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Gründerportrait #26: Roberto Hengst – Nachfolger der BWG Computer Systeme GmbH

Für Roberto Hengst kam das Angebot für eine Unternehmensnachfolge überraschend. Eigentlich hatte er geplant, als Angestellter seine Brötchen zu verdienen. Jetzt kam es doch anders und er führt seit dem 01.01.2012 sein eigenes Unternehmen mit 17 Mitarbeitern. Wie es dazu kam und welche Herausforderungen er gemeistert hat, hat er uns erzählt.

1. Welches Unternehmen haben Sie übernommen?

Ich habe die BWG Computer Systeme GmbH mit Hauptsitz in Freiberg übernommen. Das Unternehmen präsentiert sich als ein mittelständisches IT-Systemhaus mit dem Schwerpunkt im Bereich des Gesundheitswesen. Unser Kernkompetenz liegt in der Beratung, Planung und Realisierung von individuellen IT-Lösungen sowie der Schulung, Einarbeitungsworkshops und dem Kundendienst. Spezialisiert sind wir auf niedergelassene Arztpraxen und Medizinischen Versorgungseinrichtungen. Mit derzeit 17 Mitarbeitern betreuen wir über 450 Kunden direkt. Unser Motto – Kümmern Sie sich um Ihre Patienten, wir kümmern uns im Ihre IT!

2. Wie und wo haben Sie den Übergeber kennen gelernt?

Eigentlich habe ich gar nicht aktiv nach einem Unternehmen gesucht. Ich kenne den Übergeber schon länger, hatte jedoch nie mit Ihm über das Thema Unternehmensnachfolge gesprochen. Und plötzlich stand dieses Thema im Raum – gegen Ende 2010.

3. Wann haben Sie sich für die Übernahme entschieden?

Es hat schon eine ganze Weile gedauert, bis ich mir sicher war, das Unternehmen zu kaufen. Es ist unumgänglich, das Unternehmen auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zu prüfen, jedoch ebenso mit sich und seiner Familie im Klaren zu sein, was dieser Schritt bedeutet. So zirka sechs bis neun Monate habe ich gebraucht, mir diesen Schritt zu überlegen.

4. Was waren die drei größten Herausforderungen während der Übernahme und wie haben Sie diese bewältigt?

Ich schätze mich als einen sehr genauen, von Perfektion getriebenen Planer ein. Ebenso bin ich auch an die Planung der Unternehmensnachfolge gegangen, habe Seminare besucht, mich bei allen möglichen Institutionen schlau gemacht und habe letztendlich auch bei mehreren Banken vorgesprochen. Ich glaubte alles sehr gut, mit genügend zeitlichem Puffer geplant zu haben. Zum Termin der Übernahme hin (01.01.2012) hatte ich dann doch noch arge Problem mit der termingerechten Finanzierung. Eine weitere Herausforderung war das Durchsetzen von Förderungen. Es war oft schwer einen kompetenten Ansprechpartner auf den Ämtern zu finden. Im Unternehmen war es eine Herausforderung, mich mit den Angestellten zu identifizieren. Der Altersdurchschnitt ist relativ hoch und die Strukturen sind über die Jahre gewachsen,  was es mir als jungen Unternehmer nicht immer einfach gemacht hat. Durch persönliche Einzelgespräche habe ich den Kontakt zu den Angestellten gefunden und als Führungskraft akzeptiert.

5. Was macht Sie besonders stolz bzw. was sind Ihre bisherigen Erfolge?

Was heißt stolz, ich bin froh, dass ich es bis hierher geschafft, die Hürden, die mir im Wege standen überwunden und mich schon recht gut eingelebt habe. Trotz allem geht der Prozess immer weiter, als Führungskraft darf man nie rasten und sich auf seinen bisherigen Erfolgen ausruhen.

6. Gab es Tage, an denen Sie sich nicht sicher waren, wie und ob es weitergehen soll? Wenn ja: wie haben Sie diese Hürden bewältigt?

Diese Tage gab es eigentlich nicht bei mir. Wenn Probleme hochkamen, dann wurde sich diesen angenommen und mit allen verfügbaren Mitteln eine Lösung geschaffen. Der Vorteil einer Unternehmensnachfolge ist ja oftmals, dass ein bereits funktionierender Geschäftsbetrieb zugrunde liegt. Anders sieht das oftmals bei einer Gründung aus, da kann ich mir schon vorstellen, dass es Tage gibt, wo man nicht weiß ob und wie es weitergeht.

7. Welche Erfahrungen möchten Sie an andere weitergeben, die jetzt vor der Entscheidung stehen, eine Unternehmensnachfolge anzutreten?

Ich kann jedem nur empfehlen, die Planung der Übernahme sehr genau und präzise zu planen. Vor allem sollte das Zeitfenster nicht zu klein formuliert werden, lieber etwas Puffer haben, als die Zeit im Nacken zu haben. Ich hätte nie gedacht, dass eine solche Angelegenheit so zeitintensiv sein kann. Weiterhin kann ich nur empfehlen sich professionelle Institutionen wie z.B. dresden exists zu suchen, die aktiv bei der Planung unterstützen.  Bevor Sie verbindliche Entscheidungen treffen, hören Sie auf Ihre innere Stimme, ob Sie das Gefühl haben, sich mit dem Übergeber zu verstehen. Haben Sie ein schlechtes Gefühl, überlegen Sie sich Ihre Entscheidung lieber noch einmal. Seien Sie sich außerdem im Klaren, dass ein solcher Schritt nicht nur positive Seiten mit sich bringt, Sie übernehmen Verantwortung für ein Unternehmen und deren Angestellte.

8. Was ist Ihre Zukunftsvision bzw. was möchten Sie in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Ganz klar hat man als Unternehmer gewisse Visionen und Ziele im Kopf, die man erreichen möchte – und das ist auch gut so. Am allermeisten wünsche ich mir jedoch, dass ich in Zukunft das Unternehmen ebenso erfolgreich und solide führen kann wie mein Vorgänger. Nichts desto trotz möchte ich mit das Unternehmen weiter voranbringen und auch neue Geschäftsfelder erschließen. Unsere Branche befindet sich nach wie vor im Aufwind und auch ich möchte versuchen, das Unternehmen weiter zu etablieren.

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