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Grün­der­por­trait #13 – Unter­neh­mens­nach­folge als Alter­native zur Neugründung

Kathrin Höntsch schaffte den Sprung in die eigene Selbst­stän­digkeit auf eine andere Art: Sie übernahm das Inge­nieurbüro ihres Vaters.

Eine Unter­neh­mens­nach­folge ist eine inter­es­sante Alter­native zur Neu­gründung, die besondere Her­aus­for­de­rungen mit sich bringt.

1. Welches Unter­nehmen haben Sie übernommen?

Ich habe das Inge­nieurbüro meines Vaters mit 8 Mit­ar­beitern über­nommen. Wir beschäf­tigen uns haupt­sächlich mit der Bau­ver­messung, haben uns jedoch mit der Pflege von Geo­in­for­ma­ti­ons­sys­temen für Kom­munen und Ver­sorgern ein zweites Standbein geschaffen. Wir – das war bisher die gesamte Familie: meine Eltern, meine Schwester und ich. Mit der Über­nahme ver­lassen mein Vater und meine Mutter die Firma.

2. Wann haben Sie sich für die Über­nahme entschieden?

Vor 5 Jahren fiel die Ent­scheidung für die Wei­ter­führung des Fami­li­en­un­ter­nehmens. Um die erfor­der­liche Qua­li­fi­kation für die Führung eines Inge­nieur­büros zu erreichen, begann ich mit ein Fern­studium zum Wirt­schafts­in­ge­nieur. Zweifel – ob das der richtige Weg für mich ist – hatte ich bis zu letzt.

3. Was waren die größten Her­aus­for­de­rungen während der Über­nahme und wie haben Sie diese bewältigt?

Die Über­nahme fand zum 01.03.2011 statt. Noch im Januar hatte ich die letzten Prü­fungen meines Stu­diums zu bestehen. Den Druck, alle Stu­di­en­leis­tungen erfolg­reich abzu­schließen empfand ich als sehr hoch. Dazu kommt die Tat­sache, dass das Inge­nieurbüro seit der Gründung vor 20 Jahren durch meinen Vater geführt wurde. Er hatte die Kon­takte zu den wich­tigen Kunden. Diese zu über­nehmen und darauf auf­zu­bauen ist die Basis für das Wei­ter­führen des Unter­nehmens. Doch nicht nur der Umgang mit den Kunden ist neu, auch die neue Rolle als Füh­rungs­kraft stellt für mich eine Her­aus­for­derung dar. Von der Kol­legin zur Chefin zu werden ist eine Umstellung, mit der ich mitt­ler­weile gelernt habe umzugehen.

4. Was macht Sie besonders stolz bzw. was sind Ihre bis­he­rigen Erfolge?

Seit April führe ich das Inge­nieurbüro. Die Kon­takte zu Kunden wurden per­sönlich über­geben. Das erste Vier­teljahr liegt hinter mir und das Geschäft ist gut ange­laufen und unsere Kunden akzep­tierten den Wechsel. Auch von meinen Mit­ar­beitern wurde der Rol­len­wechsel akzep­tiert. Bei Fragen und Pro­bleme bin ich ihr neuer Ansprechpartner.

5. Gab es Tage, an denen Sie sich nicht sicher waren, wie und ob es wei­ter­gehen soll? Wenn ja: wie haben Sie diese Hürden bewältigt?

Es gab schon Tage, es gab schon Tage an denen ich nicht wusste wie es wei­ter­gehen soll: bei­spiels­weise an Tagen an den Zuschläge an weitaus bil­ligere Kon­kur­renten gehen. Neuen Mut schöpfe ich, indem ich mir vor Augen führe, was ich schon erreicht habe. Obwohl das nicht immer einfach ist. Unsern Erfolg erreichen wir, indem wir uns auf bestehende Geschäfts­ver­bin­dungen stützen und diese weiter ausbauen.

6. Welche Erfah­rungen möchten Sie an andere wei­ter­geben, die jetzt vor der Ent­scheidung stehen, eine Unter­neh­mens­nach­folge anzutreten?

Viel reden, jedoch nicht jedes kleine, unbe­deu­tende Problem aus­dis­ku­tieren- vieles regelt sich im Laufe der Zeit. Bei einer erneuten Unter­neh­mens­nach­folge würde ich mir selber mehr Zeit lassen die Orga­ni­sation und Rechtsform besser zu planen. Durch mein Studium habe ich mich bei vielen Ent­schei­dungen von anderen leiten lassen um Ärger aus dem Weg zu gehen und die Aussage: „Das kannst du dann ändern.“ ist so nicht ganz richtig. Eine Umschreibung ist mit sehr, sehr viel Papier ver­bunden und man ändert nicht kurz nach einer Nach­folge nochmal die Rechtsform. Also lieber gleich richtig und nichts Halbes.

7. Was ist Ihre Zukunfts­vision bzw. was möchten Sie in den nächsten 5 Jahren erreichen?

  • Ich möchte das Unter­nehmen wei­ter­führen, Kun­den­kon­takte aus­bauen und mich auf dem Geo­in­for­ma­ti­ons­markt mehr etablieren.
  • Die Familie und die Arbeit gut ver­einen und natürlich für mich ein regel­mä­ßiges Ein­kommen sichern.

Wer kein Unter­nehmen in der Familie hat, welches er über­nehmen kann und will, und sich für das Thema Unter­neh­mens­nach­folge inter­es­siert, laden wir zu unserem nächsten FOL­GE­RICHTIG-Treffen ein. Das Nach­fol­gen­etzwerk der Region Dresden hat am 22. November 2011 Steffen Söll ein­ge­laden. Er hat ein mit­tel­stän­diges Unter­nehmen gekauft und so seine Vor­stellung von der eigenen Selbst­stän­digkeit umge­setzt. Was für ihn die wich­tigsten Schritte waren und was es zu beachten gilt, gibt er gern an Inter­es­sierte weiter.

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