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Gründerportrait # 25 – Juliana Socher

1. Was ist Inhalt Deiner Selbstständigkeit?

Ich bin freiberufliche Fotokünstlerin. In meiner Fotografie möchte ich sowohl bildjournalistische, als auch künstlerische Ansprüche vereinen und mit einer Bildsprache, die lebendig und natürlich den Moment und die Menschen so einfängt, neue Wege gehen. Ich habe mich auf Reportage-, Portrait-und Hochzeitsfotografie spezialisiert und arbeite in der verbleibenden freien Zeit an eigenen Fotoprojekten. Dabei kann ich mich künstlerisch und inhaltlich austoben: Frauenrechte, Industrialisierung, Entwicklungspolitik – es gibt unzählige Themen, die mich interessieren, und die ich fotografisch bearbeiten möchte.

 

2. Wie und wann kam die Idee dazu?

Der Wunsch, etwas Kreatives zu schaffen, begleitet mich von Kindesbeinen an, schöpferisches fasziniert mich, und neben Stift, Feder und Tinte wurde schließlich die Kamera zum Mittel der Wahl. Bis zur Mitte meines Studiums (Sprach-und Kulturwissenschaften, mittlerweile im Master) hatte ich vor lauter Stress und Jobsorgen keinen ernsthaften Gedanken an eine Karriere als Fotografin verschwendet, doch irgendwann fiel zum Glück der Groschen: warum drehe ich nicht den Spieß um und mache das Studium zum inspirierenden Hobby, und mein Hobby zum Beruf?

3. Wann hast DU die Entscheidung zur Gründung getroffen?

Als Geisteswissenschaftlerin verstehe ich mich gut darauf, meine Berufswahl rechtfertigen zu müssen, der Wechsel von einer „brotlosen“ Disziplin in die andere tat mir also nicht weh. Nachdem ich viele ehrenamtliche Fotoaufträge bearbeitet und viele Erfahrungen gesammelt hatte, wusste ich: das ist es, das möchte ich auch noch in 50 Jahren machen. Nach einem frustrierend eintönigen Bachelorstudium, damals noch in Leipzig, war dieser Gedanke eine Offenbarung. Seit Beginn des Jahres bin ich nun als Freiberuflerin angemeldet und kann bestätigen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

4. Was waren die drei größten Herausforderungen auf dem Weg in die
Selbstständigkeit und wie hast Du sie bewältigt?

Als größte Herausforderung erwies sich die eigene, innere Barriere. Man beginnt, Sicherheiten und Risiken abzuwägen, ernüchternde Kalkulationen anzustellen und sich ernstlich zu fragen, wie man je auf den Gedanken kommen konnte, von der eigenen Idee leben zu können. Letztlich ist es jedoch eine Frage der Geduld und der Begeisterung für die Sache. Wenn man sich ersteres antrainiert und zweiteres mitbringt, dann ist alles zu schaffen, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Die Organisation von selbstständiger Tätigkeit und Studium ist nach wie vor eine große Herausforderung, und immer wieder begegne ich auch Zweifeln, die von außen an mich herangetragen werden: kannst du dich als Autodidaktin auf dem heiß umkämpften Markt überhaupt behaupten? Willst du wirklich mit solcher finanzieller Unsicherheit leben?

 

5. Was macht Dich besonders stolz bzw. was waren Deine bisherigen Erfolge?

Seit ungefähr 6 Jahren widme ich mich der professionellen Fotografie, und es macht mich stolz, eine deutliche Entwicklung zu sehen; zu lernen und sich zu verbessern ist ein wunderbares Gefühl. Glücklich machen mich die Menschen, die ich im Rahmen meiner Arbeit kennenlerne, und stolz mach mich ihr Feedback. Als Fotograf beschäftigt man sich schließlich mit einem sensiblen Thema: dem Selbstbild und Selbstwertgefühl anderer Menschen. Das bringt eine Menge Verantwortung mit sich, und deshalb ist es umso schöner, wenn man mit Bildern in Menschen etwas Gutes bewegen kann.

6. Gab es Tage, an denen Du nicht sicher gewesen bist, wie und ob es weitergehen soll? Wenn ja: wie hast Du diese Hürden bewältigt?

Von diesen Tagen gab es einige. Auftragsflauten, nicht zahlende Kunden, horrende Investitionen – dieses ernüchternde Lied ist vermutlich jedem und jeder Selbstständigen wohlbekannt. Und wie oft höre ich den berüchtigten Satz „Bevor ich etwas bezahle, mache ich es lieber selbst“! Geringschätzung der eigenen Tätigkeit kann sehr desillusionierend sein, aber letztlich auch wieder anspornen. Ich bin kein Knips mit Handykamera: ich bin Fotografin mit Herz und Seele. Auch hier ist der Schlüssel wieder die innereBegeisterung und die Hingabe. Aufhören war nie wirklich eine Option, denn ich liebe das, was ich tue.

7. Du hast beim ersten gründerCAMP von dresden | exists teilgenommen. Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht?

Durch die praxisnahen Seminare und die kompetente Beratung im Rahmen des Gründercamps habe ich mir innerhalb von 3 Monaten ein Know How aneignen können, mit dem ich mich als Gründerin nun gut gerüstet fühle für den Freiberufler-Arbeitsalltag – der, so gern man das auch ausblenden möchte, auch aus Buchhaltung und Steuern besteht. Den Weg bis hin zur Gründung nicht allein gehen zu müssen, sondern im Team anzugehen, war eine tolle Erfahrung, wofür ich den engagierten Mitarbeitern und Dozenten herzlich danken möchte!

7. Welche Erfahrungen möchtest Du an andere weitergeben, die jetzt vor der Entscheidung zur Selbstständigkeit stehen?

Sei realistisch mit Zahlen, idealistisch mit deinen Zielen, mutig und kreativ. Nutze dich nicht selber aus und lass dich nicht ausnutzen – das mag alles vielleicht neunmalklug klingen, aber all diese Dinge rufe ich mir auch selbst jeden Tag wieder in Erinnerung.

8. Was ist Deine Zukunftsvision bzw. was möchtest Du in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Ich möchte gern verstärkt im Reportagebereich arbeiten, entweder im Rahmen eigener Projekte oder im Auftrag von Institutionen, Firmen, oder Zeitungen. Ich möchte gern noch einmal nach Kenia zurückkehren, um ein bereits angefangenes entwicklungspolitisches Fotoprojekt dort weiterzuführen. Ich möchte immer wieder neue Wege gehen und mit meiner Arbeit Dinge in Bewegung setzen. Und, ja, ich möchte meine Miete davon bezahlen können – man wird ja noch träumen dürfen!

Juliana Socher *

 

 

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Fotoprojekt in Kenia
Fotoprojekt in Kenia*

*Das Copyright aller hier gezeigten Fotos liegt bei Juliana Socher.

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