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Gründerportrait #32: PartizipZwei

Fast genau ein Jahr nach der Teilnahme am ersten GründerCAMP von dresden|exists haben wir noch einmal mit Katja und Inga über Ihre Gründungserfahrungen gesprochen. Erfahrt mehr im folgenden Interview.

1. Was ist Inhalt Euer Selbstständigkeit?

Wir sind ein zweiköpfiges Dozentinnen-Team und der Inhalt unserer Selbstständigkeit lässt sich zunächst einmal in zwei Bereiche teilen:

Einerseits Deutschunterricht & Lernbegleitung: Wir möchten uns gern als Spezialanbieter für Einzel- und Kleinstgruppenunterricht für Deutsch in Dresden etablieren. Andererseits möchten wir in einem Co-Working-Space (eine Art Bürogemeinschaft für Dozenten und artverwandte Professionen) die Möglichkeit bieten, einen Arbeitsplatz oder stundenweise einen Unterrichtsraum zu mieten. Der Co-Working-Space soll dabei auch eine Plattform zum Austausch darstellen, da die meisten freiberuflichen Dozenten Einzelkämpfer und somit wenig vernetzt sind. Der Co-Working-Space ist derzeit noch in der Entwicklungsphase.

Wer sind wir? Wir sind zunächst einmal Dresdnerinnen, Kulturwissenschaftlerinnen und Dozentinnen. Uns eint der Ansatz, dass Sprachunterricht auch Wissens- und Kompetenzvermittlung ist, wobei wir die Sprache als Vehikel für (inter)kulturelles Lernen sehen. Wir sind Lernbegleiter und nehmen Sprachvermittlung als einen gemeinsamen Lernprozess wahr, in den wir die Wünsche und Lernhistorie unserer Kunden integrieren und unsere Erfahrung einbringen.

Darüber hinaus haben wir auch unterschiedliche Schwerpunkte. Katja interessiert sich für das Thema Mehrsprachigkeit und kann auf Erfahrungen in Organisation und Verwaltung in einer Sprachschule sowie die Lehre von Deutsch und Russisch im In und Ausland (Russland und Ukraine) zurückblicken. Inga findet die Themen Diversity und flexible Arbeitsmodelle spannend und verfügt über Einblicke ins internationale Projekt- und Konferenzmanagment, sowohl in Deutschland als auch in China.

Getreu dem Motto „Lebenslanges Lernen“, arbeiten wir an Ideen, um Lernen, Erleben und Wissensanwendung kreativ zu verknüpfen.

 2. Wie und wann kam die Idee dazu?

Der Gedanke, zusammen zu arbeiten kam uns, als wir auf einer Feier von Freunden über unsere berufliche Situation und mögliche Zukunftsperspektiven ins Gespräch kamen. Obwohl wir in derselben Branche tätig sind, hatten wir bis dahin sehr unterschiedliche Arbeitserfahrungen gemacht. Eine mehr im Bildungsbereich, die andere eher in der freien Wirtschaft. Damit und mit dem gemeinsamen Wunsch selbst etwas auf die Beine zu stellen, ergänzten wir uns natürlich gut.

Trotzdem vergingen noch ein paar Monate bis wir tatsächlich den Entschluss gefasst haben, gemeinsam etwas aufzubauen. Vor etwas mehr als einem Jahr, setzten wir uns konkret zusammen und begannen unsere Wünsche und Visionen auszutauschen. An Ideen mangelte es uns nicht und so kristallisierten sich recht schnell zwei Ideen heraus, die wir beschlossen in die Tat umzusetzen. Daraufhin meldeten wir uns im Gründercamp an und die Dinge nahmen ihren Lauf ;-)

3. Wann habt Ihr die Entscheidung zur Gründung getroffen?

Die Entscheidung zur Gründung selbst kam dann recht schnell. Nach einigen Treffen, vielen vielen Ideen und einem groben Konzept war uns klar, in welche Richtung es gehen soll. Auch weil wir jetzt jeweils eine Partnerin gefunden hatten, die auch den Weg in die Selbständigkeit gehen wollte. Unsere Treffen und erste gemeinsame Aufträge haben dann auch rein rechtlich zur Gründung einer GbR geführt.

4. Was waren die drei größten Herausforderungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und wie habt Ihr sie bewältigt?

Für uns war der Weg in die Selbständigkeit eher fließend. In der Erwachsenenbildung sind die meisten Dozenten freiberuflich tätig, somit hatten wir zumindest schon die Erfahrung und wussten, was es heißt, selbstständig auf eigene Rechnung tätig zu sein. Neu war aber auch für uns, das Gründen und Führen einer eigenen Firma.

Die erste große Herausforderung für unser Vorhaben war aber zunächst eine räumliche und zeitliche, da Inga das erste halbe Jahr unserer gemeinsamen Tätigkeit noch in China arbeitete. Daher beschränkte sich unsere Kontakt im Wesentlichen auf wöchentliche Telefonate und Emails.

Obwohl wir im Juni 2012 mit Ingas Rückkehr nach Deutschland räumliche und zeitliche Grenzen überwinden konnten, begleiten uns natürlich immer noch Herausforderungen, wie: „Wie und Wann Ideen umsetzen und mit der knappen Zeit umgehen, da wir nebenbei arbeiten?“ oder „Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Selbständigkeit zum Haupterwerb zu machen?“

5. Was macht Euch besonders stolz bzw. was waren Eure bisherigen Erfolge?

Stolz machen uns eigentlich die vielen kleinen Dinge, die uns unserer Vision einen Schritt näher bringen. Es ist schön zu sehen, wenn wir es geschafft haben einige unserer Ideen in der Realität umzusetzen und sich die Vision sozusagen materialisiert. Aber genauso macht es natürlich auch stolz, wenn man auf Geschäftsebene wahrgenommen wird, neue Geschäftskontakte knüpft und  erfolgreich eigene Aufträge abwickelt. Außerdem macht es uns stolz, dass wir spontan einen großen Auftrag über die Bühne gebracht haben, obwohl alles recht kurzfristig war und auch die räumlichen Bedingungen nicht optimal waren. In diesem Zusammenhang konnten wir auch lernen, dass man nicht immer super ausgestattet sein muss, sondern dass Erfahrung, Improvisationstalent, Freude an der Arbeit und unsere Teamarbeit viel wichtiger sind.

6. Gab es Tage, an denen Ihr nicht sicher gewesen seid, wie und ob es weitergehen soll? Wenn ja: wie hab Ihr diese Hürden bewältigt?

Natürlich gibt es diese Tage immer wieder, schließlich geht mit einer Unternehmensgründung ein gewisses Risiko einher und man muss ja trotz allem seinen Lebensunterhalt bestreiten können. Klar kommen dann auch mal so Gedanken wie: „Ach hätte ich mir mal eine Festanstellung gesucht oder warum mache ich das Ganze überhaupt?“. Aber wir denken, der Glaube an die Idee und vielleicht auch der Mangel an wirklichen Alternativen hilft immer wieder solche Hürden zu überwinden. Ein großer Vorteil ist aber sicherlich auch, dass wir zu zweit sind, so schaffen wir es immer wieder uns gegenseitig zu motivieren und Mut zuzusprechen, wenn mal jemand von uns in einer Krise steckt. Es ist auch sehr hilfreich sich Feedback geben zu können, aber auch mal ehrlich zu kritisieren, wenn es nötig ist.

7. Welche Erfahrungen möchtet Ihr an andere weitergeben, die jetzt vor der Entscheidung zur Selbstständigkeit stehen?

Das Wichtigste ist wahrscheinlich, dass man an sich und seine Idee wirklich glaubt. Man sollte sich Kritik von außen zu Herzen nehmen, mit anderen Gründern ins Gespräch kommen und sich austauschen. Und natürlich auch Unterstützer suchen, wie Dresden exists oder die Wirtschaftsförderung, weil man dort Informationen bekommt und wiederum von deren Netzwerken profitieren kann. Und schließlich braucht man auch Geduld und den Mut zu improvisieren.

8. Ihr habt beim ersten gründerCAMP von dresden | exists teilgenommen. Welche Erfahrungen habt Ihr damit gemacht?

Mit dem Gründercamp habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Gerade wenn man keinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund hat, bietet das Gründercamp einen sehr guten Ein- und Überblick, wie ein Unternehmen funktioniert, aber auch wie man die eigene Geschäftsidee strukturiert und präsentiert sowie einen Businessplan erstellt. Gleichzeitig bietet das Gruppenformat eine gute Diskussionsplattform, die es ermöglicht, die Ideen in einem kleinen geschützten Rahmen vorzustellen und zu entwickeln. Rückblickend ist es natürlich auch sehr interessant zu betrachten, wie sich die Gründungsvorhaben der anderen Teilnehmer entwickeln und welche Erfahrungen die anderen Teilnehmer machen.

9. Was ist Eure Zukunftsvision bzw. was möchtet Ihr in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Wir möchten unsere Ideen so weit wie möglich umsetzen und hoffen, dass alles so klappt, wie wir es uns ausgemalt haben. Ganz wichtig ist es natürlich, dass wir einen Kundenstamm aufgebaut und eine Position am Markt gefunden haben. Gleichzeitig wollen wir natürlich nicht stagnieren, sondern sind weiterhin offen für Neues und möchten uns weiterentwickeln. Themen sind dabei u.a. Diversity, Mehrsprachigkeit, alternative Arbeitsmodelle und Angebote für unsere Sprachlerner, die einen lokalem und regionalem Bezug haben und dabei an die Bedürfnisse von Deutschlernern angepasst sind (z.B. Stadterkundungen). Und am wichtigsten ist es uns natürlich, dass wir selbst in unserem Co-Working-Space ein neues Arbeits- und Wirkungsfeld gefunden haben.

*Fotos: chrononautsphotography/Juliana Socher

** Logo: Michaela Wollschläger

 

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