viel Erfolg!

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