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„Einfach machen!“ – Das war das Gründerfoyer #47 Best of 20 Jahre

So einiges Nervenflattern hat uns das Gründerfoyer #47 ja beschert. Die Ereignisse im Hörsaalzentrum hatte für etwas Unruhe gesorgt und so brauchten wir am Vorabend eine neue Location. Da wir aber nicht nur Gründungsprojekte als Team tatkräftig anpacken, war am 28.11. pünktlich 18:30 Uhr nichts mehr davon zu spüren. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben!

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(Foto: Robert Gebler)

Der Umzug in den Chemie-Bau tat der Stimmung keinen Abbruch. Der Hörsaal platze zum Vortragsslot aus allen Nähten. Es tut uns sehr leid für alle, die draußen bleiben mussten. Über 300 Besucher waren gekommen, um von Rocco Deutschmann (Geschäftsführer von TraceTronic), Jan Blochwitz-Nimoth (Mitgründer von Novaled) und Carsten Bether (Mitgründer von Kiwigrid) zu erfahren, wie das so geht mit dem erfolgreichen Gründen. Die drei inzwischen gestandenen Unternehmer lieferten sich über eine Stunde einen lockeren Schlagabtausch. Sie erzählten, vom ersten Millionen-Scheck und entlocktem dem Publikum mit ihren Anekdoten aus der Anfangszeit den einen oder anderen Lacher. Doch noch mal auf Anfang…

Revival der Stars – die Gründungsstory

Jan promovierte in den 90ern bei Prof. Karl Leo zu organischen Leuchtdioden (OLED). 2001 stellte sich die Frage „Was machen wir damit?“ Eine große Werbefirma interessierte sich für die Technologie. „Wir organisieren das Geld. Ihr entwickelt die Technologie. Also gründeten wir eine Firma“, fasste Jan den Start zusammen. Ganz so einfach war es dann nicht, denn mit 9/11 war das versprochene Kapital weg. Aber das Team hat weitergemacht. „Der Physiker traut sich alles zu,“ erklärte Jan. Heute produziert Novaled organische Halbleitermaterialien für die OLED-Produktion und wurde mit der Übernahme von Samsung zu einem Global Player.

Foto: Robert Gebler
Live auf der Bühne (v.l.): Jan Blochwitz-Nimoth (Mitgründer von Novaled), Rocco Deutschmann (Geschäftsführer von TraceTronic) und Carsten Bether (Mitgründer von Kiwigrid). (Foto: Robert Gebler)

Carsten lernte die Startup-Welt auf andere Weise kennen: Nach dem Studium arbeitete er für Intershop und auch im Silicon Valley. Doch die Motivation Kiwigrid zu gründen war der eigene Bedarf. Als er sein Bauerngut in der Lausitz mit erneuerbaren Energieträgern ausstatten und diese vernetzen wollte, hörte er „Geht nicht.“ Also entwickelte er die nötige Technologie mit seinen Mitgründern einfach selbst. Diese ermöglicht es, dass Speicher, E-Autos, Windräder und Solaranlagen miteinander kommunizieren und aus der Ferne gesteuert werden können. Heute steht Kiwigrid auf der Liste der Global Cleantech 100 und zählt weltweit zu den vielversprechenden Energie-Startups.

TraceTronic hat heute 250 Mitarbeiter. Doch abegonnen hat alles etwas kleiner: „Es zeichnete sich bereits ab, dass sich das vernetzte Fahren stark entwickeln wird. Doch die Unternehmen hatten Probleme mit der Software und waren bereit Geld auszugeben“, erklärte Rocco. Ganz Wissenschaftler hätten sie einen theoretischen Ansatz entwickelt, doch das war nicht das, was die Autoindustrie wollte. Also entwickelten die vier Gründer fast nebenbei ein Tool zum Test von Steuerungssoftware und starteten 2004 in einem Kellerbüro ihr Unternehmen. 2005 hatten sie den ersten großen Auftrag in der Tasche. „Als ich mit dem Verrechnungsscheck über 120.000 Euro zur Bank gegangen bin, dachte ich mir gehört die Welt“, beschrieb Rocco das Gefühl der ersten Zeit.

Full house - Mehr als 300 Besucher kamen zum Gründerfoyer #47. (Foto: Robert Gebler)
Full house – mehr als 300 Besucher kamen zum Gründerfoyer #47. (Foto: Robert Gebler)

Finanzierung – viele Wege führen zum Geld

Die Finanzierung ist entscheidend für ein junges Startup. TraceTronic, Novaled und Kiwigrid sind dabei ganz unterschiedlich vorgegangen. Denn die Finanzierungsstrategie muss zum Geschäftsmodell und auch zu den eigenen Vorstellungen als Unternehmer passen – da waren sich die Drei einig.

TraceTronic gehört bis heute den Gründern. Und Carsten stellte fest: „Diese Freiheit gefällt mir ganz gut.“ So müssten sie sich zwar im Team immer wieder auf einen gemeinsamen Weg einigen, sich aber vor keinem Investor verantworten.

Bei Novaled stand hingegen von Anfang an fest, dass es ohne Investment nicht geht. „Wir brauchten 5 Millionen Euro, sonst hätten wir gar nicht angefangen“, erklärte Jan. Die OLED Entwicklung hatte 2001 einen Stand erreicht, wo es wichtig war, schnell los zu legen. Dafür brauchten sie nicht nur ein Team sondern auch Anlagen-Technik. Nachdem der erste Investor überzeugt und 1,5 Millionen zugesagt waren, ging es Schlag auf Schlag. Doch der Novaled-Gründer ist sich sicher: „Das Geld würde man heute nicht so einfach bekommen.“

Auf dem Energiemarkt ist Kiwigrid mit Regulierung und Hochsicherheitsaspekten konfrontiert und so waren starke Partner unerlässlich. Nach einer EXIST-Förderung gewann das Unternehmen zunächst den HTGF als Investor und später den innogy Venture Fonds. 2016 verließen die Exit-orientierten Investoren das Unternehmen und innogy beteiligte sich direkt. Ein wichtiger Schritt für Kiwigrid, denn damit verbunden waren auch neue Aufträge. Carstens Erfahrung: „Ein Investor ist nicht das böse Gespenst. Wenn man ehrlich zueinander ist, ist er ein wichtiger Helfer fürs Unternehmen.“

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Gründermeile auf dem Gründerfoyer – hier trifft sich die Dresdener Gründerszene. (Foto: Robert Gebler)

Aus den Startup-Schuhen herausgewachsen

Mit der Entscheidung für Venture Capital sei eines immer klar gewesen, so Jan: „Es gibt drei Möglichkeiten: man geht an die Börse, das Unternehmen geht Pleite oder man verkauft.“ Nach dem Verkauf von Novaled blieb er noch vier Jahre bei Samsung. Nun will er noch einmal den Startup-Spirit erleben, dieses besondere Gefühl bei der ersten Seed-Runde. „Das tolle in einem Gründerteam ist, dass wenn man ein Problem hat – einer hat immer eine Lösung und reißt die anderen mit.“ Das erlebe er nun wieder bei seinem neuen Projekt Arioso Systems.

Auf die Frage was sich für ihn in den 15 Jahren verändert hat, antwortete Rocco: „Am Anfang hat jeder alles gemacht: Entwickler, Vertrieb, Human Ressources und Hausmeister. Neu ist es die Organisation und die Vision des Unternehmens voranzutreiben… nur der Hausmeister ist geblieben.“ Doch neben diesen Aufgaben versuche er sich Inseln zu schaffen, wo er das Startup-Feeling noch einmal spüren kann. So haben sie sich mit TraceTronic an dem Dresdner Startup Silistra Systems beteiligt und 2017 eine eigene Niederlassung in den USA gegründet.

Carsten stellte zum Thema Unternehmenswachstum fest, dass es irgendwann nicht mehr die Frage sei, die passenden Leute zu gewinnen, sondern sie zu halten. Ab 50 Mitarbeiter trägt nicht mehr das Gründerteam das Unternehmen, sondern die Unternehmenskultur. „Wir haben den Zeitpunkt diese aufzubauen etwas verpasst und hatten viel Arbeit.“ Heute versuche er sich mit jedem einzelnen Mitarbeiter zu unterhalten. Man bekomme einen anderen Einblick und transportiert gleichzeitig ein offenes Klima.“

Die Tipps der Erfahrenen

Zum Abschluss gaben alle den Gründern von Morgen noch etwas mit auf den Weg:

  • Rocco gab den Tipp, Ratschläge nicht einfach anzunehmen: „Holt euch Tipps, aber schaut genau darauf, ob das auf mein Unternehmen und Geschäftsmodell passt.“
  • Die Botschaft von Carsten: „Wenn du daran glaubst und Freude daran hast – dann mach es einfach!“
  • Jan gab folgendes mit auf den Weg „Es wird nicht immer alles klappen, aber so lange ihr Spaß daran habt, macht einfach weiter!“

Die Newcomer am Mic

Neben unseren Stars trauten sich auch wieder junge Gründerinnen und Gründer auf die Bühne.

Die Pitch-Runde startete Friedrich Tietze von Suburban Seafood. Vor 6 Jahren startete Fritz nach seinem Studium der Wasserwirtschaft an der TU Dresden mit der Idee, eine Nachzucht für Garnelen aufzubauen. Viel Schweiß und Energie hat er gemeinsam mit seinen zwei Mitgründern nicht nur in den ehemaligen Schweinestall in Nebelschütz gesteckt, der sich inzwischen in eine innovative Hatchery verwandelt hat. Als erste deutsche Hatchery züchten sie Garnelenlarven für die Aufzuchtbetriebe in Europa – gesunder Larven aus der Region.

Da er seine Zeit lieber für andere Dinge nutzt, als beim Kochen im Topf zu rühren, kam Axel Fickert von Quirl it auf die Idee, dass zu automatisieren. Da er nach einem Test mit einem Mixer die Küche neu renovieren musste, war ein anderer Ansatz gefragt. Gemeinsam mit Michael Stampka und Paul Frölich entwickelten sie einen selbstrührenden Kochtopf, der durch Induktion aus dem Kochfeld angetrieben wird. Ganz nach dem Motto „Lasst nichts anbrennen!“ … denn das war fast allen im Hörsaal schon einmal passiert.

Better Basics Laborbedarf sagen dem Chaos im Labor den Kampf an. Das Team aus dem Leibniz-Institut für Polymerforschung hat ein modulares Ordnungssystem für Labore entwickelt. D.h. jeder Anwender kann sich sein „Regal-System“ nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen. Der große Vorteil: Sie arbeiten mit 3D-Druck, so dass sehr flexibel neue Komponenten entwickelt werden können. Ihr habt Lust das Team zu unterstützen? Sie suchen aktuell nicht nur einen Investor sondern auch Unterstützung im Marketing und Vertrieb.

Eine sehr persönliche Geschichte erzählte Julia Lüpfert. In ihrer Jugend hielt keine Beziehung länger als zwei Jahre. Als sie ihren heutigen Mann kennenlernte beschloss sie, das zu ändern und beschäftigte sich intensiv mit der Beziehung. Damit auch andere Paare mit Spaß und Leichtigkeit mit ihrer Partnerschaft auseinandersetzen, startete sie Julinga und entwickelt nun Spiele für die Partnerschaft. Julia und ihr Gründungsprojekt haben wir euch im Oktober im Interview vorgestellt.

Und jetzt?

Falls Ihr auch eine eigene Idee verfolgt, dann meldet euch bei uns und vereinbart einen Beratungstermin. Denn wir unterstützen euch, damit aus eurer Idee ein erfolgreiches Startup wird.

Alle die schon einen Schritt weiter sind, können sich ab dem 15. Januar 2020 für den Sächsischen Gründerpreis ewerben. Gesucht werden innovative Geschäftsideen und Gründungskonzepte. Mehr Infos dazu findet ihr bei .

Zum Abschluss… Danke für ein gigantisch tolles Gründerfoyer!

Vielen Dank an unsere Referenten, an futureSAX, Lineupr und Lohrmann’s Brew für die Unterstützung, Danke an alle Gründer und Partner aus der Startup-Szene, die auf der Gründermeile fleißig Fragen beantwortet haben und natürlich auch an ein großartiges Publikum!

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