Veröffentlicht am

Judith Faller-Moog bei den Beginnerinnen – eine Nachlese

© Bio Planète
© Bio Planète

Am 12. September war es wieder so weit. Die Beginnerinnen – eine Runde junger  Gründerinnen aus Dresden – haben sich zum Netzwerken getroffen. Zu Gast war diesmal Judith Faller-Moog, die Geschäftsführerin von BIO PLANÈTE aus Lommatzsch. Für sie sei es an der Zeit etwas zurück zu geben, erklärt die erfolgreiche Unternehmerin ihr Engagement bei der Begrüßung und wie wertvoll es sei in einer solchen Runde voneinander zu lernen. In der folgenden Stunde beeindruckte sie unsere Beginnerinnen mit ihrem Lebensweg und sprach darüber, wie Kindheit, Veränderungen, die Liebe und ihre Wahlheimat Sachsen ihre Entwicklung als Unternehmerin beeinflusst haben.

Aufgeben war nie eine Option.

Einen Großteil ihrer Kindheit verbrachte Judith im Ausland. Da ihr Vater als Entwicklungshelfer arbeitete, zog die Familie zuerst nach Afghanistan, dann nach Burundi. Mitte der 1980er Jahre kauften sie einen Hof in Südfrankreich – eine Region, die man heute mit Urlaub verbindet. Dabei ist es karg und damals gab es ein verfallenes Haus neben dem anderen. Als die Familie den Hof bereits kurze Zeit später wieder aufgeben musste, investierte sie das letzte Geld in eine Ölpresse und baute damit eine neue Existenz auf. Judith machte ihr Abitur in Frankreich und unterstützte den kleinen Familienbetrieb, der damals Bioprodukte verarbeitete und verkaufte.

Froh wieder nach Deutschland zu können, begann sie 1988 in Kiel Ernährungswissenschaft zu studieren. Der plötzliche Tod des Vaters brachte die damals 21-Jährige zurück nach Frankreich, denn das Lebenswerk ihres Vaters aufzugeben stand nicht zur Debatte. Bevor sie sich jedoch ganz auf den Betrieb konzentrierte, wollte sie ihr Studium beenden. Für die Diplomarbeit zog es Judith nach Ruanda, wo sie ihr Interesse für Entwicklungshilfe und Ernährungswirtschaft vereinte.

Landwirtschaft ist das letzte große Abenteuer in Deutschland.

Mit der Zeit gefiel Judith die Arbeit auf dem Lebensmittelbetrieb. Sie setzte sich als junge Frau bei den Banken durch und fällte große Entscheidungen meistens alleine. Doch als sie 2000 ihre erste große Liebe wiedertraf und heiratete, zog sie zu ihm nach Sachsen. Sie hatte all ihre Zeit in das Unternehmen gesteckt. „Wenn man weiß, was man will, findet man immer eine Lösung.“ Also suchte Judith einen Partner für die Ölmühle, der noch heute die Produktion in Frankreich leitet.

Die Produktion in der französischen Ölmühle entwickelte sich gut. Aus Lommatzsch steuert Judith zunächst Marketing und Vertrieb. Da der deutsche Markt für Bioprodukte viel Potenzial bietet, baute sie hier eine zusätzliche Abfüllanlage für heimische Öle auf. Stehen bleiben gibt es bei Judith nicht. Die Firma wächst kontinuierlich und sie schiebt immer neue Projekte an. Ganz neu im Angebot sind Mehle aus dem Presskuchen, die Reste aus der Ölproduktion. Bislang wurde dieser verfüttert. Darin sind aber besonders viele Proteine und Ballaststoffe enthalten. Aber sie engagiert sich auch für die Bio-Landwirtschaft und regionale Lebensmittel – sie ist Gründerin der Initiative Gemeinsam für mehr Bio-Landwirtschaft in Deutschland und Mitgründerin von fein & sächsisch e.V.

Ihre älteste Tochter studiert inzwischen Landwirtschaft und möchte den Betrieb einmal übernehmen. Das lässt das Mutterherz natürlich höher schlagen und spornt sie zusätzlich an. Sie freue sich darauf, die Herausforderungen später gemeinsam anzugehen.

Judith Faller-Moog im Gespräch mit den Beginnerinnen (Foto: dresden|exists)
Judith Faller-Moog im Gespräch mit den Beginnerinnen (Foto: dresden|exists)

Man darf das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren.

Um ihre Rente sorgt sich die Unternehmerin bislang nicht. Ein großes Sicherheitsbedürfnis habe sie nie gehabt. Das sollten junge Frauen vielleicht anders machen. Vor Kurzem schrieb sie wieder einen Businessplan – für sich selbst, um ihre Zukunftsideen zu Papier zu bringen und nicht für eine Bank. Ein Glück, dass Judith Excel-Tabellen liebt. „Egal, was man sagen will, es sollte auf ein Blatt passen“ findet sie. Man sollte wissen, was wichtig ist. So kann man sich besser fokussieren.

Nach so viel Input schwatzten die Gründerinnen in kleineren Runden weiter. So unterschiedlich die Wege jeder Einzelnen sein mögen – alle waren sich am Ende einig. Judith Faller-Moog ist eine beeindruckende Frau, die mit ihren Erfahrungen unwahrscheinlich viel Mut macht.

↑ Nach oben