Veröffentlicht am

Teambuiliding und praktische Erfahrungen junger Entrepreneurs – Ein Rückblick auf die Gründertreffs im Oktober und November

Mit einer guten Geschäftsidee können Existenzgründer in nahezu jeder Branche Erfolg haben. Noch wichtiger als die Idee ist aber ein gut funktionierendes Gründerteam. Susan Jähne von der PERSONARIS GbR gab im Oktober Antwort auf wichtige Fragen der Teamzusammenstellung und -entwicklung:

Welche Eigenschaften kennzeichnen eine Gründungspersönlichkeit?

Natürlich fallen einem sofort Schlagworte ein wie: Selbstbewusstsein, Fachkenntnisse, Durchhaltevermögen, Selbstmotivation und -disziplin. Eine konkrete Verbindung zu Existenzgründern haben jedoch nur folgende Eigenschaften:

  • Risk Taking: Der Begriff „Risiko“ ist umgangssprachlich mehrheitlich mit negativen Assoziationen und Worten wie „Gefahr“ oder „Verlust“ verknüpft. Doch steckt hinter „Risiko“ nicht auch die Idee mehr Output zu generieren, als Input verwendet wurde? In dieser Verbindung definiert sich ein erfolgreiches Gründerteam also durch das Wissen über den potentiellen Erfolg und die Fähigkeit negative Konsequenzen des Risikos zu erkennen, einzustufen und ggf. abzusichern.
  • Proactivity: In diesem Bereich sind vor allem Eigeninitiative, Vorausschau und der Wille zur Veränderung angeordnet. Einfach ausgedrückt: Agieren statt reagieren.
  • Innovation ist eng mit dem Begriff „Proactivity“ verknüpft und heißt Neues zu erschaffen, aus Problemen Lösungen abzuleiten, Zusammenhänge zu finden sowie die richtigen Fragen zu stellen.
Susan Jähne im Dialog mit dem Auditorium
Susan Jähne im Dialog mit dem Auditorium

Worin liegen Erfolgsfaktoren und Hindernisse im Teamveränderungsprozess?

Zu wissen wo man in der Zukunft stehen will, bildet die Grundlage für erfolgreiches Unternehmertum und einen glaubwürdigen Auftritt gegenüber Stakeholdern.

In vielen Gründungsteams stellt sich erst während der Umsetzung heraus, wer welche persönlichen bzw. unternehmerischen Zielvorstellungen hat. Macht, Geld, handwerkliche Verwirklichung oder Prestige sind nur einige Gründungsmotivationen, welche zu Beginn einer Gründung oft nicht offensichtlich sind.

 

Diese Motivation bildet allerdings die Basis für die Unternehmensvision, von der alle späteren Unternehmensaktivitäten abgeleitet werden. Dementsprechend sind auch kurz- und mittelfristige Ziele immer auf die eigentlichen Motive zurückzuführen und bilden damit ein mögliches Konfliktfeld.

Aber nicht nur zu Beginn der Unternehmung ist es wichtig, die Ziele abzugleichen. Unternehmen verändern sich. So können Unternehmensbereiche unattraktiv werden und in diesem Zug eventuell auch das Team für ein Teammitglied. Um späteren Konflikten vorzubeugen, ist die frühzeitige Kommunikation untereinander und das regelmäßige Abgleichen der individuellen Ziele unabdingbar.

Wie beeinflusst die Zusammensetzung die Teamentwicklung?

Homogene Gruppen handeln in sich stabiler und weisen relativ wenig Koordinationsaufwand auf. Im Gegensatz dazu besitzen heterogene Gruppen eine stärkere Kompetenzbreite und Lösungsvielfalt. Welches „Mischverhältnis“ das richtige ist, ist von der Situation abhängig. Beide Extreme sollten jedoch aufgrund negativer Effekte, wie Informationsverlust und Konfliktpotenzial, vermieden werden.

Welche Auswirkung hat die Anzahl der Teammitglieder auf das Unternehmen?

Neben den genannten Vorteilen eines größeren und vielseitigen Teams bestehen auch Gefahren:

  • Risky Shift: Gruppen reagieren risikoreicher als einzelne Personen. Das ist damit zu begründen, dass Entscheidungen im Konsens nach einem Abwägungsprozess getroffen werden und daraus resultierend jedes Teammitglied einen Teil der „Schuld“ auf den anderen überträgt.
  • Group-Think: Während einer Diskussion versucht der Einzelne seine eigene Idee der Gruppenmeinung anzupassen. Wird die eigentlich intelligentere Lösung verworfen, können so schlechtere Lösungen entstehen.
  • Social-Loafing: Untersuchungen zeigen, dass sich manche Einzelpersonen bewusst während der Teamarbeit zurückhalten. Sie arbeiten ineffizient, da ihr konkreter Anteil an der Arbeit nicht ersichtlich ist.

Derartige Probleme können vermieden werden, indem neben Gruppen- auch Einzelziele formuliert, Verantwortungsbereiche abgegeben und Teammeetings durchgeführt werden.

Wie läuft der Teamentwicklungsprozess ab?

Das 5-Phasenmodell von Tuckman untergliedert die Teamentwicklung in 5 Prozesse:

1. Orientierungsphase: Kennenlernen, geprägt von Sicherheitsdenken
2. Konfrontationsphase
: Konflikt um Teamrollen
3. Kooperationsphase
: Hierarchien, Aufgabenbereiche, Richtlinien und Methoden werden erstellt
4. Wachstumsphase
: eigentliche Arbeit am Projekt
5. Auflösungsphase
: Vollendung und Auflösung des Projekts

Der Verlauf dieser Phasen ist nicht immer geradlinig. Kommt beispielsweise ein neues Mitglieder hinzu oder verändern sich die Rahmenbedingungen, kann das Team in seiner Entwicklung zurückgeworfen werden.

Individuelle Antworten und Beispiele aus der Praxis gab es diesbezüglich auch während des Gründertreffs im November, der erstmalig in Form einer Podiumsdiskussion stattfand.

Die drei Gründerteams

  • Campua, Betreiber einer mobilen Kaffeebar,
  • Neongrau, aktiv in unterschiedlichsten Projekten im Produkt- und Kommunikationsdesign,
  • Verschenx.com, ermöglichen es mit ihrem Gutscheinportal, Freunde einem kleinem Geschenk zu überraschen,

unterstrichen noch einmal, wie wichtig das Erarbeiten konkreter gemeinsamer Zielvorstellung und das Miteinander ist. Darüber hinaus diskutierten sie untereinander und mit dem Publikum über diverse Fragen der Finanzierung, über Fördermöglichkeiten und Versicherungen sowie Produktpolitik und Vertrieb.

Der nächste Gründertreff findet am 18.12.2012 zum Thema: Preispolitik – Kalkulation, Rabatte und weitere Gestaltungsinstrumente statt.

↑ Nach oben